Der weltgrößte Sportartikelkonzern Nike überrascht mit starken Geschäftszahlen und befreit sich schneller als erwartet aus dem Pandemie-Chaos. Von Sven Parplies

Die Fußball-WM endete für Nike mit einer Niederlage — Frankreich verlor in Trikots des US-Konzerns das Finale gegen die von Adidas ausstaffierten Argentinier. Nike kann es verkraften. Wichtiger ist: Das von den Wirren der Pandemie gestresste Geschäft des weltgrößten Sportartikelkonzerns erholt sich viel schneller als erwartet.Nike überbot im vergangenen Quartal deutlich die Prognosen der Analysten. Der Gewinn je Aktie stieg zum Vorjahr um zwei auf 85 Cent — der Konsens hatte laut Bloomberg-­Datenbank mit einem Rückgang auf 65 Cent gerechnet. Der Umsatz wuchs um 17 Prozent und damit deutlich stärker als an der Wall Street kalkuliert. Das Momentum habe sich in den ersten Dezember-Wochen fortgesetzt, berichtete Finanzchef Matt Friend und rundete damit das positive Gesamtbild ab.

Nike: Raus aus der Defensive

Die Börse feierte die Zahlen fast so überschwänglich wie die Argentinier ihren WM-Triumph: Um 15 Prozent schoss der Aktienkurs von Nike in Frankfurt am Mittwoch nach oben. Es war der größte Kurssprung seit anderthalb Jahren. „Die Ergebnisse unterstreichen die Gesamtstärke der Marke“, lobten die Analysten der US-Bank Wells Fargo. Im Windschatten von Nike konnte auch das Papier des zuletzt stark schwächelnden Rivalen Adidas um mehr als sechs Prozent zulegen, Puma sogar um zehn. 

Besonders komplex sind die Verwerfungen der Corona-Pandemie, die die Lieferketten auch in der Sportartikelindustrie zerrütteten. Viele Produkte wurden nicht rechtzeitig geliefert, Schuhe und Kla­motten stapelten sich schließlich in den Lagern und müssen jetzt mit ­Rabatten in den Markt gedrückt ­werden.

Einschätzung zur Nike-Aktie

Der Abverkauf gelingt Nike besser und schneller als erwartet, hinterlässt dennoch Spuren in der Bilanz. Die Bruttomarge des Konzerns schrumpfte vor allem wegen hoher Rabatte um 300 Basispunkte, lag mit 42,9 Prozent dennoch über der Konsensschätzung. Man glaube, dass der Höhepunkt bei den Lagerbeständen überschritten sei, erklärte Konzernchef John Donahoe in einer Konferenzschaltung mit Analysten.Für die wenigen Enttäuschungen im Zahlenwerk von Nike sorgte China. Der Umsatz schrumpfte dort um drei Prozent, weil Lockdowns die Nachfrage noch immer bremsen. Die Corona-Politik der chinesischen Regierung bleibt ein Unsicherheitsfaktor. Westliche Marken müssen sich in dem Land aber auch gegen verschärfte Konkurrenz einheimischer Rivalen erwehren.

In allen anderen Regionen der Welt konnte Nike seinen Umsatz im Quartal steigern, in Nordamerika auch mithilfe von Rabattaktionen sogar um 30 Prozent. In Europa legte der Umsatz um elf Prozent zu.Der kräftige Kurssprung der Aktie ist auch eine Gegenreaktion auf die zuvor massiven Verluste. Nach dem Top bei 177 Dollar vor etwas mehr als einem Jahr hatte sich der Börsenwert zwischenzeitlich mehr als halbiert. Analysten gehen davon aus, dass der Nettogewinn von Nike in dem bis Ende Mai laufenden Geschäftsjahr um knapp 20 Prozent schrumpft, sich danach aber zügig erholen wird.

Achtung: Diese Aktien empfehlen die Experten jetzt dringend zum Verkauf.

Dieser Artikel erschien zuerst in Euro am Sonntag 52/2022. Hier erhalten Sie einen Einblick ins Heft.