ThyssenKrupp kann sich auf Milliardenaufträge der Bundeswehr für Kriegsschiffe und U-Boote freuen. Der Haushaltsausschuss des Bundestags hat am Mittwoch unter anderem den Kauf von fünf Korvetten, für 2 Milliarden Euro gebilligt.

Das Gremium beriet über weitere Militärprojekte mit einem Gesamtvolumen von 12 Mrd. Euro. Das Verteidigungsbudget Deutschlands soll bis 2021 von derzeit 37 Mrd. Euro auf 42 Mrd. Euro steigen, um die Nato-Anforderungen zu erfüllen. Die Korvetten-Bestellung war umstritten, weil das Verteidigungsministerium den Vertrag nicht öffentlich ausschreibt, sondern freihändig an ein Konsortium der Werften Lürssen, ThyssenKrupp und German Naval Yards vergibt. Das Kartellamt muss die Kooperation indes noch billigen. Ein weiteres großes Vorhaben der Bundeswehr ist zuammen mit Norwegen U-Boote von ThyssenKrupp für 4,3 Milliarden Euro zu kaufen.

Die Freigabe des Rüstungsgeschäfts gibt den Aktien von ThyssenKrupp auch am zweiten Tag nach der Genehmigung Rückenwind. Die Dax-Papiere stiegen am Vormittag auf den höchsten Stand seit Februar. Zuletzt führten sie den Leitindex mit einem Plus von 1,67 Prozent auf 24,60 Euro an. Bereits am Mittwoch hatten die Aktien des Industriekonzerns um mehr als 2 Prozent zugelegt, nachdem die Parlamentarier des Haushaltsausschusses zahlreiche Rüstungsprojekte abgesegnet hatten. An der Börse wurde die schnelle Entscheidung der Politik mit Blick auf weitere Waffenkäufe für die Bundeswehr positiv gewertet.

Trotz der guten Nachrichten dürfte die Rüstungssparte für die Zukunft des Unternehmens nur eine untergeordnete Rolle spielen. Deutlich wichtiger sind Fortschritte bei dem Umbau in einen Investitionsgüterkonzern.

Auf Seite 2: Einschätzung der Redaktion

Einschätzung der Reaktion



Derzeit ist die Transformation in vollem Gange. Den Beginn macht der Verkauf des Stahlwerks in Brasilien, der 2017 abgeschlossen wird. Danach könnte die Fusion der restlichen Stahlaktivitäten mit denen von Tata Steel erfolgen. Die logische Folge ist, dass auch der Rohstoffhandel abgegeben wird. Gleichzeitig setzt Thyssenkrupp im schwächelnden Anlagenbau den Rotstift an. "Zusätzlich zu den bisher angestoßenen Maßnahmen sind Kostensenkungen in einem dreistelligen Millionen-Euro-Betrag geplant", teilte das Unternehmen heute mit. Dafür würden die Kosten überprüft, darunter im Einkauf, bei Forschung & Entwicklung, im Vertrieb, aber auch in der Verwaltung und beim Personal. All diese Maßnahmen sorgen dafür, dass sich die Schulden verringern und die Bilanz stabilisiert. Zudem werden die Erträge weniger zyklisch. Das hebt die Bewertungsmultiplikatoren der Aktie an.

Die Reserven, die auf diese Weise gehoben werden, sind erheblich. Allein das Aufzuggeschäft dürfte, nimmt man etwa die Bewertung des Schweizer Wettbewerbers Schindler Holding als Maßstab, den aktuellen Börsenkurs leicht abdecken. Analysten von Credit Suisse sehen deshalb ein Kurspotenzial bis 33 Euro. Dabei sei im Idealfall, so schreiben sie, langfristig viel mehr möglich. Bei der Berenberg Bank wird zudem das Umfeld auf dem Stahlmarkt zunehmend positiv gewertet. Fusionen und Übernahmen seien derzeit der stärkste Kurstreiber im weltweiten Stahlsektor, so Analyst Alessandro Abate. Gleichzeitig erholen sich die Stahlpreise auch dank Schutzzöllen vor chinesischen Dumpingimporten weiter.

Empfehlung: Kaufen

Kursziel: 30,00 Euro
Stoppkurs: 17,90 Euro