Nach dem Atomausstieg Deutschlands wegen des Unglücks von Fukushima schien der Anfang vom Ende der Kernenergie eingeläutet. Fast elf Jahre später feiert diese risikobehaftete Technologie nun ein Comeback.

Hat die Atomenergie doch einen großen Vorteil: Es entstehen bei der Energieerzeugung anders als bei Gas oder Kohle kaum CO2-Emissionen. Da wegen der Klimaerwärmung weltweit die Treibhausgase reduziert werden müssen, wird die Atomkraft im neuen Licht gesehen. Die EU-Kommission plant, diese als grüne Energieform einzustufen, die mit den EU-Klimazielen vereinbar sei. Vor allem Frankreich, das anders als Deutschland auch nach Fukushima weiter stark auf die Kernenergie setzt, hat sich dafür stark gemacht.

Die Einstufung durch Brüssel hätte gravierende Folgen: Nachhaltige Investitionen und Anlagegelder könnten nun in die Atomkraft fließen, da diese als ein Instrument zur ökologischen Transformation Europas betrachtet würde. Das erleichtert die Finanzierung von Projekten in diesem Segment, zudem dürften Manager von grünen Fonds und Pensionsfonds auch auf Kernkraft setzen.

Kein direktes Uran-Investment

Das dürfte auch die Nachfrage nach dem Rohstoff Uran erhöhen, da dieser zur Kernspal- tung und somit dem Betrieb von Atomkraftwerken benötigt wird. Allerdings ist es schwierig, direkt in die strahlende Materie zu investieren. Einfacher ist es, Aktien von Firmen zu kaufen, die Uran fördern. Diese könnten durch die geplanten EU-Regeln einen Schub erhalten.

Mit einem neu aufgelegten Endlos-Uranium-Mining-Zertifikat (ISIN: DE 000 SL0 EUZ 1) der Société Générale können Anleger die 15 global größten Uranminengesellschaften im Paket erwerben. Die Firmen müssen in der Urangewinnung und -verarbeitung tätig sein und Uranbergbau betreiben. Die bekanntesten darunter sind Cameco (Kanada), NAK Kazatomprom (Kasachstan), Paladin Energy (Australien) und Uranium Energy (USA). Zu 46 Prozent wird in Australien, zu 41 Prozent in Kanada, zu sieben Prozent in Kasachstan und zu sechs Prozent in den USA investiert. Es gibt ein Währungsrisiko.

Halbjährlich wird die Zusammensetzung nach der Marktkapitalisierung überprüft. Dann erfolgt auch eine Gleichgewichtung der Titel. Dafür verlangen die Franzosen ein Prozent Jahresgebühr. Die Nettodividenden werden reinvestiert.

In den letzten zwölf Monaten hätte sich der Aktienkorb fast verdoppelt, seit November wäre er aber um etwa 20 Prozent gefallen. Nur Anleger, die der Atomkraft nicht kritisch gegenüberstehen, sollten sich engagieren. Die Chancen für die Wiederaufnahme des Aufwärtstrends stehen nach Verkündung der EU-Pläne gut. Urantitel schwanken stark und entwickeln sich nicht stets so wie der Uranpreis. Nur sehr risikobereite Anleger sollten kaufen.