Herr Mucic, SAP-Chef Bill McDermott hat mit Blick auf ihre Ergebnisse zum Jahresende 2017 von einem "Knaller-Quartal" gesprochen. Investoren hinterließen die Zahlen dagegen am Dienstag eher ratlos. In der Cloud ging’s im vierten Quartal zwar ordentlich voran, dafür schrumpfte das traditionelle Lizenz-Geschäft um ein Prozent. Damit kann der Finanzvorstand ja nicht so zufrieden sein, oder?


Sie sollten nicht nur auf ein einzelnes Quartal schauen. Im Gesamtjahr haben wir zwei Prozent Wachstum bei den Lizenzen geschafft. Dabei hatten wir ursprünglich für 2017 ein flaches bis leicht negatives Wachstum in Aussicht gestellt. Auch 2015 und 2016 haben wir bei den Lizenzen deutlich besser abgeschnitten als wir das zunächst angepeilt hatten. Das zeigt deutlich die Stärke des S4/HANA-Upgrade-Zyklus‘, zumal wir das immer im Zusammenhang mit unserem Support-Geschäft sehen - und das ist 2017 um vier Prozent gewachsen. Davon abgesehen haben wir immer gesagt, dass die Cloud unser künftiger Wachstumstreiber wird. Das ist genauso gekommen. Alles im grünen Bereich.

Analysten sehen das anders. Vor allem die Margen-Entwicklung sorgte zuletzt für Kritik. Im zweiten Quartal haben Sie wegen hoher Investitionen in die Cloud gerade noch 22,7 Prozent geschafft. Auf Gesamtjahressicht steht für 2017 jetzt ein Wert von 29,1 Prozent. Das ist der tiefste Stand seit 2011. Wann kommt endlich die Trendwende?


Wir haben nie einen Hehl daraus gemacht, dass wir stark investieren, sowohl in Personal als auch in die Infrastruktur für die Cloud. Natürlich findet sich das im Ergebnis wieder. Doch im laufenden Jahr kommen diese Investitionen allmählich an ihr Ende. Deshalb sind wir sehr zuversichtlich, dass wir bei der Profitabilität im laufenden und vor allem im nächsten Jahr einen großen Schritt nach vorne machen werden.

SAP hat die Sachinvestitionen in den vergangenen Jahren mit Blick auf die Cloud massiv nach oben gefahren. Ein Hebel, um die Marge wieder nach oben zu bekommen, wäre ja auch eine Normalisierung bei den Sachinvestitionen. Wann werden sich die Werte hier wieder normalisieren?


Wir hatten mit Blick auf das geplante Wachstum in der Cloud in den vergangenen Jahren hier in der Tat hier einen deutlichen Anstieg von 640 Millionen im Jahr 2015 auf eine Milliarde in 2016 und 1,27 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Für 2018 dürften wir bei unter 1,6 Milliarden Euro liegen. Das ist die Größenordnung, mit der wir mittelfristig planen.

Ab wann kann SAP wieder an die guten alten Zeiten mit Margen jenseits der 30-Prozent-Marken anknüpfen?


Wir geben kein hartes Margenziel vor. Aber wenn Sie unsere Ambition für 2020 anschauen...

...dann sollen es gut bis dahin 31 Prozent sein. Aber wann fällt die 30er-Marke: Noch 2018?


In diesem Jahr haben wir unsere Rechenzentren und Technologieplattformen in der Cloud noch nicht komplett konsolidiert. Das ist ein großer Hebel, schon wegen des Doppelaufwands, den wir im Moment noch verkraften müssen. Aber 2019 werden wir unsere Hausaufgaben gemacht haben. Dann stehen die Chancen auf eine operative Marge von über 30 Prozent wieder deutlich besser.

Nach einem steilen Kursanstieg ist SAP inzwischen das teuerste Unternehmen im Dax. Allerdings sorgt das kräftige Börsenplus auch für steigende Belastungen wegen des aktienbasierten Vergütungsprogramms. Alleine 2017 haben Sie dafür 1,12 Milliarden Euro stemmen müssen. Welche Belastungen erwarten Sie hier im laufenden Jahr?


Wir rechnen bei den aktienbasierten Vergütungsprogrammen im laufenden Jahr mit einem Wert zwischen 800 bis 1,1 Milliarden Euro. Dazu kommen noch die entsprechenden Vergütungsanteile von Callidus Software, sobald wir die Akquisition abgeschlossen haben.

Das ist ziemlich viel Geld. Muss man sich angesichts dieser Dimensionen nicht für ein alternatives, finanziell leichter verkraftbares Modell entscheiden, etwa die Ausgabe von Gratisaktien mit Fünf-Jahreslock?


Zunächst: Beim Verhältnis von Umsatz zum Anteil der aktienbasierten Vergütung ist SAP branchenweit im unteren Drittel. Mit dem Schritt in die Cloud stehen wir inzwischen natürlich verstärkt im Wettbewerb um entsprechende Talente. Wenn Sie etwa im Silicon Valley Topleute anheuern wollen, erwarten die ein entsprechend wettbewerbsfähiges Gehaltspaket einschließlich Aktienanteil. Dem müssen wir uns stellen und halten das auch für sehr sinnvoll.

Bezüglich Ihrer Frage nach Alternativen: Die Ausgabe von restricted share units, deren Ausübung an bestimmte Beschränkungen gebunden ist, hat sich in der Praxis sehr bewährt. Wenn wir dafür etwa Gratis-Aktien nutzen wollten, wäre schon der Verwaltungsaufwand erheblich höher, und wir bräuchten dafür einen Beschluss der Hauptversammlung. Außerdem käme es damit auch zu unerwünschten Verwässerungseffekten. Deshalb halten wir cash-basierte Programme für den deutlich besseren Weg.

SAP hat im vergangenen Jahr Schlagzeilen wegen eines Korruptionsskandals in Südafrika gemacht. Das hat die Behörden in Südafrika und die US-Börsenaufsicht SEC auf den Plan gerufen. Haben Sie dafür bilanzielle Vorkehrungen getroffen?


Nein. Wir haben aktuell keine ausreichenden Indikationen, ob die Ermittlungen überhaupt irgendwelche juristischen Folgen haben könnten und falls ja, welche.