Der 90-jährige Medienbaron Rupert Murdoch ist rüstig geblieben. Ende Mai feierte er mit seiner jüngsten Tochter Chloe (17) ihren Schulabschluss. Ex-Frau Wendi und Schwester Grace waren dabei. Sie drückten sich herzhaft, lachten in die Kamera, Wendi Murdoch postete die Schnappschüsse später auf Instagram. Der Mogul hat gut lachen: Sein Medienimperium hat er neu ausgerichtet und den Generationswechsel in der Familie vorbereitet.

Seine Fox-Corp-Gruppe leitet inzwischen der älteste Sohn Lachlan Murdoch (50). Der Senior besitzt noch immer 41 Prozent der Aktien im Wert von 3,8 Milliarden Dollar. Nach Schätzungen des Wirtschaftsblatts "Forbes" hat der Murdoch-Clan ein Vermögen von 23 Milliarden Dollar angehäuft. Der gebürtige Australier Rupert Murdoch hatte als 22-Jähriger eine Zeitung seines Vaters geerbt und sie zu einem Konglomerat ausgebaut. Der Senior genießt jetzt das Leben und überlässt die Geschäfte seinem Sohn und einem Manager.

Wichtige Teile der Fox-Gruppe verkaufte die Familie bereits im März 2018 an Walt Disney für 71 Milliarden Dollar. Darunter war das Fox-Filmstudio, etliche Kabelkanäle und der TV-Gigant Star of India.

Kaum ein Unternehmen ist in den USA so umstritten wie das Murdoch-Imperium, dessen prominentester Bestandteil der Politsender Fox News ist. Kritiker werfen dem Kanal Desinformation vor, er gilt als Propagandasender des ehemaligen Präsidenten Donald Trump und Plattform für Verschwörungstheorien. Der jüngste Sohn, James Murdoch, hat sich deshalb vom Vater losgesagt und seine Jobs in dem Familienkonglomerat aufgegeben.

Kontroversen sind gut fürs Geschäft: Im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahrs stieg der Umsatz um zwölf Prozent auf 3,05 Milliarden Dollar. Analysten hatten laut dem Datenanbieter FactSet nur mit 2,94 Milliarden Dollar gerechnet. Der Überschuss gab von 1,1 Milliarden auf 708 Millionen Dollar nach, was aber an einmaligen Sondereffekten im Vorjahr lag.

Vorstandschef Lachlan Murdoch ist zufrieden: "Wir haben einen starken Start ins Geschäftsjahr 2022 mit einer breit angelegten operativen Dynamik hingelegt, die von der Rückkehr einer vollständigen Liste von Live-Events bei Fox Sports, der Spitzenposition bei Fox News und außergewöhnlichen Fortschritten bei Tubi angeführt wird."

Tubitv.com ist ein kostenloser werbefinanzierter Streamingkanal, den Fox im April 2020 für 440 Millionen Dollar übernommen hat. "Wir konzentrieren uns darauf, unsere Kernmarken zu stärken und die einzigartigen Vorteile zu nutzen, die uns auszeichnen, um das Wachstum weiter voranzutreiben und den Wert für unsere Aktionäre zu steigern", erklärt Lachlan Murdoch.

Laura Martin, Analystin der Investmentbank Needham, geht davon aus, dass die Streamingplattform Tubi den Umsatz im neuen Geschäftsjahr auf 600 bis 700 Millionen Dollar ausbauen wird. Bis 2025 kann dann nach optimistischen Prognosen Tubi 1,7 Milliarden Dollar erreichen. Lachlan Murdoch weist zuweilen darauf hin, dass Tubi möglicherweise Milliarden einbringen kann. Es wäre eine der größten Einnahmequellen für Fox. Allerdings leidet im Gegenzug das hauseigene lineare Kabelfernsehen. Immer mehr Amerikaner kündigen ihre teuren Kabelverträge. Laut der Website DecisionData.org kostet ein Abo im Monat durchschnittlich 217,42 Dollar. KeyBanc-Analyst Brandon Nispel ist gegenüber der Fox-Aktie skeptisch, er weist auf die hohen Wahlkampf-Werbeerlöse im Turnus zuvor hin, die 350 Millionen Dollar in die Kasse spülten und jetzt wegfallen würden. Auch stiegen die Kosten für Tubi stark, kritisierte er nach Vorlage der Zahlen.

Starke Titel

Murdoch bündelte seine Zeitungen, einschließlich "Wall Street Journal", "Barron’s", "MarketWatch" und "New York Post" unter dem Dach von News Corp. Obwohl die Branche seit geraumer Zeit unter schrumpfenden Druckanzeigen, Auflagen und Onlinekonkurrenz leidet, baut er die Gewinne aus. Im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres 2021/22 schnellte das Ergebnis von 47 auf 267 Millionen Dollar. Der Umsatz legte um 18 Prozent auf 2,5 Milliar- den Dollar zu. News-Corp-Chef Robert Thomson geriet ins Schwärmen, das Quartal sei "das profitabelste seiner Art seit der Neugründung von News Corp im Jahr 2013". Die dazugehörige Nachrichtenagentur Dow Jones erzielte die höchste Profitabilität im ersten Quartal in ihrer 140-jährigen Geschichte.

Im September schluckte Thomson das Boulevard-Onlinemedium "TMZ" von WarnerMedia. Im Mai kam der Radio- und Podcastbetreiber "Outkick Media" dazu. Im März riss er sich die Börsenzeitung "Investor’s Business Daily" für 275 Millionen Dollar unter den Nagel, das Blatt hat 128.000 Abonnenten. Flaggschiffprodukt bleibt aber das "Wall Street Journal" (WSJ), das seine Abozahlen um 13 Prozent auf 3,5 Millionen ausbaute. Davon sind 80 Prozent rein digitale Kunden.

Umstritten bleibt die Nähe zu Donald Trump. Dieser veröffentlichte auf der Meinungsseite des WSJ Ende Oktober einen Brief, der selbst von eigenen Redakteuren wegen etlicher Lügen kritisiert wurde. "Ich finde es enttäuschend, dass die Meinungsseite weiter Falschinformationen verbreitet, die unsere eigene Nachrichtenredaktion so mühsam zu entkräften versucht", zitierte der Nachrichtensender CNN einen Journalisten des "Wall Street Journal".

Immobilien, Öl und Hobbits

Um vom Journalismus unabhängiger zu werden, akquirierte News Corp schon 2014 in den USA und Australien die Immobilienportale Realtor.com respektive Rea Group. Weil sich der Immobilienmarkt solide entwickelt, spielt das den Portalen in die Karten. Im Gegensatz zum kriselnden US-Rivalen Zillow haben sich beide Immobilientöchter nicht an den Kauf von Immobilien herangewagt, sondern sind dem Geschäft mit der Anzeigenvermarktung treu geblieben.

Im August kaufte der Verlag die Ölpreisagentur Oil Price Information Service, kurz Opis, für 1,15 Milliarden Dollar. Opis wird Teil des Informationsgeschäfts für Profis, zu dem auch Dow Jones Risk & Compliance, Dow Jones Newswires und Factiva gehören. Mit Google einigte sich News Corp auf einen signifikanten Geldbetrag, im Gegenzug kann die Suchmaschine für drei Jahre die Zeitungsnachrichten des Imperiums nutzen. Abgerundet wird das Geschäft vom Buchverlag HarperCollins, der seit mehr als 200 Jahren im Geschäft und die Nummer 2 weltweit ist. Im Mai kaufte HarperCollins die Buchsparte von Houghton Mifflin Harcourt. Somit hat es Zugriff auf J. R. R. Tolkiens Werke, wozu die Bestseller "Der Hobbit" und die Trilogie "Der Herr der Ringe" gehören. "Es gibt ein neues Interesse an gedruckten Büchern", freut sich Konzernchef Thomson.
 


INVESTOR-INFO

Fox Corporation

Politplattform

Herzstück der Fernsehgruppe ist Fox News. Der Sender ist zur Primetime der meist gesehene Kabelkanal, deutlich vor den linksliberalen Rivalen MSNBC und CNN. Seit Ende des Lockdowns gibt es zudem wieder Sportevents, was die Kassen von Fox Sports füllt. Die Aktie (ISIN: US 351 37L 105 2) bietet nach dem Rücksetzer eine Einstiegschance.

News Corporation

Zeitungsimperium

Prominente Spezialtitel wie das "Wall Street Journal" haben treue Leser. Das Geschäft ist recht stabil. Die wachsende Zahl digitaler Abos verbessert den Cashflow. Das Gewinnvielfache der Aktie (US 652 49B 109 8) ist mit fast 30 für das laufende Geschäftsjahr ambitioniert, Analysten sehen mit Kurszielen von mehr als 30 Dollar aber deutliches Potenzial.