Aart Jan de Geus malt ein düsteres Bild: "Den historischen Versprechen sind kaum Taten gefolgt", sagte der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung vor einigen Tagen anlässlich der Vorlage des neuesten SDG-Reports aus seinem Haus. SDG steht für Sustainable Development Goals, die insgesamt 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung, die sich 193 Staaten inklusive Deutschland vor vier Jahren auferlegt haben. Bis 2030 sollen Vorgaben wie die substanzielle Steigerung des Anteils erneuerbarer Energie (Ziel Nummer 7) erfüllt werden.

Im September werden Staatschefs in New York eine Zwischenbilanz ziehen. Laut Bertelsmann-Report ist kein Land auf dem Weg, alle 17 Ziele bis 2030 zu erfüllen. Doch so gering, wie de Geus es suggeriert, ist der Fortschritt nicht. Schweden, Finnland und Dänemark erfüllen die Vorgaben zu fast drei Vierteln, Deutschland liegt im Ländervergleich auf Platz 6. Und was vielleicht noch wichtiger ist: Auch die Finanzbranche zieht inzwischen mit. Eine wachsende Zahl von Vermögensverwaltern ist überzeugt: Investments, die zum Erreichen der Nachhaltigkeitsziele beitragen, bringen Anlegern nicht nur ein gutes Gefühl, sondern auch positive Rendite und andere Vorteile. "Unser Fonds hat sich ­bisher ungefähr so entwickelt wie der MSCI All Country World Index", sagt beispielsweise Ivo Luiten vom Management-Team des NN Global Equity Impact Opportunities. "Darüber hinaus glauben wir, dass unser Portfolio wesentlich weniger Risiken für Anleger enthält, zum Beispiel für den Fall, dass eine CO2-Steuer eingeführt wird."

Zahlreiche neue Fonds


Weltweit haben nach Angaben des Global Impact Investing Networks (GIIN) 1.340 Organisationen 440 Milliarden Euro mit dem Ziel investiert, neben finanzieller Rendite auch eine positive Wirkung auf Umwelt und Gesellschaft zu erzielen. Zunächst war Impact Investing eine Domäne für direkte Unternehmensbeteiligungen und somit sehr vermögenden Anlegern vorbehalten. Doch jetzt übersetzen immer mehr Fondsgesellschaften das Konzept auch in Pub­likumsfonds mit Aktien- und Anleihe­investments. In den vergangenen Monaten legten unter anderem M & G und die DWS neue Impact-Fonds auf, andere ­Anbieter wie Triodos firmierten bestehende Produkte um.

Die Anbieter tun dies nicht aus Gewissensgründen - institutionelle Kunden wie Stiftungen und Pensionsfonds fragen solche Strategien zunehmend nach. Zudem bietet Impact Investing innerhalb der boomenden Nachhaltigkeitsschiene - laut Morning­star hat sich der Marktanteil nachhaltiger Fonds in Europa in den vergangenen zwei Jahren von vier auf neun Prozent mehr als verdoppelt - eine attraktive Nische, die nicht so leicht von ETFs erobert werden kann.

Denn neben dem aufwendigen Selektionsprozess halten die Fondsmanager "Engagement" für einen Grundpfeiler der Strategie. Sie diskutieren intensiv mit Unternehmenslenkern über Verbesserungen im Sinne der Nachhaltigkeitsziele und stimmen auf Hauptversammlungen entsprechend ab, ähnlich wie aktivistische Investoren. "Wir haben ein 15-köpfiges Team, das sich nur um das Engagement-Programm kümmert", sagt Rainer Baumann, Head of Investments bei RobecoSAM. "Unter anderem sprechen wir proaktiv Themen bei den Unternehmen an, die wir für wirtschaftlich relevant halten, dieses Jahr zum Beispiel Einweg-Plastikverpackungen und Chancen und Risiken von künstlicher Intel­ligenz." Speziell wenn sich mehrere Fondsmanager zusammenschließen, lassen sich Veränderungen anstoßen.

Die Portfolios verschiedener Impact- Fonds unterscheiden sich recht deutlich voneinander (siehe auch Investor-Info unten). Da es bei der Beurteilung der Unternehmensbeiträge zu Nachhaltigkeitszielen erst wenige einheitliche Standards gibt, hat jede Vermögensverwaltung eigene Ansätze entwickelt. In der Regel haben die Fondsanbieter verschiedene Themen identifiziert, die jeweils mit mehreren SDGs zusammenhängen, zum Beispiel "nachhaltige Ernährung und Landwirtschaft" sowie "Wohlstand und Gesundheit" bei Triodos oder "Menschen, Erde, Wohlstand" bei NN Investment Partners. Dazu suchen die Manager Firmen, die einen erheblichen Beitrag leisten und gleichzeitig Kurspotenzial bieten. Bis jetzt gelingt das recht erfolgreich, wie die Preisentwicklung der drei vorgestellten Fonds zeigt. Die ökologische und soziale Rendite gibt’s noch obendrauf.

Investor-Info

NN Gl. Eq. Impact Opportunities
Gelungenes Konzept


Die im Oktober 2016 gestartete Strategie des niederländischen Vermögensverwalters setzt auf messbaren Impact und regelmäßigen Dialog mit Unternehmen. Die Manager investieren weltweit. Zu den größten Positionen zählen der dänische Enzymhersteller Novozymes, die chinesische Versicherung AIA und Lachsproduzent Bakkafrost von den Färöer-Inseln. Überzeugendes Konzept. Die FondsNote bezieht sich auf einen Zeitraum, in dem teilweise noch eine andere Strategie verfolgt wurde.

RobecoSAM Gl. SDG Equities
Reichlich Erfahrung


RobecoSAM konzentriert sich bereits seit 1995 auf nachhaltige Fonds und verfügt daher nicht nur über viel Erfahrung, sondern auch über eine ausgereifte Methodologie und einen riesigen Datenpool. Für jedes Industriesegment gibt es ein detailliertes Regelwerk, nach dem der SDG-Beitrag gemessen wird. Chancen sehen die Fondsmanager aktuell vor allem im Bereich Gesundheit, auf den knapp 18 Prozent des Portfolios entfallen. Gute Performance, aber recht hohe Gebühren.

Triodos Impact Mixed Fund
Gemischtes Portfolio


Die nachhaltige Bank Triodos hat Anfang 2018 einige Nachhaltigkeitsfonds auf die Impact-Strategie umgestellt, auch diesen ­ausschüttenden ausgewogenen Mischfonds. ­Managerin Ruth van de Belt investiert aktuell 58,5 Prozent des Vermögens in Anleihen, die (wie auch die Aktien) einem der von Triodos identifizierten sieben Nachhaltigkeitsthemen zuzuordnen sind. Euro-Staatsanleihen sehr guter Bonität können beigemischt werden. Im Aktienanteil finden sich zum Beispiel Central Japan Railway und Roche.