Nach vielen Verzögerungen hat Elektroauto-Pionier Tesla endlich seinen ersten Schwerlast-Elektro-Truck "Semi" an den ersten Kunden PepsiCo übergeben. Der Getränke-Konzern hatte vor fünf Jahren eine Bestellung über 100 Semi Trucks aufgegeben. Erzkonkurrent Coca-Cola war mit seinen E-Trucks von Renault etwas schneller. Auch deshalb hält sich die Tesla-Aktie mit Freudensprüngen zurück.

Tesla-Chef Elon Musk hat am Donnerstag-Abend den ersten E-Schwerlastwagen des Unternehmens an PepsiCo übergeben. "Wenn Sie ein Trucker sind und das härteste Gespann auf der Straße wollen, dann ist es das hier", sagte Musk bei einer Präsentation im Tesla-Werk im Bundesstaat Nevada (siehe Foto). Der batteriebetriebene Langstrecken-Lastwagen werde die Emissionen reduzieren und bei Leistung und Sicherheit die saubersten Diesel-Lastwagen übertreffen.

Der Milliardär fuhr bei der live im Internet übertragenen Werbe-Veranstaltung mit einem Truck selbst in die Halle. Wenige Sekunden später stand er auf der Ladefläche des Semi Truck und präsentierte gemeinsam mit Dan Priestley, Teslas Senior Manager für Truck Engineering, den neuen Truck. Dabei wirkte Musk oft nicht gut vorbereitet und suchte nach Worten. Das Event ist über das folgende YouTube-Video abrufbar.

Während der Veranstaltung wurden zwei LKW-Fahrerhäuser in außergewöhnlichem Design in der Lackierung von Pepsi und Frito-Lay, der Snackfood-Tochter von PepsiCo, vorgestellt. Wieviele E-Trucks tatsächlich an Pepsi übergeben wurden, blieb offen. Auch der Preis für den Semi Truck verriet Musk nicht. Im Jahr 2017 hatte Tesla Preise zwischen 150.000 und 180.000 Dollar für seine E-Trucks angekündigt, doch die Preise für Elektrofahrzeuge von Tesla sind seitdem stark gestiegen. Laut Tesla kann der Lkw mit einer einzigen Batterie-Ladung 500 Meilen fahren.

Andere E-Truck-Hersteller haben Tesla überholt

Eigentlich sollte die Produktion bereits 2019 beginnen, hatte sich dann aber immer weiter verzögert. Inzwischen ist Tesla bei der Produktion von E-Trucks von mehreren Herstellern überholt worden, sogar der mit Betrügereien aufgefallene Konkurrent Nikola liefert bereits Fahrzeuge aus. Vor wenigen Tagen konnte auch Coca-Cola Europacific Partners (CCEP) seine ersten 30 Elektro-Lkw von Renault Trucks übernehmen. Diese sollen in Belgien eingesetzt werden. CCEP will mit Renault eine der größten EV-Lieferflotten in Belgien aufbauen, ein Fünftel seiner Lkw-Flotte soll auf Elektro umgestellt werden.

Im vollelektrischen Sattelzug sitzt der Fahrer nicht auf einer Seite, sondern mittig im Fahrerhaus. Musk und Priestley prahlten mit neuen ultraschnellen "Megawatt"-Ladegeräten, die zum schnellen Aufladen der Batterien des Lastwagens verwendet werden, verrieten aber nicht, wie lange der Ladevorgang dauer. Diese Ladegeräte erhalten Pickup-Truck-Käufer mit ihren LKWs.

Autopilot-System wohl noch nicht eingebaut

Nicht erwähnt wurde auch das Autopilot-System von Tesla, das in der ursprünglichen Präsentation vor fünf Jahren als großer Vorteil für Fernfahrer angepriesen wurde. Dieses Full-Self-Driving (FSD) bleibt der Schlüssel für den weiteren Erfolg von Tesla. Derzeit bietet Tesla Fahrerassistenz-Systeme an, darunter das standardmäßige Autopilot-System, das in allen Neuwagen installiert ist, sowie eine Premium-Version, die so genannte FSD-Option.

Die Tesla-Aktie bewegte sich daraufhin im nachbörslichen US-Handel kaum. Der Kurs notierte bei 193,98 Dollar etwa 0,4 Prozent unter Nasdaq-Schluss (siehe Chart). Im deutschen Handel gibt die Tesla-Aktie am Freitag-Vormittag 0,6 Prozent auf 184 Euro nach.

Tesla (WKN: A1CX3T)

Für Zukunftsforscher Mario Herger ist die FSD Version 11 ein entscheidender Gamchanger, den die meisten Anleger und Analysten noch nicht auf der Rechnung haben. Die Tesla-Aktie bleibt derweil angeschlagen, solange da keine Erfolge vermeldet werden. Kürzlich wurde mit 166,18 Dollar ein neues Zwei-Jahres-Tief markiert. Erst mit Überwindung des 50-Tage-Durchschnitts bei 217 Dollar würde sich das Chartbild etwas aufhellen.

BÖRSE ONLINE hält den Wert aktuell lediglich auf einer Watchlist, nachdem er Ende Oktober unter die Stop-Loss-Marke gerutscht war.