Anselm Gehling, Vorstandschef des Fondsinitiators Dr. Peters Group, im Interview  Von Stefan Rullkötter

Der Beteiligungsmarkt verzeichnete in den vergangenen drei Jahren zweistellige Zuwächse bei den eingesammelten Geldern. Seitdem das Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) Mitte 2013 in Kraft getreten ist, haben rund 100 000 Anleger 4,2 Milliarden Euro in Immobilien, Flugzeuge, Private-Equity-Beteiligungen und in Energie- und Infrastrukturfonds investiert. Anselm Gehling, Vorstandschef der Dr. Peters Group, die seit 1975 rund 7,5 Milliarden Euro in Sachwertbeteiligungen für Anleger investiert hat, zu den Perspektiven für alternative Investmentfonds (AIFs).

BÖRSE ONLINE: Herr Gehling, ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um in Sachwerte zu investieren?


Anselm Gehling: Grundsätzlich ja. Die Börsenkurse sind sehr volatil, Investoren handeln mit hoher Nervosität, und ein Ende des Niedrigzinsniveaus ist nicht in Sicht. In solchen Zeiten bringen Sachwerte Stabilität ins Portfolio. Über einen AIF können Anleger stabile und regelmäßige Cashflows weit über dem aktuellen Zinsniveau erzielen. Zudem sorgen die Werte der zugrunde liegenden Assets für eine Bodenbildung im Risikomanagement.

Welche Produkte eignen sich dafür?


Es kommt bei AIFs trotz der genannten Vorzüge auf die Detailgestaltung und die zugrunde liegenden Assets an. Wir würden sehr gern eine ganze Reihe von Produkten auflegen, aber es ist aktuell schwierig, Investitionsobjekte zu finden, die Spaß machen. Die Erträge müssen Kunden risikoadäquate Renditen bringen, den Vertrieb für Beraterleistungen honorieren und die Kosten decken.

Welche aktuellen Entwicklungen sehen Sie?


Der Beteiligungsmarkt ist derzeit nicht einfach einzuschätzen. Eine Reihe von Anbietern haben offensichtlich Probleme mit der immer strenger werdenden Regulierung. Für uns ist das Thema durch, wir erfüllen alle Voraussetzungen und können jederzeit Anpassungen vornehmen - sofern nötig.

Drohen Anleger falschen Trends zu folgen?


Investoren rennen Entwicklungen gern hinterher - zum Beispiel bei Immobilien. Diese Beteiligungen lassen sich aktuell hervorragend vertreiben. Die Immobilienpreise steigen immer weiter und weiter. Wir sind da vorsichtig und gehen sehr selektiv mit Objekten um. Die Preise sind uns zu hoch, wir können uns eine baldige Umkehr, wenn nicht sogar ein oft zitiertes "Platzen der Blase" vorstellen. Immobilie allein reicht uns daher nicht. Als Spezialist für Hotelinvestments setzen wir etwa auf Hotels mit starken Partnern und guten, langfristigen Verträgen.

Mit welchen Strategie reagieren Sie darauf?


Wir werden wahrscheinlich in den nächsten Monaten in allen drei unserer Assetklassen neue Produkte anbieten. Das heißt, Investitionsmöglichkeiten sowohl in Flugzeuge und Schiffe als auch Immobilien. Primär sprechen wir derzeit institutionelle Investoren an. Als Spezialist für Hotelinvestments setzen wir auf Hotels mit starken Partnern und guten, langfristigen Verträgen. Mit unserem an der Londoner Börse notierten Beteiligungsangebot "DP Aircraft I" sind wir zudem bereits seit Jahren international sehr erfolgreich.

Planen Sie auch Produktinnovationen?


Eine maritime Anleihe, die eine Reihe von maritimen Investitionen bündelt und an einer Börse gehandelt wird, können wir uns ebenso vorstellen wie ein börsengehandeltes Produkt, in dem mehrere Beteiligungsmodelle einen Mix darstellen.

Schiffsfonds haben nach den vielen Insolvenzen bei Anlegern einen miserablen Ruf …


Das muss man differenziert betrachten. Institutionelle Investoren engagieren sich seit geraumer Zeit wieder in Schiffsbeteiligungen und sind mit den Entwicklungen sehr zufrieden. Bei Privatanlegern sind oftmals die Schifffahrtskrise und damit verbundene Verluste noch präsent. Sie sind entsprechend zurückhaltend. Das kann sich ändern.

Mitte des Jahres wird das Kapitalanlagegesetzbuch fünf Jahre in Kraft sein. Wo sollte nachgebessert werden?


Ich halte die Regulierungsmaßnahmen und die mit dem KAGB verbundenen Vorschriften und Pflichten in der Summe für gut und wichtig. Wünschenswert wäre aber, dass diese Prozesse noch verschlankt werden können.

Welche Maßnahmen fordern Sie konkret?


Mit etwas mehr Digitalisierung könnten auch Aufsichtsbehörden punkten. Für Kunden sollten Unterlagen noch verständlicher und komprimierter gestaltet werden. Es bringt nichts, viele Seiten mit Risikohinweisen zu produzieren, die am Ende doch kaum ein Anleger liest. Pointierte und klare Übersichten wären hier zielführender.

Besteht die Chance, über digitale Zeichnungsscheine auch neue Kunden zu gewinnen?


Die ist eher gering, denn das entspricht nicht unserem Bestreben. Kunden sollten sich mit den Themen AIF und Beteiligungen schon befasst haben, bevor sie investieren. Mit unserem digitalen Zeichnungsschein möchten wir Anlegern das Prozedere der Zeichnung erleichtern und Vertriebspartnern ein Werkzeug zur Prozessoptimierung bieten.

Wie wichtig bleibt das Thema Beratung in Kombination mit der digitalen Zeichnung?


Es ist wichtig, dass Kunden sich vor einer digitalen Zeichnung umgehend beraten lassen oder selbst mit dem Thema befassen. Es kommt für gute Fondsanbieter immer darauf an, dass die Beteiligung zum Anleger passt, etwa in puncto Risikobereitschaft, Anlageziele und Optimierung des Portfolios.

Nimmt die Digitalisierung künftig auch beim Vertrieb von AIFs eine dominante Rolle ein?


Enorm wichtig. Produktanbieter sollten dringend ihren Vertrieb unterstützen und diesem wie auch den Kunden komfortable Wege für den Abschluss anbieten. Die Regulierungsmaßnahmen sind im Fondsvertrieb schon eine bürokratische Hürde. Wenn Sie mal überlegen, wie schnell und einfach man Aktien und Optionen kaufen kann …

Also doch weniger Regulierung für AIFs?


Wir sind definitiv für die Regulierung, weil sie unterstreicht, dass wir ein seriöser Anbieter sind. Das - verbunden mit modernen Digitalisierungsmaßnahmen - unterscheidet uns von manch anderem Wettbewerber. Deswegen werden wir den Fortschritt der Digitalisierung im Fondsvertrieb aktiv mitgestalten, ohne uns von unseren Vertriebspartnern zu trennen.