Doch eine rasche Abkehr von den zunehmend umstrittenen Negativzinsen erwartet die Notenbank nach den Zinssenkungen in Europa und den USA offenbar nicht: Das globale Tiefzinsumfeld habe sich verfestigt und könne noch länger anhalten, erklärte die SNB. Sie will mit einer technischen Maßnahme dafür sorgen, dass Banken und Wirtschaft die Negativzinsen weniger stark zu spüren bekommen. Der Bankenverband begrüßte den Schritt. An der Börse legten die Aktien der Großbanken UBS und Credit Suisse zu.

In der Schweiz liegt der Leitzins bereits seit Anfang 2015 und damit seit über vier Jahren bei minus 0,75 Prozent. Mit dem tiefen Zins will die Notenbank den Franken im Vergleich zu anderen Währungen für Investoren möglichst unattraktiv machen. Denn dieser ist in Krisenzeiten bei Anlegern als "sicherer Hafen" gefragt. Doch ein starker Franken macht Schweizer Waren im Ausland teuer und schwächt somit die exportorientierte Wirtschaft.

Die SNB strebt daher tiefere Zinsen an, als in der Euro-Zone. Doch der Abstand schwindet: Die EZB hatte vergangene Woche angekündigt, die umstrittenen Anleihenkäufe wieder aufzunehmen und den Strafzins für Banken angehoben. Und auch die US-Notenbank, die international die Marschrichtung vorgibt, hatte am Mittwoch ihren Leitzins gesenkt.

KRITIK AN NEGATIVZINSEN


Während die SNB den Negativzins weiterhin als ein wichtiges Element ihrer Geldpolitik sieht, stößt er in der Schweiz zunehmend auf Kritik: Experten warnen vor Blasen am Immobilienmarkt, weil professionelle Investoren auf der Suche nach rentablen Anlagemöglichkeiten dort die Preise hochtreiben. Wegen der tiefen Zinsen im In- und Ausland bröckeln zudem die Erträge von Versicherungen und Pensionskassen. Und Banken beklagen regelmäßig die Zusatzkosten, die sie durch die anfallenden Strafzinsen zu schultern haben - obwohl viele Institute diese zumindest teilweise an Unternehmen und besonders reiche Privatkunden weiterreichen.

Hier will die SNB nun für eine Erleichterung sorgen: Ab November sind weniger Einlagen vom Strafzins betroffen. Die SNB erhöhte den Freibetrag auf das 25-fache jener Summe, die die Banken bei der Zentralbank hinterlegen müssen. Bislang lag er beim 20-fachen.

Über eine Entlastung der Banken wollen die Währungshüter die Belastung für die Wirtschaft reduzieren, sagte SNB-Präsident Thomas Jordan im Schweizer Radio. "Wir können nicht davon ausgehen, dass wir in kurzer Zeit bereits wieder in positiven Zinsen sind. Wir haben das System so angepasst, dass es nachhaltig über die Zeit anwendbar ist." Banken hatten die Strafgebühr etwa an Firmenkunden oder institutionelle Kunden wie Versicherungen oder Pensionsfonds weitergereicht, die große Mengen an Bargeld halten. Auch besonders reiche Privatkunden mit großen Barreserven waren teilweise davon betroffen.

Weitere Zinssenkungen erwarten Experten von der SNB vorerst nicht - vorausgesetzt, der Franken gewinnt nicht deutlich an Wert. "Sollte sich an der gegenwärtigen Wechselkurssituation keine signifikante Änderung ergeben, wird die SNB weiterhin an ihrem eingeschlagen Pfad festhalten", erklärte Thomas Gitzel, Chefökonom der liechtensteinischen VP Bank. Die SNB stuft den Franken als "hoch bewertet" ein und ist nach eigener Aussage weiterhin zu Interventionen am Devisenmarkt bereit, um kurzfristige Höhenflüge zu bremsen. Am Donnerstag gewann der Franken zum Euro etwas an Wert: Für die Gemeinschaftswährung wurden zuletzt 1,0965 Franken bezahlt.

rtr