Zum Jahreswechsel haben Vorhersagen Hochkonjunktur. Gefragt sind auch Prognosen zu vermeintlichen Trends in der Wirtschaft und am Aktienmarkt. Für 2015 kommen dabei Warnungen vor steigenden Gefahren durch Cyberkriminalität besonders häufig vor - kein Wunder, schließlich demonstrierte jüngst die Online-Attacke auf den Unterhaltungskonzern Sony, wie real die Bedrohung aus der virtuellen Welt längst ist. Außerdem war dies kein Einzelfall, wie frühere Angriffe auf Konzerne wie Apple, JP Morgan, Home Depot oder Target zeigen.

Wie gefährdet Firmen auch in Deutschland inzwischen sind, zeigt eine Umfrage der Unternehmensberatung KPMG. Demnach wurden in den vergangenen beiden Jahren 30 Prozent der befragten Betriebe Opfer von Datendiebstahl oder Datenmissbrauch. Die Bedrohung betrifft auch Privatpersonen. Laut dem Cybercrime-Report der US-Softwarefirma Symantec werden jede Sekunde 18 Menschen durch Betrug, Spionage oder Erpressung Opfer von kriminellen Attacken im Internet.

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Riskantes "Internet der Dinge"

Ein weiterer Anstieg dieser Zahlen käme nicht überraschend. Schließlich bietet die weltweit fortschreitende Digitalisierung den Cyberkriminellen immer größere Angriffsflächen. Zum neuen Spielzeug für Hacker wird laut dem Hersteller von Sicherheitssoftware ESET das "Internet der Dinge" werden, das immer mehr Geräte mit dem Web verbindet. Als weiteres großes Sicherheitsrisiko für 2015 haben die ESET-Experten zudem digitale Bezahlsysteme ausgemacht, weil diese Schadprogramme - sogenannte Malware - geradezu magisch anziehen. Außerdem rechnen sie vermehrt mit gezielten Angriffen auf Einzelziele. Raimund Genes, Technologiechef beim japanischen IT-Sicherheitsanbieter Trend Micro, geht sogar noch einen Schritt weiter: Er rät jedem Techniknutzer dazu, sich geistig darauf einzustellen, gehackt zu werden.

Was für die Allgemeinheit eine Bedrohung ist, stellt für Softwarespezialisten eine immense Geschäftschance dar. So sagt das Marktforschungsinstitut Allied Market Research dem Bereich Internetsicherheit von 2014 bis 2020 ein jährliches Wachstum von über acht Prozent voraus. Das klingt auch deshalb plausibel, weil inzwischen die Politik aufgewacht ist und schärfere Sicherheitsvorkehrungen fordert. So hat das Bundeskabinett gerade erst ein IT-Sicherheitsgesetz beschlossen. Dieses sieht für Unternehmen mit Internetauftritt Schadenersatzzahlungen vor, falls bei einem nicht zeitgemäßen Stand der Technik über die eigene Website Schadprogramme verteilt werden. Beim US-Einzelhändler Target musste der Chef seinen Hut nehmen, nachdem Kriminelle Kundendaten entwendet hatten - auch das dürfte andere Firmenbosse ermuntern, mehr Geld in IT-Sicherheit zu stecken.

Angesichts dieser günstigen Perspektiven verwundert das rege Interesse der Anleger an Aktien aus dem Cyber-Security- Sektor nicht. Überzeugt von dieser Investmentidee ist auch Fondsmanager Patrick Kolb von Credit Suisse: "Unserer Meinung nach ist dieses Anlagethema für langfristig orientierte Anleger sehr reizvoll und steht erst am Anfang eines attraktiven, lang anhaltenden Wachstumszyklus." Verstärkt haben sich in dem Bereich in der jüngeren Vergangenheit auch IT-Größen wie Intel oder Cisco Systems. Bei dem zuletzt genannten Netzwerkausrüster ist der Geschäftsanteil der Sicherheitsleistungen zwar noch relativ gering, beim Marktanteil ist Cisco in dem Bereich jedoch bereits führend. Mit Cisco-Aktien können Investoren zudem vergleichsweise günstig auf dieses Anlagethema setzen. Denn im Schnitt sind die Branchenvertreter doch schon recht stattlich bewertet.

Das gilt etwa für Fiserv. Der amerikanische Anbieter von Technologielösungen für die Finanzindustrie kann auf längere Sicht aber den Gewinn voraussichtlich mit einer Jahresrate von immerhin gut 13 Prozent steigern und glänzt zudem mit einem beeindruckend stetigen und langfristigen Aufwärtstrend.

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Echte Profis gegen Sicherheitslücken

Reinrassigere Vertreter aus dem Sektor als Cisco oder Fiserv sind Check Point Software und Symantec. Check Point, 1993 in Israel gegründet, ist einer der führenden Vertreter der Branche und kann als verlässlicher eingestuft werden als so mancher heiß gehandelte Neuling aus dem Bereich. Ähnliches gilt für das bereits seit 1982 existierende US-Softwareunternehmen Symantec. Hier sorgt außerdem die geplante Aufspaltung des Konzerns in die zwei getrennten Bereiche Sicherheit und Informationsmanagement für Fantasie. Sowohl Check Point als auch Symantec stufen wir von "Beobachten" auf "Kaufen" herauf.

Sehr viel Fantasie birgt die erst seit 2013 börsennotierte Aktie von FireEye. Der US-Sicherheitsspezialist, der gerade ein Joint Venture mit der Deutschen Telekom abgeschlossen hat, ist auf die Sicherheit von Smartphones und sozialen Netzwerken fokussiert - eine Ausrichtung auf zwei starke Wachstumsbereiche. Noch schreibt das Unternehmen aber Verluste, was das Risiko aktuell erhöht.

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