Und wieder hat Bayer einen wichtigen Prozess verloren. Der Agrarchemie- und Pharmakonzern wurde von einem Gericht in Kalifornien zu einer Strafe von rund zwei Milliarden US-Dollar verurteilt. Geklagt hatte ein Rentnerehepaar, das Glyphosat als Auslöser für seine Krebserkrankungen verantwortlich gemacht hat. Bayer will gegen das Urteil Rechtsmittel einlegen.
Dennoch haben die Leverkusener bisher bei den Glyphosat-Prozessen keinen guten Stand. Drei Prozesse wurden in den USA geführt - und alle drei gingen verloren. Bei den beiden vorherigen Urteilen waren Krebspatienten jeweils etwa 80 Millionen Dollar an Schadenersatz zugesprochen worden. Damit summiert sich die Summe aus drei Prozessen auf rund 1,2 Milliarden Dollar (etwa eine Milliarde Euro). Mulmig kann es einem werden, wenn man weiß, dass insgesamt in den USA 13400 Klagen gegen Bayer anhängig sind. Sollte Bayer auch nur einen nennenswerten Teil davon verlieren, dann wird der Konzern dies wohl kaum in der bisherigen Form überleben. Sein gesamter Börsenwert liegt bei 53 Milliarden Euro.
Die Prozesse hat sich Bayer mit der Übernahme des US-Agrarchemie-Konzerns Monsanto vor einem Jahr ins Haus geholt. Der stellt den Unkrautvernichter Roundup her, in dem das umstrittene Glyphosat verwendet wird. Und nun kommt zu den Schadenersatz-Prozessen auch noch ein PR-Desaster: Angeblich hat Monsanto PR-Agenturen beauftragt, Listen von Journalisten, Politikern und Umweltaktivisten anzufertigen und diese in bestimmte Kategorien einzuteilen. Dabei sollen auch persönliche Daten gespeichert worden sein. Damit könnten Persönlichkeitsrechte verletzt worden sein, auch das könnte vor Gericht landen.
In Frankreich hat die Staatsanwaltschaft bereits Ermittlungen aufgenommen, weitere Länder der EU werden wohl folgen. Umweltaktivisten kritisierten immer wieder die Geschäftspraktiken von Monsanto, das Unternehmen hat alles andere als einen guten Ruf. Bayer-Chef Werner Baumann aber hat dies offenbar ausgeblendet: "Wir haben ein Unternehmen übernommen, bei dem wir keinen Zweifel haben, dass es auch unter ethischen Gesichtspunkten gut geführt wurde", zitiert die Börsenzeitung aus einem Ende 2018 von ihr geführtem Interview mit Baumann.