Häuslebauen liegt in Deutschland im Trend, dank niedriger Zinsen und dem Wunsch nach einer wertbeständigen Investition. Im ersten Halbjahr 2015 wurden fast 140 400 Neubauten und Umbaumaßnahmen genehmigt, wie das Statistische Bundesamt mitteilte - 2,6 Prozent mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Da das Zinsniveau wohl auf absehbare Zeit extrem niedrig bleiben wird, ist ein Ende des Baubooms nicht in Sicht. Zudem dürfte hierzulande weiterhin viel Geld in Sanierungen fließen, um die Energieeffizienz von Gebäuden zu verbessern. Gute Perspektiven für den Bauzulieferer Innotec TSS, der 60 Prozent seines Umsatzes in Deutschland erwirtschaftet.

In der Sparte Türsysteme ist Innotec TSS mit fünf Tochterunternehmen in Europa sehr gut aufgestellt. Der Umsatz dieser Geschäftseinheit dürfte laut Alleinvorstand Gerson Link künftig bestenfalls moderat steigen. Dynamisches Wachstum erwartet er hingegen in der Sparte Bauspezialwerte. Deren fünf Tochtergesellschaften beliefern die Hochbaubranche mit sogenannten Strukturmatrizen zur attraktiven Gestaltung von Betonoberflächen. Zu ihren Produkten zählen außerdem Elastomer-Federungssysteme zur standfesten Lagerung von Brücken und Hochbauten.

"Im Segment Bauspezialwerte sind wir aktuell in 67 Ländern vertreten, von denen die meisten mit einer florierenden Baubranche überzeugen", sagt Link. Besonders gut laufen die Geschäfte zurzeit in Indien, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Oberste Priorität ist dabei, sich Marktanteile in jenen Staaten zu sichern, in denen Innotec TSS bereits aktiv ist. Trotzdem ist die Expansion in weitere Ländern nicht ausgeschlossen.

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Starke Stellung im Markt



Alle Tochtergesellschaften sind in Nischenmärkten stark positioniert. Sie bauen den Vertrieb aus, erweitern ihr Sortiment und optimieren ihre Standorte, um beste Voraussetzungen für Umsatz- und Gewinnzuwächse zu schaffen.

Unabhängig davon könnte Link das Wachstum von Innotec TSS auch durch einen Zukauf vorantreiben. Als Übernahmekandidaten kommen mittelständische Firmen aus der Branche mit Schwerpunkt Deutschland infrage. Im Vergleich mit anderen Bauzulieferern punktet Innotec TSS mit der Fokussierung auf margenstarke Produkte sowie mit der schlanken Holdingstruktur, die nur geringe Kosten verursacht. Außerdem verfügt das Unternehmen über Wettbewerbsvorteile, die vor allem aus der hervorragenden Marktstellung zweier Tochterunternehmen resultieren. Beide sind in ihren Sparten führend: Bei Türsystemen ist Rodenberg die Nummer 1 in Europa. Und bei Betonstrukturmatrizen ist Reckli sogar Weltmarktführer.

Anfang 2013 gründete Reckli gemeinsam mit dem langjährigen Kooperationspartner Nawkaw die Tochtergesellschaft US Formliner, um den amerikanischen Markt zu erschließen. Dank der Produktionsstätte bei Atlanta können Bauunternehmen in den USA schnell beliefert werden. Dies ist dort sehr wichtig, um sich gegen die Wettbewerber durchsetzen zu können. "Ich sehe ein großes Wachstumspotenzial für US Formliner, weil die USA weltweit der größte Markt für Strukturmatrizen zur Oberflächengestaltung und Formgebung von Beton sind", betont Link. Bei dem Tochterunternehmen wird 2015 aber wegen hoher Investitionen in den Vertrieb voraussichtlich ein Verlust anfallen.

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Attraktive Marge



In den ersten sechs Monaten dieses Jahres steigerte Innotec TSS den Umsatz um 5,3 Prozent auf 47 Millionen Euro. Das Ebit (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) kletterte aufgrund sinkender Kosten und verbesserter Personaleffizienz um 20,2 Prozent auf 7,5 Millionen Euro. Die Ebit-Marge beträgt somit 16 Prozent, ein sehr hohes Niveau im Branchenvergleich.

Laut Halbjahresbericht dürfte Innotec TSS das Geschäftsjahr 2015 mit einem Umsatz und einem Ebit auf Vorjahresniveau abschließen. Diese konservative Prognose könnte jedoch übertroffen werden, da sich die positive Geschäftsentwicklung seit Ende Juni fortgesetzt hat. Darüber hinaus dürfte das Unternehmen in den kommenden Jahren auf Wachstumskurs bleiben. Die Aktie ist mit einem 2016er-Kurs-Gewinn-Verhältnis von 12,4 günstig bewertet, zudem ist die Dividendenrendite mit 3,4 Prozent attraktiv.



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