Leser fragen, die Redaktion antwortet –  in der Rubrik "Mailbox" von Stefan Rullkötter

Ich habe in zwei Depots noch Aktien der US-Beteiligungsgesellschaft Altaba. Ursprünglich hatte ich einmal Yahoo-Aktien gekauft, die jedoch 2017 zwangsweise in Altaba-Papiere umgetauscht wurden. Bei den letzten Auszahlungen2020 und 2021 wurden diese zudem von meinen Depotbanken steuerlich unterschiedlich behandelt. Während die Targobank die Ausschüttungen als Bardividende deklariert und voll mit 25 Prozent deutscher Kapitalertragsteuer verrechnet hat - ausländische Quellensteuer wurden nicht einbehalten-, sind bei der Comdirect Bank keine Abgaben abgezogen worden ("Ausschüttung gleich Einlösung"). Ich denke, dass mir die Targobank hier zu Unrecht Steuern abgezogen hat: Eine in Liquidation befindliche Firma kann doch meiner Ansicht nach keine Dividende mehr ausschütten. Nach mehrmaligem Nachfragen beharrt die Bank aber auf ihrem Standpunkt: Sie habe nur weitergeleitet, was sie von Altaba bekommen hat. Zu Recht?

Euro am Sonntag: Durch die Nichtannahme des Umtauschangebots im Jahr 2017 sind Sie zum Anteilseigner einer nicht börsennotierten Aktiengesellschaft geworden. Bei dieser Aktiengattung wurde nur eine interne Wertpapierkennnummer (WKN) vergeben, die weder handel- noch lieferbar ist. Daher konnten Anleger ihre Papiere nicht mehr auf den üblichen Börsenhandelsplattformen verkaufen und mussten auf die restlichen Zahlungen aus der Firmenliquidation warten. Es kommt aber steuerrechtlich grundsätzlich darauf an, ob die bei der Targobank und der Comdirect Bank eingegangenen Ausschüttungszahlungen von Altaba dieselben waren. "Wenn es sich in beiden Fällen nicht um Dividenden, sondern um Kapitalrückzahlungen im Zuge der Unternehmensabwicklung handelte, wäre der Kapitalertragsteuerabzug bei der Targobank tatsächlich juristisch nicht korrekt", meint der Rosenheimer Steuerberater Anton-Rudolf Götzenberger.