von Thomas Rappold

Wachstumsverwöhnte Anleger rieben sich nach Bekanntgabe der Quartalszahlen von LinkedIn die Augen. Das Unternehmen übertraf wie so häufig in der Vergangenheit die Analystenschätzungen für Umsätze und Gewinne deutlich. Doch Chef Jeff Weiner gab einen deutlich reduzierten Ausblick für das Geschäftsjahr 2016. Die Reaktion der Börse war heftig, ging es doch nachbörslich mit der Aktie um 30 Prozent nach unten. Ist die Erfolgsgeschichte von LinkedIn damit zu Ende? Mitnichten.

Hier kommt Warren Buffett mit seinen fünf Thesen zur Selektion attraktiver Aktien ins Spiel.

Erstens

: Kaufe qualitativ hochwertige Aktien, wenn sie vom Markt abgestraft werden. Mit einem Tagesverlust von 30 Prozent und einer Kursnotiz von 50 Prozent unterhalb der Allzeithochs erscheint die Bewertung bei einem Umsatz-Multiple von knapp fünf für einen Wachstumswert wie LinkedIn attraktiv.

Zweitens

: Kaufe Aktien von Unternehmen, die Monopolcharakter haben. Buffett sucht nach Unternehmen, die eine einzigartige Wettbewerbsstellung im Markt haben und damit über entsprechende Preismacht verfügen. LinkedIn hat rund 400 Millionen Mitglieder in über 200 Ländern und ist das dominierende digitale Businessnetzwerk.

Drittens

: Kaufe Aktien von Unternehmen mit einfachem Geschäftsmodell. Die einzigartigen Dienstleistungen für Unternehmen, Personalvermittler und Stellensuchende führen zu einer hohen Bindung an LinkedIn. Die exzellente Datenbasis können neue Konkurrenten nur schwer duplizieren. LinkedIn erzielt Erträge von 22 Dollar pro aktivem Mitglied, Facebook liegt bei lediglich acht Dollar und Twitter bei nur vier Dollar.

Viertens

: Kaufe Aktien von Unternehmen mit exzellentem Management. Jeff Weiner als Chef und Reid Hoffman als Gründer arbeiten seit 2009 in kongenialer Weise in der strategischen und operativen Ausrichtung von LinkedIn zusammen.

Fünftens

: Achte auf internationales Geschäft. 40 Prozent der Umsätze und 70 Prozent der Mitglieder stammen von außerhalb der USA. Mit einer eigenen App forciert LinkedIn den Geschäftsaufbau in China und könnte zu den größten Profiteuren der neuen chinesischen Wirtschaftsausrichtung hin zu Internet und Dienstleistungen zählen.