Spanien steht vor einem spannenden Jahr. Am 26. Juni ist die Bevölkerung zum zweiten Mal innerhalb von gut sechs Monaten aufgerufen, ein neues Parlament zu wählen. Ob sich durch die Wahl diesmal klare Mehrheiten ergeben werden, darüber streiten sich die politischen Beobachter weiterhin.

Eindeutiger fällt dagegen die Einschätzung der Experten zur weiteren Entwicklung in der viertgrößten Volkswirtschaft der Eurozone aus. Die hatte 2015 mit 3,2 Prozent Wachstum geglänzt. Steuererleichterungen, ein schwacher Euro und niedrige Ölpreise hatten dafür gesorgt, dass die Binnennachfrage anzog und die Investitionen wieder stiegen. Diese Sondereffekte werden sich 2016 abschwächen (siehe Infografik Seite 3). Gleichwohl wird sich die Erholung fortsetzen, getrieben von der weiter anziehenden Binnennachfrage im Verbund mit der sich fortsetzenden Erholung in Europa.

Lateinamerika und Binnenmarkt



Zugleich ist noch nicht abzusehen, in welchem Umfang sich bereits 2016 eine konjunkturelle Erholung in Lateinamerika auf die Gewinne spanischer Unternehmen niederschlagen wird. "Mit sechs Prozent Anteil an den Exporten und 1,5 Prozent Anteil am spanischen Bruttoinlandsprodukt hat Lateinamerika auf den ersten Blick nur eine geringe Bedeutung für die spanische Wirtschaft als Ganzes", erläutert Roberto Scholtes Ruíz, Chefanlagestratege für Spanien bei UBS. "Umgekehrt zählen Länder wie Brasilien für etliche der an der Börse Madrid gelisteten Firmen zu den größten Absatzmärkten. Geht es wieder aufwärts, kommt das in Spanien vor allem Banken, der Bauindustrie und Infrastrukturfirmen zugute."

Für Anleger bieten sich spanische Aktien auf dem aktuellen Kursniveau als spekulative Beimischung an, obwohl die Bewertung mit den höheren Kursen gestiegen ist. Matthias Born, Fondsmanager bei Allianz Global Investment, favorisiert Firmen, deren Geschäft relativ unabhängig von ihrem Heimatland überdurchschnittliche Wachstumsraten erzielt: "Diese Unternehmen operieren entweder global oder setzen auf nichtzyklische Trends mit steigender Nachfrage in ihrem Land."

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Marktführer und Nischenplayer



Erste Wahl sind dabei Firmen mit Alleinstellungsmerkmalen in ihrem Geschäftsmodell und einer führenden Position in einzelnen Marktnischen. Der Modekonzern Inditex steht mit Topmarken wie Zara oder Massimo Dutti für den weltweiten Run auf Produkte "made in Spain". Mehr als ein Drittel der Erlöse entfallen mittlerweile auf Wachstumsmärkte außerhalb Europas. Umgekehrt hat die Nachfrage auf dem iberischen Heimatmarkt zuletzt wieder deutlich angezogen.

In einer Marktnische bestens positioniert hat sich Amadeus IT Holding. Die Softwarefirma hat sich auf Programme für die Abwicklung von Onlinebuchungen spezialisiert. Amadeus kassiert für jede Transaktion eine Gebühr - und ist damit direkter Nutznießer der steigenden Zahl an Urlaubs- und Geschäftsreisen.



Vor einem Umsatz- und Gewinnschub steht Abertis. Der Konzern ist von der Länge des Streckennetzes der europaweit größte Autobahnbetreiber. Flughäfen und Telekom-Services bilden die beiden anderen großen Geschäftsbereiche. Die durch die Übernahme von Flughäfen gestiegene Nettoverschuldung ging zuletzt zurück. Aktionäre werden mit einer üppigen Dividendenrendite von mehr als fünf Prozent verwöhnt. Den deutschen Börsianern kaum bekannt ist Ebro Foods. Dabei hat der größte spanische Lebensmittelhersteller ein sehr breites Sortiment an Reis- und Pastamarken. Die starken Geschäftszahlen für 2015 machen Appetit auf mehr - und haben die Aktie gerade auf ein neues Allzeithoch geschoben.

Wer nicht auf Einzelwerte setzen will, fährt sehr gut mit dem Fidelity Iberia Fund Y. Von seiner Performance hat der im März 2008 aufgelegte Fonds den Ibex 35 abgehängt - vor allem deshalb, weil in seinem Portfolio Banken, Telekom und Versorger keine große Rolle spielen. Tendenziell stärker auf Nebenwerte setzt der vom Volumen deutlich kleinere March Valores Iberian Equity.



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