Und schon wieder eine Woche, die man mit dem Attribut "bemerkenswert" bezeichnen kann. Der Dow Jones beispielsweise verlor am 31. Januar rund zwei Prozent und rutschte damit unter die 30 000-Punkte-Marke. Mit einem Minus von knapp 3,3 Prozent war die letzte Januar-Woche gleichzeitig die schlechteste Börsenwoche für den US-Leitindex seit Oktober. Die gesamten Gewinne des Januars waren damit weg. Der breiter gefasste S & P 500 und der Nasdaq Composite knickten zum Wochenschluss ebenfalls um rund zwei Prozent ein.

Es könnte der Beginn einer etwas länger dauernden Korrektur sein. Mit ein Grund für das ordentliche Minus ist zum einen sicher das "Gamestop-Beben", also die Investments und Wetten organsierter (Klein-)Anleger gegen die Short-Geschäfte mächtiger Hedgefonds. Das sorgte und sorgt für eine gewisse Unruhe. So schränkten einige Broker wie die bei Kleinanlegern so populäre Trade-App Robinhood den Handel zeitweise ein. Da sich deswegen bereits die Börsenaufsichten einschalten, zeigt, dass das Thema doch recht ernst genommen wird: Selbst wenn man vielleicht Symapthien hat für die Aktion "David gegen Goliath", ist das Aufpumpen von Kursen sicherlich auch nicht der Weisheit letzter Schluss.

Dies allein für die Korrektur verantwortlich zu machen greift aber wohl zu kurz. Problematisch ist sicher auch die verhaltene Reaktion des Marktes auf die gerade angelaufene Gewinnsaison. Dass etliche Unternehmen recht positive Entwicklungen vermeldeten, wurde nicht mit Kursgewinnen belohnt.

Steigende Gewinne


So liegen laut US-Marktforscher Refinitiv die bisher berichteten Umsatz- und Gewinnzahlen bei 86 Prozent der Unternehmen des S & P 500 über den Erwartungen. Im stark vertretenen Technologiesektor beträgt der Anteil der positiven Überraschungen sogar 95 Prozent. Dennoch sollte man kurzfristig etwas vorsichtiger sein.

Mittel- bis langfristig stimmt unsere positive Einschätzung für die Börsen jedoch auch weiterhin. "Durch die Zulassungen der ersten Impfstoffe sowie den Beginn der Impfungen sollte im Verlauf des zweiten Halbjahres eine relative Normalisierung des Lebens eintreten", heißt es beispielsweise in einer Studie der österreichischen Raiffeisen KAG. Mit dem Effekt, dass es eine starke Erholung von Wirtschaft und Unternehmen geben wird. "Und darauf fußt im Wesentlichen die aktuell sehr gute Stimmung, insbesondere an den Aktienmärkten", heißt es weiter.

Dass die hohe Bewertung der Aktienmärkte oft als Risikofaktor genannt werde, sei nur zum Teil berechtigt. "Gerade in der aktuellen Phase des Zyklus ist das hohe KGV für den breiten Markt aber nicht überraschend. Der Quotient Kurs/Gewinn ist hoch, weil die Kurse schon gestiegen sind, die Gewinne aber noch nicht." Umkehrschluss: In einer späteren Phase des Kapitalmarktzyklus werden die Gewinne stärker steigen als die Kurse, was das KGV wieder senken wird.

Divers ist besser


Langfristig stimmt die Börsenstory also. Trotzdem sollte man über Diversifikation nachdenken und nicht alles auf eine Karte setzen, zum Beispiel auch Investments in Schwellenländer berücksichtigen. Hier gibt es mehrere positive Faktoren: Asien hat die zweite Covid-Welle überstanden, es fließt mehr Geld in diese Märkte - aufgrund des schwachen Dollar, der niedrigen Renditen, des erstarkenden Welthandels, Chinas anhaltender Stärke und des positiven Trends bei den Rohstoffpreisen.

Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com