Henrik Zeberg warnt vor der „Everything Bubble“: Aktien, Immobilien und Krypto seien historisch überbewertet – der Crash nur eine Frage der Zeit.

Henrik Zeberg, Ökonom beim Researchhaus Swissblock und prominente Stimme auf der Social Media-Plattform X mit knapp 200.000 Followern, wählt für seine jüngste Analyse beim Newsletteranbieter Substack ein drastisches Bild. Wie der Kaiser im Märchen, der in unsichtbaren Kleidern hofiert wird, präsentierten sich die Märkte heute mit vermeintlichem Glanz – tatsächlich jedoch nackt.

Die Illusion sei größer als jemals zuvor, schreibt er in seiner über 7000 Wörter starken Makro-Analyse  "The Everything Bubble: 2000 Meets 2007 on Steroids". Der Befund: Wir stehen am Vorabend einer gleichzeitigen Übertreibung in Aktien, Immobilien und Kryptowährungen – ein dreifaches Déjà-vu, das die Spekulationswellen der Dotcom-Blase wie auch der Subprime-Krise in den Schatten stelle.

Historische Extreme in den Bewertungskennzahlen

Zeberg stützt seine Warnung auf ein Arsenal an Kennzahlen, die allesamt Rekordstände markieren:

Nasdaq zu BIP (Bruttoinlandsprodukt): Das Börsensegment für Tech-Werte erreicht mittlerweile 105 Prozent  der US-Wirtschaftsleistung – fast doppelt so viel wie am Höhepunkt der Dotcom-Euphorie im Jahr 2000.

Buffett-Indikator: Der gesamte US-Aktienmarkt kommt aktuell auf 215 Prozent des BIP, weit über den Spitzen von 1929 oder 2000.

S&P 500 Price-to-Book: Mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 5,3× übertrifft der Leitindex inzwischen sogar die wildesten Ausschläge des Jahres 2000.

Marktkonzentration: Die zehn größten Konzerne stellen heute über 40 Prozent der Marktkapitalisierung des S&P 500 – ein Klumpenrisiko, das an die „Nifty Fifty“ der 1970er erinnert.

Immobilien und Krypto: Überhitzung überall

Anders als im Jahr 2000 beschränkt sich die Übertreibung nicht auf Technologieaktien. Auch der Immobilienmarkt ist wieder auf Rekordniveau: inflationsbereinigt sind US-Häuser so teuer wie 2006, die Erschwinglichkeit liegt auf einem 40-Jahres-Tief. Der Traum vom Eigenheim wird für viele Amerikaner unfinanzierbar – ein soziales Pulverfass.

Hinzu kommt die Kryptowelt. Bitcoin hat sich nach dem Crash 2022 zwar erholt, doch Zeberg verweist auf die enge Korrelation mit dem Nasdaq. Von „digitalem Gold“ könne keine Rede sein – die Kryptowährungen seien schlicht der „Hochbeta-Bereich“ der Tech-Blase. Sein drastisches Urteil: Ein Einbruch um bis zu 90 Prozent sei denkbar, sollte der Tech-Sektor ins Rutschen geraten.

Warum die Fed diesmal machtlos sein könnte

Die wohl gewichtigste These Zebergs betrifft die Rolle der Notenbanken. Während die Federal Reserve in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder als Retterin einsprang – 2000, 2008, 2020 –, sieht er das Instrumentarium diesmal stumpf.

Die Gründe sind zahlreich:  Inflation ist zurück und bindet den geldpolitischen Handlungsspielraum. Staatsverschuldung auf Rekordhöhe macht weitere Rettungsprogramme riskant. Und auch Psychologie hat sich verändert: Nach den Inflationsschocks von 2022 vertraut die Öffentlichkeit nicht mehr blind auf „gedruckten Wohlstand“.

Szenario des dänischen Ökonomen, der das Marktief 2022 sehr genau getroffen hatte, lautet daher: Zuerst kommt ein deflationärer Crash, dann folgen Jahre der Stagflation. Die Fed werde zwar handeln, aber nicht in der Lage sein, den Einbruch abzufedern – sondern allenfalls eine neue Welle von Preissteigerungen anheizen.

Die gefährlichste Phase seit Generationen?

Zebergs Analyse ist bewusst alarmistisch. Er will, wie er selbst schreibt, nicht im Nachhinein „I told you so“ sagen, sondern rechtzeitig warnen. Für Anleger bedeutet das: Liquidität und Risikomanagement könnten wichtiger sein als die Jagd nach den letzten Prozentpunkten Rendite.

Die Parallelen zu 1929, 2000 und 2008 sind für ihn offensichtlich – nur diesmal kumulieren mehrere Blasen gleichzeitig. Ein finales „Blow-off-Top“-Feuerwerk, insbesondere in Krypto, sei zwar noch denkbar. Doch am Ende werde die ökonomische Realität obsiegen. „Diesmal ist es nicht anders“, schreibt Zeberg. Aber: „Diesmal ist es größer.“

Zebergs Warnung kommt zu einer Zeit, in der die Wall Street fast geschlossen in den Bullenmodus umgeschwenkt ist. Erst vergangene Woche rief Blackrock-Starstratege Rick Rieder das "bestes Investment-Umfeld aller Zeiten" aus – den Artikel dazu lesen Sie hier.

So wie: Börsenguru Jim Cramer: Wie viel der Euphorie von 1999 steckt heute in den Aktien?

Infront Nasdaq 100 (WKN: A0AE1X)

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