Der Dax im Höhenrausch: Erstmals in seiner Geschichte hat der Leitindex am Freitag die psychologisch wichtige 11.000-Punkte-Marke übersprungen. Die wieder etwas versöhnlicheren Töne im griechischen Schuldenstreit und die Einigung auf eine Waffenruhe in der Ukraine stimmten die Anleger zuversichtlich. In der Spitze notierte der Dax, der die 30 wichtigsten deutschen börsennotierten Unternehmen enthält, 0,9 Prozent fester bei 11.013,85 Zählern. Er war bereits in den vergangenen Woche von eine Rekordhoch zum nächsten geeilt. "Wie weit das Prinzip Hoffnung den Dax allerdings über die 11.000 Punkten tragen kann, bleibt abzuwarten", sagte CMC Markets-Analyst Andreas Paciorek. Bis zum späten Vormittag bröckelten die Gewinne schon wieder ab.

Es müsse sich erst einmal zeigen, ob der ab Sonntag vereinbarte Waffenstillstand in der Ostukraine wirklich halte, sagte ein anderer Börsianer. Auch bis zu einer tatsächlichen Lösung in der griechischen Schuldenfrage bleibe die Luft für den Dax dünn. Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem und der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras hatten am Donnerstag Gespräche auf Arbeitsebene vereinbart, um das nächste Treffen der Eurogruppe am Montag vorzubereiten. Allerdings warnte Dijsselbloem vor zu hohen Erwartungen: Eine Einigung auf Expertenebene sei zwar möglich, eine politische Übereinkunft aber sehr viel schwieriger zu erreichen.

Griechenland läuft die Zeit davon. Um eine erneute Verlängerung des Ende Februar auslaufenden Hilfsprogramms will Athen nicht bitten und stattdessen die Reformauflagen zurückdrehen. Ohne einen Kompromiss, droht dem Land die Staatspleite und das Ausscheiden aus der Euro-Zone. Der Athener Leitindex kletterte in der Hoffnung auf eine baldige Lösung in der Spitze um fast acht Prozent in die Höhe. Der Euro hielt sich über der Marke von 1,14 Dollar.

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DAX-ANLEGER SEIT JAHRESBEGINN IM KAUFRAUSCH

Der Dax hat zuletzt eine beeindruckende Rally hingelegt. Grund dafür ist die seit Jahren ultralockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, die mit niedrigen Zinsen die schwächelnde Konjunktur anzuschieben versucht. Die Ankündigung weiterer Geldspritzen der Europäischen Zentralbank Ende Januar trieb den deutschen Aktienmarkt noch einmal deutlich nach oben - seit Jahresanfang um mehr als zwölf Prozent. "Momentan werden ausschließlich die positiven Argumente wie Geld im Überfluss, Nullzinsen und der schwache Euro gespielt", urteilte Ayondo-Marktstrategin Sarah Brylewski. Vor allem die Suche nach Rendite treibe Anleger mehr und mehr in Aktienmärkte. "Der Dividendentitel ist die neue Anleihe - so lautet wohl die Gleichung."

Anleihen - vor allem von Ländern mit Top-Bonitätsnote wie Deutschland - galten jahrelang als sichere und gewinnbringende Anlageklasse. Durch die zuletzt hohe Nachfrage werfen die Renditen vieler Staatspapiere inzwischen aber nur noch einen Minizins ab. Die zehnjährigen Bundesanleihen rentierten am Freitag bei 0,327 Prozent.

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COMMERZBANK AUF ERHOLUNGSKURS

Unter den Einzelwerten ging es vor allem für die Commerzbank bergauf, deren Aktien nach einer Berg- und Talfahrt vom Vortag knapp drei Prozent gewannen. Einen schlechten Tag erwischten dagegen die Titel von ThyssenKrupp mit einem Abschlag von knapp vier Prozent. Der Quartalsbericht konnte die Investoren nicht überzeugen. "Die Zahlen sind in Ordnung, aber nicht super gut - daher bleibt das Kursfeuerwerk aus", sagte ein Händler. Unter dem Strich fuhr ThyssenKrupp im Quartal nach Anteilen Dritter einen Gewinn von 50 Millionen Euro ein, nachdem im Vorjahreszeitraum noch ein Fehlbetrag von 65 Millionen in den Büchern gestanden hatte. DZ-Bank-Analyst Dirk Schlamp urteilte in einem Kommentar, das erste Quartal unterstreiche den positiven Trend und bleibe ohne größere Überraschungen.

Reuters