Der Autozulieferer Stabilus stemmt den größten Zukauf seiner Firmengeschichte. Das Koblenzer Unternehmen übernimmt für 339 Millionen Dollar (300 Millionen Euro) drei Töchter des schwedischen Konkurrenten SKF, die wie Stabilus unter anderem Gasfedern und Dämpfer für die Industrie herstellen. Mit dem Kauf von ACE, Hahn Gasfedern und Fabreeka/Tech Products will Stabilus sich von der Autobranche weniger abhängig machen, wie die im Kleinwerteindex SDax gelistete Firma am Dienstag mitteilte. Stabilus stellt Gasdruckfedern unter anderem für Kofferaumdeckel oder Motorhauben her.

"Unsere Produkte sind sehr unterschiedlich, so dass wir neue Märkte und Kunden gewinnen können", sagte Stabilus-Chef Dietmar Siemssen der Nachrichtenagentur Reuters. Der Anteil des Autozuliefer-Geschäfts am Umsatz sinke mit dem Zukauf auf rund 62 von 72 Prozent. Eine Abkehr von der Branche bedeuteten die Zukäufe nicht: "Wir sehen keinen Sinkflug in der Autoindustrie. Das Geschäft läuft sehr gut", sagte Siemssen.

Finanzieren will Stabilus die Übernahme zur Hälfte mit einer Kapitalerhöhung über rund 150 Millionen Euro. Die Aussichten auf diese Verwässerung drückten die Stabilus-Aktie nach anfänglichen Kursgewinnen mit 1,4 Prozent ins Minus. Das seit zwei Jahren an der Börse gelistete Unternehmen ist gut 900 Millionen Euro wert.

SKF wollte die drei Tochterfirmen loswerden, weil sie nicht zum Kerngeschäft der Schweden mit Wälzlagern passen, und hatte dafür die Investmentbank Baird angeheuert. SKF hatte ACE, Hahn und Fabreeka mit dem US-Kugellagerhersteller Kaydon geschluckt. Sie beschäftigen zusammen 550 Mitarbeiter und waren zuletzt hochprofitabel: Bei einem Umsatz von 120 Millionen Dollar (106 Millionen Euro) erwirtschafteten sie 2015 nach Angaben von Stabilus einen operativen Gewinn (Ebit) von 30 Millionen Euro. Die Umsatzrendite ist damit doppelt so hoch wie die von Stabilus selbst. Das Koblenzer Unternehmen hatte bisher eine Rendite vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) von 12 bis 13 Prozent angepeilt. "Wir sind sehr optimistisch, durch die Zukäufe aus diesem Band nach oben ausbrechen zu können", sagte Siemssen.

Mit dem für den Sommer geplanten Abschluss der Übernahme will Stabilus seine Kredite neu ordnen: Zwei Kreditlinien über 315 Millionen Euro sollen durch neue, günstigere über bis zu 640 Millionen Euro ersetzt werden. Ein Teil der Schulden soll dann durch eine Kapitalerhöhung abgelöst werden. Wann sie genau über die Bühne gehen soll, sei aber noch offen.

Reuters