Wegen ihrer stattlichen Dividendenrendite und ihrer moderaten Bewertung gehören die Aktien von Munich Re und Hannover Rück zu den Lieblingsinvestments unserer Leser. Beide Titel bieten Anlegern für das laufende Geschäftsjahr eine geschätzte Ausschüttungsquote von 4,6 Prozent und für das Geschäftsjahr 2015 ein geschätztes Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 9.

Doch an der Börse stechen die Anteilsscheine der deutschen Rückversicherer nicht besonders hervor - zumindest traf das auf das erste Halbjahr 2014 zu. Munich Re stiegen um magere 1,09 Prozent (Dax: +3 Prozent), Hannover Rück kletterten um 5,5 Prozent (MDax: +1,5 Prozent).

Wirft man einen Blick auf die Kurscharts seit der Lehman-Pleite und dem Ausbruch der Finanzkrise im September 2008, zeigt sich allerdings, dass die Hannoveraner (+148 Prozent) in den vergangenen Jahren eine wesentlich bessere Performance abgeliefert haben als die Münchner (+59 Prozent).

Der große Abstand dürfte unter anderem mit dem deutlich kräftigeren Umsatzwachstum der Hannover Rück zusammenhängen. Diese Aussage muss aber relativiert werden, wenn man das Gewinnwachstum heranzieht. Hier lag Munich Re klar vorne. Während das MDax-Unternehmen im Jahr 2008 noch rote Zahlen schrieb, erzielte der Dax-Konzern unterm Strich ein Plus von 1,5 Milliarden Euro. Von 2009 bis 2013 steigerte der weltweite Marktführer den Nettogewinn um 31,4 Prozent, die Nummer zwei dagegen schaffte nur 22,1 Prozent.

Angesichts der zuletzt mauen Kursperformance stellt sich die Frage, wie es mit beiden Aktien weitergeht. Wer macht künftig das Rennen - Munich Re oder Hannover Rück? Und was sollten Anleger tun?

Um diese Fragen zu beantworten, hat BÖRSE ONLINE die Papiere miteinander verglichen. Zu diesem Zweck haben wir uns ausführlich mit den Einschätzungen der Analysten befasst. Über diese kann man sich zwar streiten, doch ignorieren sollte man sie nicht. Die Einschätzungen der Experten können bei der Anlageentscheidung helfen. Am Ende sollte sich aber jeder Anleger seine eigene Meinung bilden.

Auf Seite 2: Wie schätzen Analysten die Aktien ein?

Wie schätzen Analysten die Aktien ein?

Betrachtet man bei Bloomberg das aktuell durchschnittliche Rating aller Analysten, die ihre Einschätzungen während der letzten 12 Monate aktualisiert haben, fallen die Urteile zu den Aktien extrem ähnlich aus. Selbst im Detail findet man kaum Unterschiede.

Beide Titel werden mit einem Konsensrating von 3,1x bewertet und damit als Halteposition eingestuft. Zudem können beide Papiere eine prozentual fast identische Verteilung der Kauf-, Halte- und Verkaufsempfehlungen aufweisen. Der Anteil der "Holds" stimmt mit jeweils 59,5 Prozent sogar überein. Die Abweichungen bei den "Buys" und "Sells" sind minimal.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass es zwischen den Aktien sowohl auf Basis des Konsensratings als auch im Hinblick auf die Verteilung der Kauf-, Halte- und Verkaufsempfehlungen kaum Unterschiede gibt. Beide Titel werden auf "Hold" eingestuft.

Erläuterungen:

Quelle: Bloomberg, Stand 15.07.2014, 12.30 Uhr

Konsensrating: Aktuell durchschnittliches Rating aller Analysten, die während der letzten 12 Monate aktualisiert haben. (5= Buy, 4= schwacher Buy, 3= Hold, 2= schwacher Sell, 1= Sell).

Buys: Die Zahl der Analysten, die den Kauf des Wertpapiers empfehlen, und der Prozentsatz aller Analysten, die diese Empfehlung abgeben.

Holds: Die Zahl der Analysten, die empfehlen, das Wertpapier zu halten, und der Prozentsatz aller Analysten, die diese Empfehlung abgeben.

Sells: Die Zahl der Analysten, die den Verkauf des Wertpapiers empfehlen, und der Prozentsatz aller Analysten, die diese Empfehlung abgeben.

Um sich ein Gesamtbild von der Meinung der Analysten zu machen, reicht es allerdings nicht aus, sich auf den Status Quo zu konzentrieren. Man muss auch einen Blick darauf werfen, wie sich die Einschätzungen der Experten über einen längeren Zeitraum entwickelt haben. Daraus lassen sich am Ende eventuell Trends ableiten.

Auf Seite 3: Wie haben sich die Einschätzungen der Analysten entwickelt?

Wie haben sich die Einschätzungen der Analysten entwickelt?

Anleger sollten Munich Re und Hannover Rück in ihren Depots halten, lautet das allgemeine Urteil der Analysten über beide Aktien.

Doch wurden die Titel auch vorher so betrachtet wie momentan? Wirft man einen Blick auf die Einschätzungen von vor einem Jahr, lautet die Antwort ja - zumindest was Hannover Rück betrifft.

Äußerlich hat sich das Konsensrating des MDax-Unternehmens im Vergleich zum Juli 2013 nicht verändert. Es liegt noch immer bei 3,13. Allerdings konnte das Lager der Halteempfehlungen ein paar Stimmen aus den anderen Lagern abziehen, darunter vor allem Kaufempfehlungen.

Das Konsensrating von Munich Re dagegen hat sich im Vergleich zum Juli 2013 leicht verschlechtert. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in einer recht deutlichen Verschiebung zu den Halteempfehlungen auf Kosten einiger Kaufempfehlungen wider.

Lässt sich daraus ein Trend ableiten? Schwer zu sagen. Einerseits hat sich das Stimmungsbild gegenüber den beiden deutschen Rückversicherern in den vergangenen Monaten merklich eingetrübt; bei Munich Re begann diese Entwicklung im Oktober 2013, bei Hannover Rück gab es einen Rutsch im Frühjahr 2014. Andererseits hat sich seit Mai bei beiden nicht mehr viel getan. Es scheint, als wären die Meinungen der Analysten festgefahren. Das könnte sich allerdings mit den Geschäftszahlen zum zweiten Quartal ändern, welche beide Unternehmen am 6. August (Hannover Rück) bzw. 7. August (Munich Re) veröffentlichen werden.

Auf den folgenden beiden Seite haben wir Chancen und Risiken gegenübergestellt, die Analysten bei beiden Rückversicherern sehen.

Auf Seite 4: Wo sehen die Analysten Chancen und Risiken bei Munich Re?

Wo sehen die Analysten Chancen und Risiken bei Munich Re?

Auf Seite 5: Wo sehen die Analysten Chancen und Risiken bei Hannover Rück?

Wo sehen die Analysten Chancen und Risiken bei Hannover Rück?

Auf Seite 6: Wie viel Kurspotenzial trauen Analysten den Aktien zu?

Wie viel Kurspotenzial trauen Analysten den Aktien zu?

Analysten kommen im Allgemeinen sowohl bei Munich Re als auch bei Hannover Rück in etwa zu dem gleichen Ergebnis: Beide Aktien haben derzeit kein Kurspotenzial. In beiden Fällen bewegen sich die Prozentwerte nahe an der Nullgrenze - ein Umstand, der in Einklang mit den Konsensratings der Papiere steht. Zur Erinnerung: Beide Titel haben eine Rating von 3,1x. Bei einem Wert von 3 lautet das Urteil "Hold" .

12 M. Zielkurs: Konsens-Zielkurs (Währung)

Letzter Kurs: Stand 02.07.2014, 12:30 Uhr

Ertragspotential: Das zukünftige Renditepotential des Best-Konsens-Zielkurses und des letzten Kurses der Aktie.

LTM Rendite: 1-Jahresertrag des Wertpapiers

Das bedeutet allerdings nicht, dass es unter den Analysten keine Ausschläge nach oben gibt.

Vor allem Thomas Fossard von HSBC zeigt sich optimistisch. Für Munich Re sieht er das Ende der Fahnenstange bei 192 Euro. Damit würde sich - auf Basis des aktuellen Kurses - eine ansehnliche Zuwachsquote von 18,4 Prozent ergeben. Für Hannover Rück beziffert er den Höchstwert auf 77,80 Euro. Das entspräche einer Zuwachsquote von rund 19 Prozent

Der Experte zeigt sich also für beide Branchenvertreter ähnlich zuversichtlich.

Auf Seite 7: Fazit

Fazit

Sowohl Munich Re als auch Hannover Rück werden von Analysten als klare Halteposition eingestuft. Dieser Meinung waren die Experten auch schon vor einem Jahr, wenngleich die Einstellung gegenüber Munich Re etwas positiver als gegenüber Hannover Rück war.

In den vergangenen 12 Monaten haben viele Branchenkenner beide Aktien von "Kaufen" auf "Halten" heruntergestuft. Bei den Münchnern fand dies in stärkerem Ausmaß statt als bei den Hannoveranern.

Ob die Analysten sich aus ihrer zuletzt recht starren Haltung herausbewegen, wird sich zeigen, wenn die Unternehmen Anfang August ihre Zahlen für das zweite Geschäftsquartal veröffentlichen.

Was die Chancen und Risiken betrifft, führen Analysten auf beiden Seiten Pro- und Contra-Punkte auf. Welche Punkte man schwerer gewichtet, bleibt wohl eine individuelle Sache.

In puncto Kurspotenzial sehen die Experten bei beiden Titeln im Durchschnitt aktuell keine Chancen.

Auf Seite 8: Was empfiehlt BÖRSE ONLINE?

Was empfiehlt BÖRSE ONLINE?

Munich Re:

Für die Aktie von Munich Re spricht vor allem die aktionärsfreundliche Dividendenpolitik und die moderate Bewertung. Mit 4,6 Prozent für 2014 bietet der weltgrößte Rückversicherer die höchste Ausschüttungsquote im DAX und mit 9,2 für 2015 eines der niedrigsten Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV)

Konzernchef Nikolaus von Bomhard warnt zwar, dass zunehmend branchenfremde Anbieter wie etwa Hedgefonds in das Rückversicherungsgeschäft einsteigen. Auswirkungen hat das jedoch vor allem auf kleinere Kontrahenten. Der Branchenprimus ist aber stark genug, um der Konkurrenz Paroli zu bieten. Den Ausblick für das Gesamtjahr hat von Bomhard unlängst bekräftigt - auch wenn er im Geschäft mit großen Risiken wie Naturkatastrophen keine Wachstumsmöglichkeiten mehr sieht.

Unsere Einschätzung: Weiterhin kaufen.


Hannover Rück:

Genauso wie Munich Re überzeugt auch Hannover Rück mit einer hohen Dividendenrendite von 4,6 Prozent und einem moderaten KGV von 9,1. Darüber hinaus konnte das Unternehmen gute Quartalen fürs erste Quartal ausweisen und den Gewinn überraschend steigern. Geringe Katastrophenschäden und lukrative Finanzgeschäfte sorgten für ein leichtes Plus von 0,7 Prozent. Analysten hatten mit einem Rückgang gerechnet.

Unterm Strich stand ein Überschuss von 233 Millionen Euro. Damit habe sich die Sicherheit, das geplante Jahresergebnis zu erreichen, "deutlich erhöht". Vorstandschef Ulrich Wallin erwartet weiterhin einen Überschuss von 850 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr hatte Hannover Rück mit 896 Millionen Euro einen Rekordgewinn erzielt.

In der Schaden- und Unfall-Rückversicherung verzeichnete der Rückversicherer zwar leichte Rückgänge, dafür legte aber das Kapitalanlageergebnis dank des lukrativen Verkaufs von Finanzpapieren und teilweiser Umschichtungen in Dollar zu. Damit will sich das Unternehmen sich unabhängiger von den geldpolitisch abhängigen Aktienmärkten machen. Künftig sollen vor allem weiter die höheren Zinsen der Dollar-Anleihen und Investitionen in Immobilien die Finanzgewinne stützen.

Unsere Einschätzung: Weiterhin kaufen.