Wechsel an der Spitze von Europas größtem Tourismuskonzern: Vorstandschef Friedrich Joussen macht Platz für Sebastian Ebel, der Anfang Oktober das Ruder übernimmt. Joussen macht von seinem Recht Gebrauch, das Amt vorzeitig Ende September niederzulegen. Diese Möglichkeit wurde ihm im Zuge von Auflagen bei den Corona-Stabilisierungsmaßnahmen eingeräumt.

Mit dem Wechsel geht eine Ära zu Ende: Friedrich Joussen war seit 2012 Mitglied des Vorstands, seit 2013 der Vorsitzende. Er gilt als wichtiger Treiber beim Ausbau der profitablen Segmente Hotels, Kreuzfahrten und Aktivitäten sowie der Digitalisierung des Konzerns. Nach fast einem Jahrzehnt an der Spitze sieht der scheidende TUI-Chef nun die Zeit für neue Impulse gekommen: "Als uns die Pandemie im Frühjahr 2020 quasi über Nacht in ein Unternehmen ohne Geschäft verwandelte, galt unsere ganze Aufmerksamkeit einem Ziel: der Rettung der TUI. Das unmittelbare Krisenmanagement, bei dem es darum ging, das weitere Überleben des Konzerns zu sichern, ist inzwischen abgeschlossen. Nachdem die existenzielle Krise nun gemeistert ist, ist die Zeit reif für einen Wechsel an der Spitze der TUI."

Große Urlaubslust

Der bisherige Finanzvorstand Ebel kann seine neue Aufgabe mit Zuversicht angehen. Der Konzern erwartet für die laufende Saison Buchungszahlen nahe dem Vorkrisenniveau. Die Nachfrage vor allem im wichtigsten Markt Deutschland ist hoch.

"Es gibt kaum ein Segment oder ein Ziel, das aktuell nicht nachgefragt wird. Wir holen rasant auf und sind mehr als zuversichtlich, dass wir in diesem Jahr ein Sommergeschäft sehen, das an 2019 herankommt", so Deutschland-Chef Stefan Baumert. Große Sorgen wegen der aktuellen Turbulenzen an vielen Flughäfen müssen sich Urlauber laut Baumert nicht machen. Trotz dünner Personaldecke werde der Urlaub für die überwiegende Mehrheit reibungslos verlaufen. Der Flugplan der eigenen TUIfly-Maschinen sowie die Planung für zusätzliche Reserveflieger blieben bestehen.

Stärkung der Bilanz

Nach schwierigen Pandemiejahren hatte TUI mehrere Kapitalerhöhungen durchgeführt, um Staatshilfen weiter zu reduzieren. Mit Finanzmann Ebel an der Spitze rücken die Stärkung der Bilanz und ein profitables Wachstum in den Fokus. Umsatzwachstum und verbesserte Effizienz sollen das Betriebsergebnis (Ebit) mittelfristig wieder über das Vorkrisenniveau hieven. Im Halbjahresbericht hatte TUI für das Geschäftsjahr 2022 die Rückkehr zu einem signifikant positiven bereinigten Ebit als Ziel ausgegeben. Den Segen von Joussen hat Ebel jedenfalls: "Die TUI ist bei ihm in sehr guten Händen. Sebastian Ebel wird TUI zurück auf den Wachstumspfad führen."

Unterstützung: Abwärtspotenzial ist inzwischen begrenzt. Kurs notiert bei Unterstützung in Nähe des Allzeittiefs. Trader steigen ein.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 2,40 Euro
Stoppkurs: 1,35 Euro