In der Vorwoche hatten wir an dieser Stelle die deutschen Bewertungs-Schnäppchen von Jens Ehrhardt vorgestellt. Dieses Mal schweift der Blick über die deutschen Landesgrenzen hinaus und es werden jene Titel vorgestellt, die laut dem renommierten Fondmanager in einer Favoritenliste mit ausländischen Aktien gemessen am KGV die niedrigste Bewertung aufweisen.

Der Chef der von ihm gegründeten DJE Kapital-Vermögensverwaltung rechnet zwar mit einem relativ schwierigen Börsenjahr, geht aber gleichzeitig davon aus, dass man mit dem richtigen Stock-Picking besser Ergebnisse mit Aktieninvestments als etwa mit Anlagen am Anleihemarkt wird erzielen können.

Kurzfristig werde dabei für die internationalen Börsen viel davon abhängen, wie sich die US-Notenbank verhalten wird. Verzichten die Verantwortlichen im März auf eine weitere Zinserhöhung, könnte das den Kursen einen Schub geben. Die Stimmung unter den Anlegern sei jedenfalls bereits ausreichend schlecht, damit davon als Kontraindikator interpretiert ein positiver Einfluss ausgehen könne.

In der internationalen Favoritenliste von Ehrhardt befinden sich, wie dem von ihm publizierten Börsenbrief Finanzwoche zu entnehmen ist, neben den auf den nachfolgenden Seiten vorgestellten KGV-Bewertungs-Schnäppchen auch noch fünf andere Mitfavoriten. Konkret handelt es sich dabei um Astellas (Pharma, Japan), Blackrock (Vermögensverwalter, USA), Danone (Lebensmittel, Frankreich), Hexagon (Messtechnik, Schweden) und Newmont Mining (Bergbau, USA).



Jens Ehrhardt internationales Bewertungs-Schnäppchen Nummer vier: KDDI Corp. (WKN: 887603, 2.921,50 japanische Yen, 22,669 Euro, alle Kursangaben vom 10. Februar, die Bewertungsangaben stammen von Mitte Januar, die Angaben beziehen sich dabei jeweils auf die Schätzungen für das Geschäftsjahr 2016 bzw. die Dividenden¬rendite auf 2015 (ausgezahlt 2016))



Nachfolgende Daten basieren auf Kursen von 23,05 Euro.

Kurs-Gewinn-Verhältnis: 13

Kurs-Umsatz-Verhältnis 1,9

Kurs-Buchwert-Verhältnis: 2,0

Kurs-Cash-Flow-Verhältnis: 6,8

Dividendenrendite: 2,6

In einer vergleichsweise guten charttechnischen Verfassung präsentiert sich der japanische Telekomkonzern KDDI. Anders als der Gesamtmarkt konnte sich dieser Titel zuletzt relativ gut behaupten. Der Kontakt zu dem im August 2015 aufgestellten Rekordhoch ist weiter vorhanden und der charttechnische Aufwärtstrend nach wie vor intakt. Der Titel hat somit auch den Vorstoß des japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe einigermaßen gut überstanden, der im Vorjahr die Mobilfunkanbieter aufgefordert hatte, Gebührensenkungen zu prüfen.

Das im japanischen Aktienleitindex Nikkei 225 enthaltene Unternehmen, das sowohl Festnetz- und Mobiltelefondienste als auch Breitbandinternetdienstleistungen und Unternehmensnetzwerke anbietet, schafft es mit seinem Produktangebot das Interesse der Kunden hochzuhalten. Als wichtiges Asset erweisen sich auch die Expansionsaktivitäten in Myanmar. Die Analysten von Nomura trauen der Gesellschaft zu, den operativen Gewinn je Aktie von 741,3 Yen im Geschäftsjahr 03/2015 bis 03/2018 kontinuierlich auch 972,2 Yen zu steigern. Dem Aktienkurs trauen sie auf dieser Basis einen Anstieg bis auf 3.690 Yen zu.

Der Titel mausert sich auch immer mehr zu einem Dividendenzahler. Für das Ende März auslaufende Geschäftsjahr dürfte die Ausschüttung erhöht werden. Steigende Gewinne und der Abschluss von Investitionsprojekten würden das zumindest zulassen. Gerechnet wird mit der Zahlung von 65 Yen je Aktie, was einem Anstieg von acht Yen entsprechen würde. Wird die Ausschüttung erhöht, wäre das die 15. Anhebung in Folge.

Die betriebene Dividendenpolitik dürfte neben der angebotenen Netzqualität und dem guten Service ein wichtiger Grund sein, warum die Aktie nicht nur in den Ehrhardt-Fonds DJE Concept 1 (Gewichtung 2,56 Prozent) und im FMM-Fonds (Gewichtung 2,68 Prozent) enthalten sind, sondern auch im DJE - Asia High Dividend PA (EUR). Beim letztgenannten Produkt belief sich der Anteil von KDDI am Fondsvolumen am 29. Januar auf 4,89 Prozent.

Begründet wird die Vorliebe für KDDI neben der Dividendenpolitik auch mit der überdurchschnittlichen Attraktivität des japanischen Telekommunikationsmarktes allgemein. Dieses Urteil basiere auf der Existenz von nur drei Anbietern unter denen KDDI am aussichtsreichsten aufgestellt sei.



Jens Ehrhardt internationales Bewertungs-Schnäppchen Nummer drei: Nordea AB (WKN: 911244, 81,95 schwedische Kronen, 8,587 Euro)



Nachfolgende Daten basieren auf Kursen von 9,80 Euro.

Kurs-Gewinn-Verhältnis: 11

Kurs-Umsatz-Verhältnis 2,7

Kurs-Buchwert-Verhältnis: 1,2

Kurs-Cash-Flow-Verhältnis: 11,5

Dividendenrendite: 7,0

Wie bei anderen Bankaktien hat auch der Kurs bei der Nordea Bank zuletzt erheblich an Wert verloren. Die Notierungen in dem Sektor sind dabei noch stärker als am Gesamtmarkt unter die Räder gekommen. Nicht selten sind die Kurse dabei auf das Niveau des Krisenjahres 2008 zurückgefallen. Letztlich ist das ein Spiegelbild der zahlreichen Herausforderungen, mit denen sich die Branchenvertreter konfrontiert sehen. Diese reichen vom Umfang mit dem Niedrigzinsumfeld bis zum Kampf gegen die wachsende Konkurrenz aus dem Fintech-Feld.

Vom Tief des Jahres 2008 bei 39,50 Kronen notiert der Aktienkurs der Nordea Bank zwar noch deutlich entfernt, seit März 2015 summieren sich aber auch hier die eingefahrenen Kursverluste auf gut 28 Prozent. Somit hat sich auch hier ein mittelfristiger charttechnischer Abwärtstrend herausgebildet. Ehrhardt betont aber, dass die Aktie damit besser abgeschnitten hat als andere Branchenmitglieder und dass der Titel auch weiterhin favorisiert werde.

Punkten kann die aus der Fusion der finnisch-schwedischen Bankengruppe Merita Nordbanken mit der dänischen Bank Unidanmark hervorgegangene Nordea mit ihren Status als führende Bankengruppe im nordischen Raum. Mit 11,4 Millionen Kunden verfügt die Bank im Kredit-und Einlagengeschäft über umfangreiche Marktanteile in Dänemark (>20 Prozent), Finnland (>30 Prozent), Norwegen (rund zehn Prozent) und Schweden (rund 15 Prozent).

Nach den jüngsten Kursverlusten ergibt sich auf Basis der Analystenschätzungen eine erwartete Dividendenrendite von 7,4 Prozent. Im DJE - Dividende & Substanz P (EUR)-Fonds, dessen Investitionsschwerpunkt auf dividenden- und substanzstarken Aktien liegt, nimmt die Aktie deswegen mit einer Gewichtung von 2,67 Prozent den sechsten Platz ein. Bei der Titelauswahl stehen bei diesem Fonds nicht nur Ertragskennzahlen im Vordergrund, sondern auch ein umfassendes Spektrum an Bilanzkennziffern, welche für die Auswahl substanzstarker Unternehmen von entscheidender Bedeutung sind.

Als Pluspunkte zugunsten von skandinavische Banken wie Nordea werden dabei die Exponierung zur wachsenden und weniger krisenbelasteten nordischen Region angeführt, solide Eigenkapitalrenditen, eine konser¬vative Kapitalisierung und steigende Dividenden. Allerdings steht auch bei Nordea der freie Cash Flow unter Druck, weshalb die Analysten bei der US-Investmentbank Jefferies die Frage stellen, wie lange die hohe Ausschüttungsquote beibehalten werden kann.



Jens Ehrhardt internationales Bewertungs-Schnäppchen Nummer zwei: Taiwan Semiconductor Manufacturing ADR (TSMC, WKN: 909800, 146,00 Taiwan-Dollar, 19,846 Euro)



Kurs-Gewinn-Verhältnis: 11

Kurs-Umsatz-Verhältnis 3,8

Kurs-Buchwert-Verhältnis: 2,5

Kurs-Cash-Flow-Verhältnis: 6,2

Dividendenrendite: 3,8

Erstaunlich gut hat sich zuletzt der Aktienkurs von TSMC entwickelt. Die Notiz ist in der Heimatwährung sogar dabei, sich wieder dem im Februar 2015 aufgestellten Rekordhoch von 154,50 Taiwan-Dollar zu nähern.

Das ist auch deshalb etwas überraschend, weil der weltweit drittgrößte Halbleiterhersteller und der weltweit größte Chip-Auftragsfertiger für das vierte Quartal einen Gewinnrückgang von neun Prozent und ein Umsatzminus von 8,5 Prozent gemeldet und die kurz- bis mittelfristige Geschäftsentwicklung eher zurückhaltend beurteilt hat. So sagt der Hersteller von Chips für iPhones und andere elektronische Geräte einen Rückgang des Umsatzes im ersten Quartal um bis zu 10,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum voraus.

Zur Begründung wurde auf die Nachfrageschwäche bei Premium-Smartphones verwiesen. Dazu muss man auch wissen, dass rund ein Fünftel seines Umsatzes mit Apple-Komponenten erzielt wird. Gleichzeitig hieß es aber auch, dass China und andere Schwellenmärkte Anzeichen einer Erholung zeigen würden. Die Verantwortlichen erwarten deshalb, dass TSMC nach dem ersten Quartal wieder wachsen wird und vermutlich fokussieren sich die Marktteilnehmer bei der Beurteilung der Aktie auf diesen Teil des Ausblickes. Die grundsätzliche Zuversicht des Vorstandes kommt auch darin zum Ausdruck, dass die Investitionen in diesem Jahr um 10-20 Prozent auf 9-10 Milliarden Dollar erhöht werden sollen.

Die Analysten von Credit Suisse bezeichneten Mitte Januar jeden Kursrücksetzer als Kaufchance bei TSMC und veranschlagten das Kursziel auf 167 Taiwan-Dollar. Beliebt ist der Titel bei Anlegern allgemein wegen seiner technologischen Vorreiterrolle, ein Status, der mit dem Bau von Chips für besonders dünne Smartphones gerade wieder untermauert wird. Ein Faktor, der auch Ehrhardt als Investor neben einer im Branchenvergleich relativ günstigen Bewertung gefallen dürfte. Wenn es wie geplant gelingt, schon 2018 die Produktion auf ein 7-Nanometer-Verfahren umzustellen und ab 2020 die Strukturen der Chips auf fünf Nanometer zu reduzieren, dann würde man wahrscheinlich noch vor Intel zum weltweit führenden Wafer-Hersteller aufsteigen.



Jens Ehrhardt internationales Bewertungs-Schnäppchen Nummer eins: Gilead Sciences Inc. (WKN: 885823, 87,80 Dollar, 77,73 Euro)



Nachfolgende Daten basieren auf Kursen von 87,64 Euro.

Kurs-Gewinn-Verhältnis: 8

Kurs-Umsatz-Verhältnis 4,3

Kurs-Buchwert-Verhältnis: 4,1

Kurs-Cash-Flow-Verhältnis: 7,2

Dividendenrendite: 1,8

Gehörig Federn lassen musste zuletzt auch der Aktienkurs von Gilead Sciences. Gemessen am Rekordhoch von 122,21 Dollar betrug das Minus phasenweise schon mehr als 30 Prozent. Erklären lässt sich das mit der allgemeinen Schwäche des Biotechsektors, wobei dies auch damit zu tun hat, dass ich US-Präsidentschaftswahlkampf einige Kandidaten wie Hillary Clinton die Preise für bestimmte Medikamente als zu hoch bezeichnet und einen Kampf dagegen angekündigt hat.

Unternehmensintern ist zu beachten, dass nach dem großen Erfolg der eigenen Hepatitis C-Produkte und den damit verbundenen extrem starken Gewinnsteigerungen für die nahe Zukunft kein weite¬res Wachstum zu erwarten ist. Bleiben Übernahmen aus, könnten die Umsätze mit Hepatitis C laut Ehrhardt sogar fallen und in den beiden kommenden Jahren sei kaum mit Wachstum zu rechnen. Allerdings hat die Gesellschaft am 02. Februar für das vierte Quartal 2015 einen Umsatzanstieg von 7,31 Milliarden auf 8,51 Milliarden Dollar gemeldet und einen Ergebnisanstieg von 2,43 Dollar auf 3,32 Dollar je Aktie. Die Erwartungen wurden damit klar geschlagen, die positive Kursreaktion darauf fiel aber eher verhalten aus.

Ehrhardt setzt aber darauf, dass die Gesellschaft zwischen 2015 und 2020 einen freien Cash Flow von bis zu 100 Milliarden Dollar anhäufen kann. Er erinnert außerdem daran, dass Gilead anders als die meisten anderen Branchenvertreter bereits eine Dividende zahlt und eigene Aktien zurückkauft. Im Bewertungsvergleich sei der Titel auch dadurch inzwischen als sehr günstig einzustufen.

Die sogar als extrem niedrig bezeichnete Bewertung vermittle den Eindruck, als ob die Produktpipeline keinerlei Chancen bergen würde. Es sei zwar richtig, dass sich die Hoffnungsträger meist erst in frühen Forschungsphasen befinden würden, 2016 seien aber zumindest positive Zulassungs-Nachrichten zu zwei HIV-Produktkandidaten möglich. Ferner seien in diesem Therapiefeld auch weiterhin Preiserhöhungen um sechs Prozent p.a. realistisch und Patentklippen sei Gilead kurzfristig nicht ausgesetzt. Ehrhardt betrachtet Gilead letztlich momentan wie eine festverzinsliche Anleihe plus Option. Passiere nichts wesent¬liches, sei das Risiko gering. Nachrichten mit Wachstumsphantasie aus der Pipeline oder durch Übernahmen dürf¬ten hingegen einen Schub verleihen.



Wackelkandidat unter Jens Ehrhardt internationales Bewertungs-Schnäppchen: Sanofi S.A. (WKN: 920657, 68,71 Euro)



Nachfolgende Daten basieren auf Kursen von 68,71 Euro.

Kurs-Gewinn-Verhältnis: 12

Kurs-Umsatz-Verhältnis 2,6

Kurs-Buchwert-Verhältnis: 1,5

Kurs-Cash-Flow-Verhältnis: 10,8

Dividendenrendite: 4,3

Als attraktiver Dividendentitel kann Sanofi eingestuft werden. Durch die jüngsten Kursverluste ist die geschätzte Dividendenrendite auf Basis der für das Geschäftsjahr 2016 erwarteten Dividende inzwischen auf 4,6 Prozent zu taxieren. Allerdings haben die Kurseinbußen der vergangenen Wochen auch zu einem angeschlagenen Chartbild beigetragen. Die Ausgangslage hat sich jüngst durch die Verletzung der im Bereich von 70 Euro zu findenden Unterstützungszone sogar noch weiter eingetrübt.

Unter Druck geraten sind die Notierungen hier nicht nur wegen der Schwäche des Gesamtmarktes, sondern auch wegen unternehmensinterner Probleme. Der französische Pharmakonzern konnte zuletzt nicht immer überzeugen und auch die am Dienstag vorgelegten Zahlen für das vierte Quartal wurden an der Börse ebenfalls nicht gerade mit Begeisterungsstürmen aufgenommen. Kein Wunder, lief es doch nicht nur im abgelaufenen Quartal nicht rund, sondern auch für 2016 rechnen die Verantwortlichen angesichts der Konkurrenz im Diabetes-Geschäft bei dem um einige Sondereffekte bereinigten Gewinn je Aktie nur mit einer Stagnation.

Zum Ausdruck kommen die bestehenden Schwierigkeiten auch daran, dass der in Paris ansässige Konzern im Zuge seiner Restrukturierung in den kommenden drei Jahren in Frankreich 600 Stellen abbauen will. Außerdem ist geplant, das Geschäft rund um fünf globale Sparten zu reorganisieren - Schwellenmärkte, Biotech, Diabetes und kardiovaskuläre Erkrankungen sowie Impfstoffe und Tiergesundheit. Laut Ehrhardt ist die erwartete Ergebnisstagnation zwar keine neue Erkenntnis, schließlich seien Analysten schon bisher davon ausgegangen, dass der Gewinn bis 2017 nur wenig wachsen wird. Zudem setzt er auch auf positive Impulse über die Produktpipeline. Den Planungen zufolge sollen bis 2020 insgesamt 18 neue Produkte am Markt eingeführt werden. Die größten sechs davon könnten jährliche Umsätze von 12-14 Milliarden Euro erzie¬len, was etwas mehr als ein Drittel des Jahresumsatzes 2015 entspräche.

Trotzdem ist Ehrhardt nach den jüngsten Geschäftszahlen dem Titel gegenüber etwas vorsichtiger geworden. Der Titel dürfte momentan an der Börse zwar zu negativ beurteilt werden, bis zu einem deutlichen Wiederaufschwung dürfte es aber noch dauern. Vermutlich seien dafür erst positive Pipeline-Nachrichten oder auch Nachrichten von der Fusionsfront erforderlich. Das neue Anlageurteil lautet vor diesem Hintergrund, kleinere Bestände zu halten, momentan aber nicht zuzukaufen.