Mit Übernahmekandidaten lässt sich viel Geld verdienen. Das zeigt der vom Finanzen Verlag, zu dem €uro am Sonntag gehört, entwickelte Solactive German M & A Index. Das Barometer, auf das Unicredit ein Zertifikat (ISIN: DE 000 HU5 JPC 0) aufgelegt hat, legte seit dem Start 2012 um fast 200 Prozent zu. Im selben Zeitraum stieg der DAX nur um 67 Prozent, der MDAX um 131 Prozent.

Nun soll dem deutschen Vorbild ein Europa-Pendant folgen: Ein Depot mit 20 Übernahmeaspiranten, die sich über den ganzen Kontinent verteilen. Die Redaktion des Finanzen Verlags ist überzeugt, damit ähnliche Indizes wie etwa den Stoxx 600 schlagen zu können.

Die Ausgangssituation könnte kaum besser sein. Jüngst haben Zentralbanken den Pfad zur Zinsnormalisierung wieder verlassen. Selbst in den USA deuten sich Zinssenkungen an. Damit bleibt die Refinanzierung von Übernahmen preiswert. Zugleich sind viele Devisen in Europa, verglichen etwa mit dem US-­Dollar, niedrig bewertet. Dadurch sind die Firmen zumindest für potenzielle Käufer, die in Dollar rechnen, günstig.

Viel Kapital im Markt


Überdies schließen sich immer mehr institutionelle Investoren großen Kapitalpools an. Ein großer Teil solcher Fonds wird von Private-Equity-Firmen initiiert. Die US-Beteiligungsfirma Blackstone sammelte erst gut 22 Milliarden Dollar für einen Buy-out-Fonds ein. Bei dauerhaft niedrigen Zinsen dürfte der Sektor weiter mit Geld geflutet werden.

Neben Beteiligungsfirmen stehen strategische Käufer parat. Diese wollen mit einer Übernahme ihren Geschäftsbetrieb ausweiten. Sie interessieren sich für neue Produkte und Kostensynergien, aber auch für neue Absatzgebiete, die der Übernahmekandidat besetzt hat. In der Regel zahlen strategische Käufer höhere Übernahmeprämien.

Besonders stattlich sind die Prämien für Biotechfirmen und Unternehmen aus den Sektoren Software und Halbleiter. Die gebotenen Preise können schon mal doppelt so hoch sein wie der Kurs vor Bekanntwerden der Übernahme.

Die Selektionskriterien


Natürlich ist es unmöglich, Fusionen vorherzusagen, schon gar nicht im 20er-Pack. Wer nur Übernahmekandidaten auswählt, die öffentlich heiß gehandelt werden, ist oft zu spät dran. Ein durchdachter, systematischer Selektionsprozess erhöht die Chance, beim einen oder anderen hochprozentigen Deal abkassieren zu können. Grundsätzlich sollte der Auswahlprozess immer so gestaltet sein, dass ein Übernahmeportfolio auch dann gute Ergebnisse liefert, wenn die Übernahmen ausbleiben.

Bei der Auswahl der Titel achtet die Redaktion auf folgende Punkte: Herkunftsland, Mindestbörsenwert, M & A- Affinität, operative Qualität, solide Finanzen sowie hohes Kurspotenzial, wenn die Übernahme zu marktüblichen Konditionen erfolgen sollte.

Entsprechend wurde ein mehrstufiger Prozess aufgesetzt, um die Gesamtheit börsennotierter europäischer Unternehmen auf 20 Werte zu reduzieren. Denn diese Größe hat sich beim deutschen M & A-Portfolio als optimal erwiesen. Entwickelt sich ein Titel gut, ist der Einfluss auf den Gesamtindex messbar. Das absolute Risiko eines Einzeltitels liegt wegen der Gleichgewichtung aller Werte nur bei fünf Prozent. Risikolos ist der Index aber trotzdem nicht. Fällt der Gesamtmarkt, kann auch er nachgeben.

Land und Börsenwert


Um Chancen auf einen Platz im Portfolio zu haben, muss das Unternehmen in Europa ansässig sein. In die engere Auswahl kommen Firmen mit einem Börsenwert von mehr als 200 Millionen Euro. Damit ist eine Mindestliquidität gesichert.

M & A-Affinität


Die verbleibenden Werte werden auf ihre M & A-Affinität getestet. Hier achtet die Redaktion darauf, ob das Unternehmen in den vergangenen 24 Monaten bereits als potenzieller Kaufkandidat gehandelt wurde. Es wird untersucht, ob in der Branche Konsolidierungsprozesse stattfinden. Auch Firmen, bei denen sich ein Großaktionär eingekauft, aber noch kein Übernahmeangebot unterbreitet hat, zählen zum engeren Kandidatenkreis. Wer es ins Portfolio schaffen will, sollte zumindest eines dieser drei Kriterien erfüllen.

Qualität und Finanzen


Hat ein Unternehmen die vorgenannten Hürden gemeistert, wird es einem Qualitätscheck unterzogen. Dabei wird hinterfragt, ob das Geschäftsmodell attraktiv ist und ob die Finanzen solide sind. Denn die Kandidaten sollten an der Börse auch ohne Übernahme eine stabile Entwicklung versprechen.

Im Einzelnen wird geprüft, ob das Unternehmen laut Marktstudien und Analystenberichten in seinen jeweiligen Marktsegmenten zu den führenden Anbietern gehört: Sind Produkte oder Dienstleistungen - wenn überhaupt - nur mit hohem Aufwand kopierbar? Zugleich sollte die Bilanz des Unternehmens laut Analysteneinschätzung zumindest solide sein. Mit dem Bilanztest werden Kursrisiken reduziert.

Kurspotenzial entscheidet


Im letzten Schritt des Auswahlprozesses kommt es auf das Kurspotenzial an. Für jeden Wert wird ein Kursziel ermittelt. Dieses orientiert sich an historischen Bestwerten, aber auch an den bei Übernahmen im jeweiligen Sektor gezahlten Multiplikatoren und - das ist vor allem für Biotechwerte relevant - an den Aufschlägen zum Durchschnittskurs.

In die Auswahl schaffen es jene 20 Werte, die im Fall einer Übernahme den höchsten Kurszuwachs versprechen. Bei den aktuell im Index befindlichen Aktien beträgt das theoretische Kurs­potenzial - wenn alle Firmen übernommen würden - mehr als 50 Prozent.

Mit einem Endloszertifikat (ISIN: DE 000 HZ0 H11 5) der Unicredit können Anleger auf den Solactive European M & A Index setzen und partizipieren eins zu eins daran. Die Jahresgebühr beträgt ein Prozent, die Nettodividenden werden reinvestiert. Das Papier wurde am 25. Juni zu 11,04 Euro aufgelegt. Ein Vorzug des Zertifikats ist, dass auch attraktive und wenig bekannte Firmen abgedeckt werden, die nicht in großen europäischen Indizes vertreten sind.