Europas größte Billigfluggesellschaft Ryanair kann ihren absehbaren Jahresverlust kurz nach Ablauf ihres Geschäftsjahres nun genauer einschätzen. Der Nettoverlust werde zwischen 350 Millionen und 400 Millionen Euro liegen, teilte Ryanair mit. Bislang hatte die Airline einen Verlust von 250 bis 450 Millionen Euro in Aussicht gestellt.

Das Passagieraufkommen sei auf über 97 Millionen gestiegen,, nach 27,5 Millionen im Jahr zuvor. Zudem habe das Unternehmen sein Treibstoff-Hedging für 2023 auf 80 Prozent erhöht. 65 Prozent davon seien bei 650 Dollar je Tonne festgeschrieben und die restlichen 15 Prozent bei 775 Dollar.

In den vergangenen zwölf Monaten zählte die Fluggesellschaft nach eigenen Angaben gut 97 Millionen Passagiere. Das waren rund dreieinhalb Mal so viele wie nach dem coronabedingten Geschäftseinbruch ein Jahr zuvor, aber immer noch über ein Drittel weniger als die 149 Millionen im letzten Jahr vor der Pandemie. Die rasche Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus hatte die Erholung der Ticketnachfrage vor allem in den Monaten Dezember bis Februar zurückgeworfen.

Im März beförderte die Airline nun 11,2 Millionen Passagiere, nachdem sie während der coronabedingten Lockdowns im März 2021 lediglich eine halbe Million Fluggäste gezählt hatte. Im Vergleich zum Februar betrug der Zuwachs rund 2,5 Millionen Passagiere. Die Maschinen waren im Schnitt zu 87 Prozent gefüllt.

Der Angriff Russlands auf die Ukraine hatte im März auch Folgen für Ryanair: Wegen der Sperrung des Luftraums musste die Fluggesellschaft den Angaben zufolge 2.000 Flüge aus dem Land und dorthin streichen. Legt man die typischen 189 Sitzplätze von Ryanairs Boeing-737-Jets und die durchschnittliche Auslastung von 87 Prozent zugrunde, fielen bei dem Unternehmen auf den Ukraine-Strecken im abgelaufenen Monat rund 330.000 Passagiere weg.

Derweil rüstet sich die Fluggesellschaft weiter gegen den Anstieg der Treibstoffpreise. Für das neue Geschäftsjahr bis Ende März 2023 hat das Unternehmen nach eigenen Angaben inzwischen 80 Prozent seines Treibstoffbedarfs preislich abgesichert. Infolge des Ukraine-Kriegs und der internationalen Sanktionen gegen Russland ist der Ölpreis und damit auch der Kerosinpreis stark gestiegen.

Ryanairs Schuldenberg aus der Corona-Krise ist im vergangenen Jahr unterdessen geschrumpft. Ende März lag die Nettoverschuldung noch bei 1,5 Milliarden Euro, rund 800 Millionen niedriger als ein Jahr zuvor. Seine endgültigen Jahreszahlen will das Unternehmen am 16. Mai veröffentlichen.

Börse Online Einschätzung zur Ryanair-Aktie


An der Börse in Dublin sorgten die Nachrichten in schwächerem Umfeld für Verkäufe. Die Ryanair-Aktie verliert am Vormittag mehr als drei Prozent auf 13,33 Euro. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier damit gut 13 Prozent eingebüßt. Vor allem seit dem Einmarschs Russlands in die Ukraine und der Sperrung von Lufträumen rutschte die Aktie ab.

Das weitere Abwärtspotenzial erscheint jedoch begrenzt. Die Iren dürften von einer Erholung im europäischen Airline-Sektor vergleichsweise mehr profitieren. Mutige Anleger können bei der Ryanair-Aktie nun erste kleine Positionen aufbauen. Denn die Chancen auf eine Erholung im europäischen Airline-Sektor stehen gut - wovon der Marktführer besonders deutlich profitieren dürfte.

dpa-AFX/rtr/mmr