Das Jahr 2020 war für Schaltbau ein Übergangsjahr. Die Umsatzeinbußen durch die Corona-Krise aus dem ersten Halbjahr hat der Verkehrstechnikspezialist gut weggesteckt. In Sachen Profitabilität bleibt das Münchner Unternehmen in der Spur. Zugleich hat sich Schaltbau in die Zukunftsmärkte digitale Infrastruktur und E-Mobilität eingeklinkt. So hat die Firmentochter Pintsch GmbH im Dezember ihren ersten Auftrag im Rahmen des Pilotprojekts zur Digitalisierung von Bahnnebenstrecken erhalten. Pintsch entwickelt und liefert für die Zwieseler Spinne im Bayerischen Wald digital funktionierende Stellwerke und Bahnübergänge. Dazu sorgen Radsensoren und Achszählkreise für die digitale Gleisfreimeldung.

In zahlreichen Märkten unterwegs

Schaltbau sieht sich sehr gut aufgestellt, um bei anlaufenden Verkehrsprojekten kräftig mitzumischen. 86 Milliarden Euro will allein die Bundesregierung in die Bahninfrastruktur investieren. Das eigene Produktsortiment ist dafür breit gestreut. Schaltbau liefert Hoch- und Niederspannungskomponenten für Schienenfahrzeuge, Rangier- und Signaltechnik, Türsysteme für Busse und Bahnen, komplette Bahnübergänge, Inneneinrichtungen, Fahrschalter und Führerstandsausrüstungen für Schienenfahrzeuge.

Über die Tochter SBRS mischt Schaltbau bei den Schnellladesystemen für Elektrobusse mit. Die kürzlich mit MAN Truck & Bus abgeschlossene Vertriebskooperation sieht vor, dass MAN-Kunden maßgeschneiderte Ladelösungen für ihre E-Nutzfahrzeuge bekommen. Die Nachhaltigkeitsaspekte werden auch firmenintern forciert. Am niederbayerischen Standort Velden, wo elektromechanische Komponenten montiert werden, war im November der Spatenstich für das erste klimaneutrale Werk.

Etliche Faktoren sprechen dafür, dass die Schaltbau-Aktie im kommenden Jahr eine starke Performance hinlegen wird. Die Umsatzprognose für 2020 hat Vorstandschef Albrecht Köhler bei der Präsentation des Zahlenwerks für das dritte Quartal mit 500 Millionen Euro am oberen Bereich des angestrebten Korridors konkretisiert. Der Auftragseingang soll bei 520 bis 540 ?Millionen Euro liegen. Die Ebit-Marge soll bei vier Prozent herauskommen, was einem operativen Gewinn von 20 Millionen Euro entspricht.

Wahrscheinlich hat Köhler tiefgestapelt, denn Schaltbau hat von Januar bis September bereits 18,7 Millionen Euro eingefahren, was einem Plus von 25,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dass es aktuell gut läuft, zeigt der Auftragseingang. Der war mit 399,1 Millionen Euro auf Neunmonatsbasis ebenso leicht rückläufig wie der Umsatz, zeigt aber noch eine Book-to-Bill-Ratio von 1,1 und liefert damit weiterhin ein positives Signal bei der Entwicklung der Nachfrage.

Negativ bemerkbar machte sich die Entwicklung im Geschäftsbereich Road & Automotive, der voll von der Corona-Krise getroffen wurde. Vor allem die temporären Betriebsschließungen der großen Bushersteller im ersten Halbjahr schlagen bei Auftragslage und Umsatz noch durch. Umgekehrt wird eine Auflösung des Investitionsstaus im Zuge einer anspringenden Konjunktur im neuen Jahr auch dieses Geschäftsfeld beflügeln. In der aktuellen Aktienbewertung ist dieses Aufholpotenzial noch nicht enthalten.