Das größte Paket ging mit 380 Millionen Euro an den Staatsfonds von Katar, QIA, wie das Unternehmen am Donnerstag in Erlangen mitteilte. Die Kapitalerhöhung sei der letzte Mosaikstein zur Finanzierung des amerikanischen Strahlentherapie-Spezialisten Varian, für den Siemens Healthineers 16,4 Milliarden Dollar zahlt, sagte Finanzchef Jochen Schmitz am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters.

Siemens Healthineers verkaufte 53 Millionen neue Aktien zu je 44,10 Euro, mit einem Abschlag von fünf Prozent auf den Xetra-Schlusskurs vom Mittwoch. Am Donnerstag notierten die Papiere bei 45,36 Euro. Die reibungslose Kapitalerhöhung um knapp fünf Prozent zeige, dass die Investoren den strategischen Sinn der Übernahme immer besser verstünden, sagte Schmitz. "Wir sehen das als Vertrauensbeweis." Siemens Healthineers setzt vor allem auf das Zusammenspiel seiner Bildgebungs-Geräte (MRT, Röntgen) mit den Krebstherapie-Anwendungen von Varian. "Für einen Abschluss der Varian-Übernahme im ersten Halbjahr sind wir voll auf Kurs", sagte der Finanzvorstand. Nur noch wenige Genehmigungen von den Behörden stünden aus. "Soweit kartellrechtlich möglich, bereiten wir uns bereits auf die gemeinsame Zukunft vor."

5,07 Milliarden Euro frisches Kapital hat Siemens Healthineers für Varian eingesammelt, das ist gut ein Drittel des Kaufpreises. Dazu kommen umgerechnet 8,5 Milliarden Euro in Form von Dollar-Anleihen, die der Mutterkonzern Siemens kürzlich platziert hat. "Wir zahlen auf diese Verbindlichkeiten durch den Abschluss von Hedging-Instrumenten im Schnitt knapp 0,4 Prozent Zinsen", sagte der Healthineers-Finanzvorstand.

Damit sind die Pläne des Münchner Technologiekonzerns bisher aufgegangen, der Tochter aus Erlangen durch den Börsengang einen eigenen Zugang zu den Kapitalmärkten zu geben. Die Beteiligung von Siemens an Healthineers sinkt mit der Kapitalerhöhung auf gut 75 von 79 Prozent. Mit dem erhöhten Streubesitz hat der an der Börse inzwischen mit 50 Milliarden Euro bewertete Konzern noch bessere Chancen, im September in den auf 40 Werte vergrößerten Dax einzuziehen - als drittes Unternehmen aus der Siemens-Familie.

ANTIGEN-SCHNELLTESTS BRINGEN ZUSÄTZLICHEN UMSATZ


Dann ist als Aktionär auch die Qatar Investment Authority (QIA) dabei, die die Kapitalerhöhung zum Einstieg nutzte. "Sie ist auf uns zugekommen. Ihr langfristiger Investment-Horizont passt zu unserem", sagte Schmitz. "Zusätzliches Geschäft mit Katar ist damit aber nicht verbunden - da gibt es keinen Zusammenhang."

Das Geschäft von Siemens Healthineers läuft in der Corona-Pandemie wie erwartet: "Mit unserer Wachstumsprognose für das laufende Geschäftsjahr fühlen wir uns auch am Ende des zweiten Quartals wohl", bekräftigte Schmitz. Die Labordiagnose-Geräte, bei denen Healthineers vom Verkauf der Reagenzien lebt, seien stark ausgelastet. "In Nordamerika sehen wir erste Signale einer wieder anziehenden Nachfrage." Eine mögliche Sonderkonjunktur durch Antigen-Schnelltests für Corona-Infektionen kommt hinzu. 300 bis 350 Millionen Euro Umsatz hat das Unternehmen dafür einkalkuliert. Schmitz deutete im Gespräch mit Reuters an, dass es mehr werden könnte: "Unsere Erwartungen für die zusätzlichen Umsätze mit Corona-Antigen-Schnelltests waren nie euphorisch. Deshalb ist aus heutiger Sicht das einzige 'Risiko', dass es besser wird als geplant. Aber das ist schwer kalkulierbar."

rtr