Die Ausgangssituation für Übernahmen in Europa könnte besser fast nicht sein: Die Notierungen vieler Unternehmen liegen mittlerweile deutlich unter den Höchstkursen, Investoren haben die Taschen voll Bares, und bei den Banken bekommen sie das Geld immer noch hinterhergeworfen. Anleger sollte dies hellhörig machen. Auch sie können von Akquisitionen profitieren. Denn meist zahlen Käufer bei Übernahmen eine dicke Prämie. Weiterer Vorteil: Relativ unabhängig von fundamentalen Daten oder der konjunkturellen Entwicklung können die Kurse von Übernahmekandidaten einen Schub bekommen. Aktuelles Beispiel: Scout24. Vergangenen Freitag machten die Finanzinvestoren Blackstone und Hellman & Friedman dem Portal ein Übernahmeangebot. Je Aktie wollen sie den freien Aktionären 46 Euro bezahlen. Auf den Drei-Monats-Durchschnittskurs gerechnet, entspricht dies einem Aufschlag von 24,4 Prozent. Geknüpft ist die Offerte an eine Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent plus einer Aktie.

Vorstand und Aufsichtsrat begrüßen das Angebot. Anleger sollten ihre Papiere aktuell verkaufen und abwarten, ob die Finanzinvestoren die Mehrheit tatsächlich bekommen. Kurios: Schon 2015 brachte dasselbe Investorenduo die Münchner zu einem Preis von 30 Euro aufs Parkett. Sukzessive verringerte es daraufhin den Anteil. Vor gut einem Jahr verkaufte es das letzte Paket zum Preis von 36,50 Euro je Aktie.

Kriterien für die Auswahl



Eine Offerte gibt es häufig dann, wenn der Käufer Werte heben kann. Das Zielobjekt sollte ansprechende Produkte und eine starke Stellung im Markt haben. Passen dann noch die wesentlichen Bilanzkennzahlen und lockt etwa ein historisch niedriges Kursniveau, zieht das Investoren magisch an.

Mitentscheidend für eine Offerte kann auch die Aktionärsstruktur sein: Gibt es bei einem Kandidaten einen Großaktionär, der bereit ist, seine Anteile abzugeben, erleichtert dies die Entscheidung. Finden Investoren dann noch Möglichkeiten, Potenziale durch eine Restrukturierung des operativen Geschäfts zu heben, oder Möglichkeiten, die Finanzierung neu aufzustellen, ist die Wahrscheinlichkeit eines Übernahmeangebots hoch. Anhand dieser Kriterien begab sich BÖRSE ONLINE auf die Suche und filterte neun europäische Unternehmen heraus, die schon bald ins Visier von Investoren geraten könnten. Aufgrund dieser Sondersituation haben wir einige Gesellschaften wieder auf unsere Kaufliste genommen. Volle Taschen haben aktuell vor allem Private-Equity-Gesellschaften (PE). Die Investoren auf Zeit heben nach dem Kauf Unternehmenswerte, um die Firmen später zu verkaufen oder gewinnbringend an die Börse zu bringen.

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Große Transaktionen könnten folgen



Insgesamt erreichte das Dealvolumen an M & A-Transaktionen mit deutscher Beteiligung 2018 ein Rekordniveau. Laut M & A Insights der Kanzlei Allen & Overy belief es sich auf 253 Milliarden Dollar. Allerdings lag das Volumen im vierten Quartal lediglich bei 25 Milliarden Dollar. Experten gehen davon aus, dass der Höhepunkt überschritten ist. Vor allem das makroökonomische und regulatorische Umfeld, aber auch eine etwas vorsichtigere Kreditvergabe der Banken tragen zur Verunsicherung bei.

Daran, dass es in diesem Jahr noch zu größeren Übernahmen kommt, zweifelt Hartmut Krause, Partner bei der Kanzlei Allen & Overy, allerdings nicht. Vor allem Private-Equity-Gesellschaften könnten zugreifen: "Aktuell bilden sich milliardenschwere Megafonds, denen es nicht schwerfallen würde, noch größere Unternehmen zu übernehmen als bisher", sagt der Experte. "Mit ihren prall gefüllten Kassen stehen sie bei ihren Investoren unter erheblichem Druck, das Kapital einzusetzen." Zunehmend seien sie deswegen bereit, größere und komplexere Transaktionen einzugehen. Das aktuell schwierige Börsenumfeld mit tendenziell fallenden Kursen sollte ihnen dabei in die Karten spielen, zumal die Anlagealternativen rar sind und zumindest im Euroraum nicht absehbar ist, dass die Zinsen anziehen.

Zu seiner Aussage passt auch, dass erst vor wenigen Tagen die Private-Equity-Unternehmen Bain Capital und Carlyle Group dem Münchner Lichtspezialisten Osram eine Offerte machten. Aktuell werden detaillierte Übernahmegespräche geführt. Der Kurs sprang schon mal um knapp 15 Prozent an. Ohnehin ist die Verunsicherung bei den Bayern groß: Zweimal musste Osram im abgelaufenen Geschäftsjahr die Prognosen korrigieren. Vorstandschef Olaf Berlien steht aktuell unter Druck, da seine Unternehmensstrategie bislang nicht aufgegangen ist. Ob die Gespräche zum Erfolg führen, ist aktuell ungewiss.



Umstritten, aber erfolgreich



Politisch umstritten, aus Anlegersicht jedoch häufig erfolgreich, sind aktivistische Investoren: Im Gegensatz zu Private-Equity-Gesellschaften haben sie es meist nicht auf eine Mehrheitsübernahme eines Unternehmens abgesehen. Sie wittern Gewinne, wenn es im M & A-Umfeld rumort, sich Alternativen im Aufsichtsrat oder Management bieten oder sie Möglichkeiten einer Abspaltung von Konzernteilen sehen. Einfach ausgedrückt: Sie tauchen immer dann auf, wenn sie der Meinung sind, dass sie Werte heben können. Mit Abstand größter Aktivist in Europa ist der Hedgefonds Elliott mit seinem streitbaren Milliardär Paul Singer. Aktuell aktiv ist er etwa bei der GEA Group, Uniper und Thyssenkrupp. Im Unterschied zu vielen anderen Aktivisten tritt Elliott auch als PE-Gesellschaft auf und übernimmt Firmen auch ganz. "Aktuell gibt es kaum eine größere Übernahme eines börsennotierten Unternehmens, bei der Elliott nicht in irgendeiner Art und Weise dabei ist", sagt Richard Mayer-Uellner von der Kanzlei CMS Hasche Sigle. Noch nie sind Aktivisten börsennotierte Unternehmen so stark angegangen wie im Jahr 2018. Marktbeobachter zählen mehr als 60 Kampagnen. Allein Elliott war an mehr als zehn Transaktionen beteiligt.

Eine andere Möglichkeit für Aktivisten, Gewinne zu erzielen, besteht darin, sich an laufende Übernahmen zu hängen. Sie spekulieren darauf, dass Käufer nach einem ersten Angebot noch mal eine Schippe drauflegen. Um sich die Kasse zu sichern, bedarf es eines Gewinnabführungsvertrags. Den gibt es allerdings erst ab einem Stimmrechtsanteil von 75 Prozent. Häufig sind die Käufer deswegen darauf angewiesen, dass die Aktivisten ihnen ihre Stücke andienen - zu einem entsprechend höheren Preis. Gelungen ist dies Elliott bei Stada: Die PE-Investoren Bain und Cinven wollten den Pharmakonzern von der Börse nehmen. Dafür benötigten sie die Anteile von Elliott. Der Aktivist pochte auf ein höheres Angebot, das er auch bekam. Ergattern die PE-Investoren bei Scout24 die Mehrheit, könnten auch hier Aktivisten zuschlagen, um später einen höheren Preis zu fordern, sofern die neuen Eigentümer einen Börsenrückzug der Münchner anstreben.

Der Erfolg ist allerdings nicht garantiert. Zieht der Investor sein Gebot zurück, purzeln die Kurse. So etwa beim Übernahmeversuch von SLM Solutions durch General Electric. Auch hier wollte Elliott einen höheren Preis durchdrücken, scheiterte jedoch und sitzt auf Buchverlusten. "Anleger sollten sich dieses Risikos bewusst sein", sagt Mayer-Uellner.

Dass Übernahmen kein Selbstläufer sind, müssen auch strategische Investoren feststellen. Bayer etwa: Um zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut aufzusteigen, übernahm der DAX-Konzern den Wettbewerber Monsanto für rund 50 Milliarden Euro. Bislang ging die Strategie nicht auf. Anstatt Potenziale zu heben, gab es bislang lediglich Schocknachrichten. Verfahren um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat, das krebserregend sein soll, ließen den Börsenwert um rund ein Drittel absacken. Am 25. Februar startet der erste Prozess aus einem MassenverfahreN. Er könnte wegweisend dafür sein, wie hoch Schadenersatzforderungen ausfallen könnten. Hoffnungsvollere Titel, etwa Tomtom, mit Übernahmefantasie, stellt Ihnen BÖRSE ONLINE vor.

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Heiße Spekulation und Krisenfirmen



Nicht immer garantieren gute Produkte oder die Marktführerschaft Erfolg. Probleme entstehen, wenn eine Branche schlecht läuft oder die Verschuldung zu hoch geworden ist. Weil im Windschatten auch die Kurse fallen, gelten diese gefloppten Marktführer immer wieder als Übernahmekandidaten. Ein aktuelles Beispiel ist der Autozulieferer Leoni. Ende 2018, als sich die Notierung schon halbiert hatte, kam das Gerücht auf, der indische Wettbewerber Motherson Sumi befände sich in Fusionsverhandlungen. Die Leoni-Aktie verteuerte sich aus dem Stand um gut ein Viertel.

Die Gewinnwarnung der Franken vor zwei Wochen zog dieser Spekulation den Stecker. Leoni musste zugeben, dass die Zahlen 2018 die Prognosen klar verfehlten. Die Dividende wird gestrichen, und auch für 2019 ist keine Besserung in Sicht. Weil auch der Kapitalverbrauch hoch bleibt, fiel die Aktie auf ein Mehrjahrestief. Ob die Übernahmespekulation nun erneut aufkeimen wird? Das ist nicht auszuschließen. Wer eine Wette wagen will, muss gute Nerven mitbringen. Der Kreis potenzieller Käufer ist kleiner geworden. Wer bei Leoni einsteigt, muss nicht nur eine Komplettsanierung vornehmen, sondern auch vergleichsweise hohe Schulden refinanzieren. Dem steht eine gute Marktstellung und ein gemessen am Umsatzvolumen von rund fünf Milliarden Euro recht geringer Börsenwert von 780 Millionen Euro gegenüber.

Solche Fälle wie Leoni gibt es einige. 2018 ist etwa die Aktie der Kabelfirma Tele Columbus abgestürzt. Auch hier wurden Gewinnziele verfehlt. Mit einem Mal sahen die Investoren in dem hohen Schuldenstand Probleme - Befürchtungen, die nicht von der Hand zu weisen sind. Ein In- vestment ist deshalb hoch spekulativ. Auf der Habenseite der drittgrößten Kabelfirma des Landes aber steht die Belieferung von 3,6 Millionen Haushalten und ihr teilweise auch mit Glasfaser bestücktes Netz. Und die TecDAX-Firma United Internet hatte in den vergangenen Jahren ihren Anteil nahe der 30-Prozent-Marke ausgebaut, ab der ein freiwilliges Übernahmeangebot verpflichtend ist. United Internet will für eine 5G-Lizenz bieten. In diesem Zusammenhang gewinnt auch das Netz von Tele Columbus an Bedeutung.

Dem 3-D-Druck gehört die Zukunft, heißt es. Gut positioniert ist dabei SLM Solutions. Die Firma aus Lübeck erhielt deshalb schon einmal ein Übernahmeangebot von General Electric. Die Akzeptanz der Übernahme war aber zu gering, die Amerikaner zogen sich zurück und kauften sich bei Wettbewerbern ein. Da die Geschäfte von SLM in der Folge nicht die gewünschten Entwicklungen nahmen und sich die Verschuldung erhöhte, verlor die Aktie. Bot General Electric 2016 noch 38 Euro pro Aktie, ist der Wert heute für weniger als ein Viertel zu haben. Mit einem Anteil von nicht ganz 23 Prozent ist Elliott größter Aktionär. Der US-Hedgefonds hatte die Übernahme mit verhindert und wird mit der aktuellen Situation nicht zufrieden sein. Risikobereite Anleger, die sich an schwachen Geschäftszahlen nicht stören, wetten darauf, dass Elliott einen Käufer findet.

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Accel Group - Wettbewerber steigt wieder ein



Im April 2017 hatte die niederländische Beteiligungsfirma Pon Holdings ein Übernahmeangebot in Höhe von 32 Euro für den Fahrradhersteller Accell Group unterbreitet. Doch das Management des größten europäischen Radanbieters wies das Gebot als zu niedrig zurück. Zumindest aus Sicht der Anleger war das ein Fehler. Heute, nicht ganz zwei Jahre später, notiert die Aktie bei nur 19,00 Euro. Das liegt vor allem an operativen Fehlern der Führung, die lokale Händler verärgerte. Die Restrukturierung wurde eingeleitet und zeigt Erfolge. Lediglich das US-Geschäft, das nur sechs Prozent der Erlöse ausmacht, liefert rote Zahlen. Aus diesem Markt dürfte sich Accell zurückziehen. Im November vergangenen Jahres wagte sich Pon Holdings, die ebenfalls im Fahrradgeschäft tätig ist, wieder aus der Deckung und kaufte von Accell-Aktionär Boron Investments ein Aktienpaket in Höhe von 5,1 Prozent. Gleichzeitig wurde gemeldet, dass die Holding für weitere 20 Prozent ein Gebot in Höhe von 19 Euro pro Aktie vorbereiten würde. Dass dürfte auf dem aktuellen Niveau eine Unterstützung des Aktienkurses bedeuten. Analysten sehen bei dem Titel auch ohne Übernahme einen fairen Wert von 26 Euro. Es ist davon auszugehen, dass sich Pon Holdings nicht auf der Sperrminorität ausruhen wird. Und dieses Mal werden Anleger ein Gebot wohl unterstützen.



Auf Seite 5: Aixtron



Aixtron - Idealer Kandidat für strategische Käufer



2016 verhinderte der damalige US-Präsident Barack Obama mit seinem Veto die Übernahme von Maschinen- und Anlagenbauer Aixtron durch Grand Chip Investments. Die Chinesen hatten sechs Euro pro Aktie geboten. In der Folge des gescheiterten Deals stellte sich das Aachener Unternehmen neu auf. Die Forschungsmittel wurden auf marktnahe Entwicklungen fokussiert, wodurch die Kosten sanken. Für seine Zukunftsprojekte sucht Aixtron nun Partnerschaften. Das Unternehmen verdient wieder ordentlich, und in der Bilanz türmen sich die Barmittel auf mehr als 240 Millionen Euro. Schwerpunkte der Entwicklungen von Aixtron sind Halbleiter und Materialtechnik. Egal ob organische LEDs oder Carbon-Nanoröhren für Halbleiter, das Unternehmen ist meist vorn dabei. Und deshalb dürfte es wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis wieder ein Käufer anklopft. Die Liste der Kandidaten ist lang. So könnte sich der Technologieriese Samsung Electronics für Aixtron ebenso interessieren wie die Halbleiterausrüster Applied Materials aus den USA oder ASML aus den Niederlanden. Denkbar wäre auch ein Engagement des Vision Funds. Das 100 Milliarden Dollar schwere Investmentvehikel, das der japanische Konzern Softbank verwaltet, setzt auf Zukunftstechnologie. Klar ist: Wer auch immer ein Gebot für Aixtron vorlegen will, wird ein ordentliches Aufgeld bieten müssen.



Auf Seite 6: Clariant



Clariant - Großaktionär könnte Beteiligung ausbauen



Im vergangenen Jahr kaufte sich der saudi-arabische Chemiekonzern Sabic beim Schweizer Spezialchemieunternehmen Clariant mit einer Beteiligung von 24,9 Prozent ein. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt. Gerüchten zufolge sollen es mehr als 33 Franken pro Aktie gewesen sein. Aktuell notieren die Anteilscheine unter 20 Franken. Damit kann Sabic nicht zufrieden sein. Es bieten sich verschiedene Optionen, Wertsteigerungen zu erzielen. Derzeit ist Clariant dabei, die eigenen Wertreserven zu heben: Der Bereich Kunststoffe wird neu geordnet, Teilbereiche wie das Pigmentgeschäft stehen zum Verkauf. Die Mittel werden in den Kauf von Aktivitäten aus dem Sabic-Portfolio gesteckt. Das soll den Anteil der Spezialitäten und die Margen erhöhen. Allerdings dürfte auch die Komplettübernahme eine Option für Sabic sein. Die Araber haben in der Vergangenheit bereits Chemieaktivitäten komplett gekauft. Es wäre daher nicht überraschend, wenn sie bei Clariant an einem höheren Anteil interessiert wären. Auch die Schweizer Aufsichtsbehörden könnten auf ein Gebot drängen. Klar ist, dass die Araber mehr Einfluss ausüben als angesichts ihrer Beteiligung vertretbar ist. Sabic stellt vier der zwölf Verwaltungsratsmitglieder. Der neue Vorstandschef kommt aus den eigenen Reihen, und der soll auch Beteiligungen seines Ex-Arbeitgebers einkaufen.



Auf Seite 7: Dialog Semiconductor



Dialog Semiconductor - Das Schnäppchen bei den Halbleitern



Die Entwicklung der Aktie von Dialog Semiconductor gleicht einer Achterbahnfahrt. Von Spitzenkursen von gut 50 Euro ging es bis auf 13 Euro bergab. Nun hat der Wert einen Teil der Verluste aufgeholt. Die Dynamik der vergangenen Wochen deutet darauf hin, dass in Sachen Übernahme etwas im Busch sein könnte. Der Halbleiterhersteller ist heute in einer deutlich solideren Position als noch vor einem Jahr. Der Befreiungsschlag gelang, als Dialog einen Teil seines Geschäfts mit Power­Management­Chips an den iPhone­ Hersteller Apple verkaufte. Dadurch flossen dem Unternehmen Mittel zu. Zudem stabilisierte Dialog das Geschäft mit dem wichtigen Großkunden auf Jahre hinaus. Gleichzeitig kann das Unternehmen seine Lösungen weiterhin außerhalb des Apple­ Universums vermarkten. Trotz der jüngsten Kursavancen ist die Bewertung der Firma aus Sicht eines potenziellen Käufers wenig anspruchsvoll. Dialog wird an der Börse mit rund zwei Milliarden Euro bewertet. Nach Abschluss des Apple­Deals beläuft sich der Bargeldbestand auf rund 1,2 Milliarden Euro. Damit bleibt ein Wert für das operative Geschäft von 800 Millionen Euro. Dialog sollte, ohne das Apple­ Geschäft, einen operativen Gewinn von über 150 Millionen Euro erwirtschaften können. Damit wird der komplette Börsenwert schon durch den Gewinn abgedeckt. Das Bargeld gibt es obendrauf.



Auf Seite 8: Gea Group



Gea Group - Der ideale Kaufkandidat für Beteiligungsfirmen



Der Maschinen­ und Anlagenbauer Gea Group tanzt auf vielen Hochzeiten. Die Maschinen werden in der Milchproduktion und ­-verarbeitung, in der Lebensmittel-­ und Getränkeindustrie oder im Chemie-­ und Pharmasektor eingesetzt. In den vergangenen Jahren hatte das Management dieses Konglomerat mit wenig erfolgreichen Akquisitionen ergänzt und versucht, ein organisatorisches Obersystem zu schaffen. Ohne Erfolg. Von ihren Langfristzielen sind die Düsseldorfer meilenweit entfernt. Das sieht man am Kursverlauf: Mit der letzten Gewinnwarnung kam der Ausverkauf, der Kurs stürzte auf ein Fünfjahrestief. Wichtig sind aber folgende Punkte. Erstens ist die Bilanz von Gea trotz der Fehlentwicklung noch solide, und das Unternehmen wirft noch ordentliche Margen ab. Immerhin gehört Gea in allen Segmenten weltweit zu den führenden Anbietern. Selbst wenn die Fundamentaldaten noch nicht überzeugen: Für Beteiligungsfirmen ist die Konstellation sehr interessant. Ein Deal würde sich für sie selbst mit einem hohen Aufgeld rechnen. So könnten Teilbereiche, wie das Geschäft mit der Milchverarbeitung, das kaum Synergien liefert, zu guten Konditionen verkauft werden. Ein auf Rendite getrimmter Konzern ließe sich mit Gewinn weiterverkaufen. Zuletzt fiel Gea unter unseren Stoppkurs, wer auf eine Übernahme spekuliert ist dabei.



Auf Seite 9: Shop Apotheke



Shop Apotheke - Der junge Markt bereinigt sich



Der Markt für pharmazeutische Produkte wächst. Allerdings spielt sich der Löwenanteil noch im stationären Handel ab. Verschreibungspflichtige Medikamente dürfen, mit Ausnahme der Niederlande und Deutschland, in vielen Ländern nicht über das Internet vertrieben werden. Doch das wird sich ändern. Shop Apotheke ist gut positioniert, um von einem höheren Online­Marktanteil zu profitieren. Das Unternehmen ist in den größten Märkten auf dem europäischen Kontinent präsent. In Deutschland ist das Umsatzvolumen bei verschreibungspflichtigen Medikamenten schon recht ansehnlich. Sollten sich andere Märkte öffnen, kann das Unternehmen aus der Zentrale in den Niederlanden sofort liefern. Große Chancen verspricht zudem die Einführung elektronischer Rezepte in Deutschland im kommenden Jahr. Dadurch dürfte sich die Online­ Durchdringung weiter erhöhen. Die Marktstellung und das große Potenzial machen Shop Apotheke zum Übernahmekandidaten. Mögliche Käufer könnten aus dem Pharmagroßhandel kommen, der seine Wertschöpfungskette verlängern könnte. Als potenzieller Käufer gilt auch Amazon. Der US­Onlineriese ist im Heimatmarkt im Gesundheitsgeschäft aktiv. In Europa dürfte der Einstieg wegen der regulatorischen Problematik über einen Zukauf erfolgen, sagen Analysten. Sehr risikobereite Anleger spekulieren mit.



Auf Seite 10: Süss Microtec



Süss Microtec - Konsoliderung im Ausrüstergeschäft



Die Nachfrage nach Halbleitern steigt zwar, was den Ausrüstern der Branche gute Geschäfte beschert. Sie schwankt aber auch, wie die jüngste Entwicklung von Süss Microtec zeigt. Das Unternehmen meldete einen schwächeren Auftragseingang und Druck auf die Gewinnmarge. Auch eine Umstellung der Rechnungslegung belastete. Die Aktie ist ein Spiegelbild dieser Entwicklung. Kostete der Titel zu Beginn des vergangenen Jahres noch 20 Euro, ist er aktuell für die Hälfte zu haben. Die Bewertung ist nun günstig, schließlich verfügt Süss über eine stabile Bilanz mit ordentlichem Bargeldpolster. Besonders spannend: Die Ausrüster haben sich im Frontend der Halbleiterproduktion, also bei der Herstellung der elektrisch aktiven Bauelemente, stark konsolidiert. Doch der Backendbereich, in dem Halbleiter-Wafer in einzelne Chips zerteilt und diese anschließend in ein Gehäuse eingebracht werden, ist noch fragmentiert. Süss ist hier einer der führenden Anbieter und wird daher als potenzieller Übernahmekandidat gehandelt. Das gilt in diesem Zyklus wohl umso mehr, als Süss im 3-D-Packing eine marktführende Rolle eingenommen hat. Diese neue Technologie gilt als wegweisend, um die Leistungsfähigkeit von Halbleitern zu erhöhen. Analysten erwarten, dass große Anbieter aus dem Frontend die Fühler nach Süss Microtec ausstrecken könnten.



Auf Seite 11: Tomtom



Tomtom - Letzter unabhängiger 3-D-Karten-Anbieter



Wenn Fahrzeuge autonom fahren sollen, benötigen sie Sensoren. Doch ein Sensor kann nicht um die Ecke schauen. Digitalisierte 3-D-Karten sind daher unverzichtbar. Tomtom ist einer der bedeutendsten Anbieter in diesem Geschäft und will sich darauf auch konzentrieren. Deshalb haben die Amsterdamer den Bereich Telematik für 900 Millionen Euro an eine Tochter des japanischen Reifenbauers Bridgestone verkauft. Das Geld braucht Tomtom nicht und gibt deshalb 750 Millionen Euro in einer steuerbegünstigten Kapitalrückzahlung an die Aktionäre zurück. Durch den Verkauf wird das Unternehmen schlanker. Gleichzeitig steigt die Betriebsmarge der verbleibenden Erlöse. Dass die Niederländer sehr gut positioniert sind, zeigen Kooperationen mit führenden Konzernen. Anfang des Jahres meldete Tomtom, dass man mit dem japanischen Aut mobilzulieferer Denso ein System für autonomes Fahren entwickeln werde. Tomtom arbeitet auch mit dem chinesischen Internetkonzern Baidu zusammen. Zudem nutzt Microsoft für seinen Kartendienst Bing-Maps-Daten von Tomtom. Als größter unabhängiger Anbieter in diesem milliardenschweren Markt sind die Niederländer ein klarer Übernahmekandidat. Bisher sind die Gründer, die rund 44 Prozent der Anteile halten, gegen einen Verkauf. Bei einem attraktiven Angebot dürften sie allerdings schwach werden.



Auf Seite 12: Worldline



Worldline - Ein Deal, bevor die Abspaltung kommt



Der französische IT-Konzern Worldline ist der größte Zahlungsabwickler Europas. Er verfügt über mehr als 45 Jahre Erfahrung bei der Abwicklung von Transaktionen und ist damit prädestiniert, um von der Digitalisierung des Bezahlens zu profitieren. Die Umsatz- und Gewinnschätzungen der Analysten zeigen auf jeden Fall nach oben. Dass es in der Branche zu einer Konsolidierung kommt, wurde erst kürzlich offensichtlich, als der US-Konzern Fiserv für den Wettbewerber First Data ein Kaufgebot in Höhe von 22 Milliarden Dollar vorlegte. Auch Worldline wäre ein attraktiver Kaufkandidat. Bisher war der Aktionärskreis aber dominiert von der Mutterfirma Atos. Doch nun will Atos einen Teil der Worldline-Aktien an die eigenen Aktionäre abspalten. Wenn Atos in eine Minderheitsrolle (27 Prozent) schlüpfen will, ist es gut möglich, dass der französische IT-Riese bei einem lukrativen Angebot auch seinen kompletten Anteil verkaufen würde. Gerade Beteiligungsfirmen hatten in der Vergangenheit in der Branche zugekauft. 39 Prozent der Aktien von First Data gehörten vor dem Deal dem US-Beteiligungsriesen KKR. Dass sich eine Übernahme von Worldline relativ leicht rechnen kann, bestätigen Analysteneinschätzungen. Die gehen davon aus, dass sich die Firma bis zu einer Größenordnung von fünf Milliarden Euro leicht refinanzieren könne. Der aktuelle Börsenwert beträgt 9,8 Milliarden Euro.