Klaus Kaldemorgen zeigt keine Star-Allüren. Kein extravaganter Auftritt in weißem Anzug, keine rauschende Party mit den Rolling Stones, kein Privatflugzeug, um von einem Ende der Welt an das andere zu jetten. Der Glamour, den andere Spitzenfondsmanager wie Mark Mobius von Franklin Templeton oder Edouard Carmignac bisweilen versprühen, fehlt Klaus Kaldemorgen. Bescheiden, besonnen, ausgeglichen - auch der Titel Fondsmanager des Jahres 2015 wird an seinem unaufgeregten Auftreten nichts ändern.

Doch vielleicht ist die Ruhe, die Kaldemorgen im Gespräch ausstrahlt, mehr als nur ein Wesenszug. Vielleicht ist sie das Erfolgsgeheimnis, das es dem Urgestein der deutschen Fondsbranche möglich macht, dem Druck als Fondsmanager seit mehr als 30 Jahren standzuhalten. "Ich habe den Vorteil, alles gemacht zu haben: Anleihen, Branchenaktien, Aktien aus bestimmten Regionen, internationale Aktien - das kommt mir jetzt zugute", meint der 61-jährige Vollblut-Profi.

Mit jetzt meint Kaldemorgen die Karriere-Phase, in der er sich noch einmal an die Königsdisziplin der Vermögensverwaltung wagt: Absolute Return. Seit 2011 ist er für den Fonds DWS Concept Kaldemorgen verantwortlich, der als erklärtes Ziel hat, in jedem Kalenderjahr positive Erträge zu erwirtschaften und zwischenzeitliche Verluste auf maximal zehn Prozent zu begrenzen.

Für Kaldemorgen, der zuvor zwar erfolgreich Anleihen- und Aktienfonds gemanagt hatte, war die Konzentration auf absolute Erträge unabhängig von einem Index wie dem DAX oder MSCI World 2011 dennoch Neuland.

Doch genau das suchte er nach all den vielen Jahren, in denen er bei der Deutsche Bank-Tochter DWS, heute Deutsche AWM (Deutsche Asset und Wealth Management) das Flaggschiff DWS Vermögensbildungsfonds I lenkte: "Ich wollte unabhängig von einer Benchmark sein und ordentliche Erträge bei geringem Risiko liefern - das, was viele Anleger heute wollen."

Auf Seite 2: Die Zahlen sprechen für sich



In den vergangenen drei Jahren legte der DWS Concept Kaldemorgen im Schnitt um über acht Prozent zu und begrenzte dabei die Schwankungen auf ein Minimum. Bei kaum einem Fonds waren in den vergangenen drei Jahren Chance und Risiko in einem so guten Verhältnis wie bei ihm. Wie gelingt Kaldemorgen dieses herausragende Risiko-Ertrags-Profil?

Eigentlich funktioniert sein Fonds (LU0599946893) ganz einfach. Kaldemorgen investiert auf der Aktienseite zwei Drittel langfristig in solide Dividendenwerte, für deren Auswahl er die hausinternen Expertise nutzt. Schließlich managt Kollege Thomas Schüssler mit dem DWS Top Dividende einen der erfolgreichsten Dividendenfonds Deutschlands mit über zwölf Milliarden Euro. Ein Drittel der Aktien kauft Kaldemorgen kurzfristig und mit opportunistischem Kalkül. So setzt er auf Gegenbewegungen, wenn eine Branche besonders abgestürzt ist.

Auf der Anleihenseite geht er auf Nummer sicher. Sie soll dann absichern, wenn die Stimmung an der Börse schlecht wird. Gerade in Stresszeiten bringen Staatsanleihen und Unternehmensanleihen guter Bonität eine negative Korrelation mit Aktien - fällt der Aktienmarkt, steigen die Anleihen.

Die wichtige Entscheidung über die Höhe der Aktienquote trifft Kaldemorgen mithilfe seiner Risikomanager, die stets die Verlustobergrenze von zehn Prozent im Auge haben. Hier nutzt das Team Derivate auf Aktienindizes, um bei Bedarf schnell Verkaufspositionen einzugehen und so die Nettoaktienquote zu senken.

Auf Seite 3: Das Vorbild überholt



Es ist kein Zufall, dass auch Edouard Carmignac mit dem milliardenschweren Mischfonds Carmignac Patrimoine so arbeitet. Kaldemorgen hat sich die Arbeit des Franzosen genau angesehen, bevor er seinen eigenen Fonds startete. Er traf sich auch persönlich mit Carmignac. Hat ihm der Vermögensverwalter aus Paris vielleicht zu viel verraten? Jedenfalls schlägt Kaldemorgens Fonds das Flaggschiff aus dem Hause Carmignac seit Auflage bei Rendite und Risiko.

Auch beim Fondsvolumen muss sich Kaldemorgen vor dem Franzosen nicht verstecken. Die gute Wertentwicklung und geringe Schwankungen des Fonds ziehen zuhauf Anleger an. Im Sommer 2014 war die erste Milliarde voll, nur vier Monaten später weitere 800 Millionen hinzugekommen. Gut möglich, dass der DWS Concept Kaldemorgen zum neuen Vorzeigefonds der Deutschen Bank wird.

Der frisch gekürte Fondsmanager des Jahres 2015 erhielt bei der Deutsche AWM jedenfalls reichlich Vorschuss-Lorbeeren. Nur sein Fonds darf den Namen des Managers tragen. Kaldemorgen ist eben doch ein Star - zumindest ein bisschen.