Die Commodity Futures Trading Commission informiert im wöchentlichen Rhythmus unter anderem über die aktuelle Entwicklung der Transaktionen bei Platin-Futures an der Terminbörse New York Mercantile Exchange (Nymex). Zum einen erfahren sie in der Regel am Freitagabend, wie sich das allgemeine Interesse an Platin-Futures gegenüber der Vorwoche entwickelt hat. Ablesbar ist dies an der Anzahl offener Kontrakte, dem sogenannten Open Interest. Deutlich stärker interessieren sich die Marktakteure allerdings für die Frage, wie sich die Stimmungen kommerzieller Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) im Vergleich zur Vorwoche verändert haben.

In der Woche zum 11. Juli nahm das Interesse an Platin-Futures signifikant zu und führte innerhalb einer Woche bei der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) zu einem Anstieg von 72.797 auf 74.471 Futures (+2,3 Prozent). Auf die Stimmung der spekulativen Marktakteure wirkte sich dies allerdings nicht positiv aus, im Gegenteil. So hat sich zum fünften Mal in Folge die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten kräftig reduziert. Diesmal war auf Wochensicht ein Rückgang von 12.598 auf 10.254 Futures (-18,6 Prozent) registriert worden. Innerhalb von fünf Wochen ist sie damit um fast 60 Prozent auf den niedrigsten Wert seit über fünf Jahren eingebrochen.

Dies war vor allem auf den stark rückläufigen Optimismus großer Terminspekulanten zurückzuführen. Diese haben nämlich ihre Short-Seite mit 4.400 Kontrakten deutlich stärker nach oben gefahren als ihr Long-Exposure (plus 1.600 Futures). Dies machte sich dann in einem massiven Minus bei deren Netto-Long-Position von 8.210 auf 5.397 Kontrakten (-34,3 Prozent) bemerkbar. Kleinspekulanten sind auf Wochensicht hingegen zuversichtlicher geworden und haben ihre Netto-Long-Position von 4.388 auf 4.857 Kontrakte (+10,7 Prozent) markant erhöht.

Auf Seite 2: Platin - Unter die Räder der Diesel-Mafia geraten

Die beiden Schwestermetalle Platin und Palladium haben sich in den vergangenen 12 Monaten völlig "auseinandergelebt". So beläuft sich der Performanceunterschied für diesen Zeitraum auf über 54 Prozentpunkte. Während sich Palladium mit 34,8 Prozent unter sämtlichen Edelmetallen auf Jahressicht am besten entwickelt hat, bildete Palladium mit minus 19,4 Prozent das Schlusslicht. Verantwortlich hierfür waren in erster Linie die negativen Auswirkungen des von Volkswagen ausgelösten Diesel-Skandals. Während nämlich Palladium vorwiegend in Benzinkatalysatoren zum Einsatz kommt, landet Platin vor allem in Katalysatoren für Dieselfahrzeuge. Aufgrund der Diskussion um drohende Fahrverbote in Innenstädten, stellt sich die Zukunft und das Image dieser gesundheitsgefährdeten Autokategorie gegenwärtig alles andere als rosig dar.

Aus charttechnischer Sicht kann man Platin zudem eine ausgesprochen spannende Lage attestieren, schließlich testete das Edelmetall in der vergangenen Woche erfolgreich die Marke von 900 Dollar. Ende 2016 und Anfang Mai drehte der Platinpreis genau hier wieder markant nach oben. Sollte allerdings der Verkaufsdruck an den Terminmärkten weiter anhalten, droht ein Test des nächsten Bodens im Bereich von 800 Dollar. Darunter notierte das Edelmetall zuletzt im Herbst 2018, also während der heftigsten Konjunkturkrise der Nachkriegsgeschichte. Zur Erinnerung: Damals stürzte Platin innerhalb von weniger als 12 Monaten in der Spitze von 2.276 auf 787 Dollar (-65,5 Prozent) ab. Vor diesem Hintergrund kann man das diesjährige Minus fast schon als vernachlässigbar einschätzen.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.