Nach dem Höhenflug folgte der freie Fall. Nun scheint der Boden gefunden. Hilfreich ist zudem der E-Rezept-Start, der für Fantasie sorgt. Risikofreudige greifen zu einem Call-Optionsschein. Von Wolfgang Raum

Dank Corona sprang die Aktie von Shop Apotheke bis auf ein Rekordhoch bei 249 Euro. Dies war im Februar 2021. Anschließend ging es in einer rauschenden Talfahrt bis auf 51 Euro nach unten, nachdem die generelle Internetfantasie und auch die Euphorie um den Kauf von Medikamenten via Internet nachgelassen hatte. Zudem musste das Unternehmen in den vergangenen Quartalen auch die optimistischen Prognosen an die Realität anpassen.

Wenig hilfreich war zudem die mehrfache Verschiebung der E-Rezept-Einführung. Jetzt ist es aber so weit. Am 1. September startete das digitale Rezept mit rund 250 Praxen in Westfalen-Lippe. In den kommenden Monaten soll dann die Zahl der Teilnehmer schrittweise gesteigert werden, sodass mittelfristig das elektronische Rezept den rosa Zettel komplett ablösen wird. Und wer kein Smartphone besitzt oder die entsprechende App nicht auf sein Gerät aufspielen will, der erhält von seinem Arzt zukünftig einen Code ausgedruckt.

Neue Chance für Shop Apotheke

Hier kommt natürlich auch die Shop Apotheke ins Spiel: Sie kann diesen Code elektronisch (via App) einlesen oder weiterverarbeiten und somit direkt den Versandprozess für die Medikamente starten. Dazu muss der Patient die Arztpraxis noch gar nicht verlassen haben, was ein großer Zeitvorteil sein wird.

Für diese Technologie, aber auch für den Ausbau des Liefernetzes, hat die Shop Apotheke zuletzt viel Geld in die Hand genommen. So erklären sich auch die schwachen Zahlen für das zweite Quartal, wozu auch steigende Material-, Energie- und Transportkosten beitrugen: Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) brachte ein Minus von 6,15 Millionen Euro nach einem Gewinn von 1,22 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Gleichzeitig kletterte aber der Umsatz um knapp 15 Prozent auf 287,2 Millionen Euro, bei weiter steigenden Kunden- zahlen. Daher bestätigte das Management auch die Jahresziele, wonach der Umsatz aus dem fortgeführten Geschäft um 15 bis 25 Prozent wachsen und eine Ebitda-Marge zwischen -1,5 und +1,5 Prozent erreicht werden soll.

Call

Fazit

Doch die Blicke müssen jetzt schon auf 2023 gerichtet sein, das Zusatzwachstum durch das E-Rezept bringen wird. Da auch die notwendigen Investitionen bereits getätigt sind, werden auf der Ergebnisseite deutlich schwarze Zahlen folgen. Technisch scheint sich der Titel in der Region um das Zwischentief zu stabilisieren, zumal der Wert genau von dort aus im Frühjahr 2020 seinen Höhenflug startete. Ein Call-Optionsschein ist daher jetzt das richtige Instrument für risikofreudige Anleger. 

Dieser Artikel erschien zuerst in BÖRSE ONLINE 36/2022. Werfen Sie hier einen Blick ins Heft.