Schaut man sich den Wochenverlauf der Paypal-Aktie an staunt man: Der Kurs des Zahlungsabwicklers notiert auf Wochensicht mehr als zwölf Prozent im Plus. Für die massiv abgestürzte Aktie, die noch vergangenen Dienstag unter der 90 Euro-Marke notierte, ein erster Hoffnungsschimmer. Was in der vergangenen Woche passiert ist:

Erstens: Europaweitem Bezahlsystem EPI droht das Aus


Am vergangenen Mittwoch wurde bekannt, dass der Bankeninitiative EPI zum Aufbau eines einheitlichen europaweiten Bezahlsystems das Aus droht. Trotz harten Ringens "um den besten Lösungsansatz für eine nächste gemeinsame Etappe" sei "keine gemeinsame Basis gefunden" worden.

Die European Payment Initiative (EPI) war 2020 von großen Euro-Banken unter anderem aus Deutschland, Frankreich und Spanien gegründet worden. Sie wollten ein einheitliches europaweites System aufbauen, das das Bezahlen per Karte und Smartphone abdeckt, um der Kundschaft ein Konkurrenzangebot zu mächtigen US-Konzernen wie Paypal zu machen. An der EPI-Interimsgesellschaft hatten sich 31 Banken und zwei Zahlungsdienstleister beteiligt.

Zweitens: Gute Zahlen des Konkurrenten Block


Zudem hat am Donnerstag der Paypal-Konkurrent Block (ehemals Square) seine Q4-Zahlen veröffentlicht. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist der Umsatz von Block im Schlussquartal 2021 um 29 Prozent auf 4,08 Milliarden US-Dollar gestiegen - Analysten hatten nur mit 4,01 Milliarden Dollar gerechnet. Der optimistische Ausblick vor allem in Bzug auf die Finanz-App "Cash" zog auch die Paypal-Aktie gut sieben Prozent mit nach oben und hievte den angeschlagenen Kurs zurück über die 90 Euro-Marke.

Drittens: Mini-Offertenangebot von Tutanota LLC


Ebenfalls am Freitag meldete sich Paypal über die Unternehmensseite bei ihren Aktionären. Demnach gibt es laut dem US-Konzern ein Angebot eines Bieters namens Tutanota LLC, im Rahmen eines "mini-tender"-Angebots bis zu 360.000 PayPal-Aktien zu übernehmen. Das Angebot entspricht deutlich weniger als ein Prozent der ausstehenden Paypal-Stammaktien.

Der Angebotspreis von 125 Dollar pro Aktie ist unter anderem an die Bedingung geknüpft, dass der Schlusskurs der Paypal-Aktien am letzten Handelstag vor Ablauf des Angebots über 125 Dollar pro Aktie liegt. Das bedeutet, dass die PayPal-Aktionäre, die ihre Aktien im Rahmen des Angebots andienen, einen Preis unter dem Marktpreis erhalten, sofern Tutanota nicht auf diese Bedingung verzichtet. Tutanota hat laut dem Zahlungsabwickler mitgeteilt, dass man erwarte, dass Angebot zu verlängern, um 45 bis 180 Tage. Ursprünglich hieß es, dass das Angebot bis zum 18. März 2022 laufen soll. Interessant zu wissen: Paypal stellte klar, dass man mit Tutanota nicht verbunden sei und deren Angebot auch nicht unterstützen würde.

Unsere Einschätzung zur Paypal-Aktie


Der massive Kursrutsch kam nach den veröffentlichten Q4-Zahlen, die Paypal Anfang Februar bekanntgab. Der Zahlungsdienstleister verfehlte die Einschätzung der Analysten und enttäuschte mit seinem Geschäftsausblick. Daraufhin rauschte die Aktie ab. Seitdem steht das Papier unter Druck. Immer wieder versucht sich die Aktie an moderaten Erholungsversuchen, am Mittwoch ist der Kurs leicht im Plus.

Die Aktie des Zahlungsabwicklers zählt zu den größten Corona-Gewinnern. Seit April 2020 schoss der Kurs in die Höhe. Seit Oktober 2021 weht nun ein anderer Wind: Wachstumsstarke Tech-Aktien fliegen derzeit aus den Depots der Anleger. Die wirtschaftlichen Unsicherheiten in Bezug auf die anhaltende Coronakrise, die steigende Inflation und die straffere Geldpolitik drücken auf die Kurse - nun dürfte noch der Ukraine-Krieg als zusätzliche Hiobsbotschaft auftreten.

Der Kurs des Zahlungsabwicklers hat sich mittlerweile vom erreichten Tief Anfang vergangener Woche erholt und steigt Richtung 100 Euro. Die Aktie lockt derzeit dennoch noch nicht mit einem Einstieg. Wir belassen das Papier bei "beobachten".

ak/dpa-AFX