US-Präsident Donald Trump ließ in der Nacht auf Freitag als Vergeltung für einen mutmaßlichen Giftgasangriff einen Luftwaffenstützpunkt in Syrien attackieren. Nach Angaben des Pentagons wurden 59 Raketen des Typs Tomahawk abgeschossen. Dabei gab es nach offiziellen syrischen Angaben Tote und Verletzte, die Zahl der Opfer ist bislang unklar. Aus syrischen Militärkreisen hieß es, bei dem Angriff seien zwei Start- und Landebahnen zerstört worden. Auch Treibstofflager seien getroffen worden.
ANGST VOR ESKALATION
Der Angriff hat Sorgen vor einer erneuten Eskalation im Syrien-Konflikt verstärkt. Dies habe an den Finanzmärkten in einem begrenzten Ausmaß zu einer Risikoaversion geführt, sagt Manuel Andersch, Experte bei der Bayerischen Landesbank.
Der wichtigste deutsche Aktienindex Dax (DAX 30) eröffnete an der Frankfurter Börse ein halbes Prozent im Minus und erholte sich auch im Anschluss nicht nennenswert. Deutsche Staatsanleihen waren dagegen gefragt. Der für den deutschen Anleihemarkt richtungweisende Euro-Bund-Future stieg bis zum Nachmittag um 0,11 Prozent auf 162,67 Punkte. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe lag bei 0,23 Prozent. Gesucht waren im elektronischen Handel auch US-Staatsanleihen, die grundsätzlich als sicher gelten.
GOLD LEGT KRÄFTIG ZU
Der Goldpreis stieg auf den höchsten Stand seit November. Der Preis für eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) legte zwischenzeitlich bis auf 1269,46 US-Dollar zu. In der Spitze lag der Anstieg damit bei 1,5 Prozent. Im Anschluss folgte nur eine leichte Gegenbewegung. Gold gilt vielen Anlegern als erste Wahl für die Geldanlage in schwierigen Zeiten.
Auch an den Devisenmärkten machte sich die Flucht aus riskanten Anlagen in sichere Häfen bemerkbar. Der als besonders sicher geltende japanische Yen gewann zwischenzeitlich gut 0,7 Prozent an Wert, gab aber im Anschluss wieder einen Großteil der Gewinne ab. Deutlicher fiel die Reaktion bei einigen Schwellenländerwährungen aus. Der russische Rubel verlor in Reaktion auf den Luftschlag um rund 1,5 Prozent an Wert und erholte sich im Anschluss nur leicht. Russland ist ein Verbündeter des Assad-Regimes. Der russische Präsident Wladimir Putin verurteilte das US-Bombardement als Angriff auf die Souveränität Syriens.
ZAHLREICHE WÄHRUNGEN VERLIEREN AN WERT
Die türkische Lira verlor gut ein Prozent an Wert. Deutliche Reaktionen gab es außerdem beim südkoreanische Won, der zwischenzeitlich um 0,7 Prozent nachgab, sich im Anschluss aber wieder größtenteils erholte. Während die Türkei direkt in den Syrien-Konflikt involviert ist, ist Südkorea indirekt betroffen, weil Trump eine harte Haltung gegen Nordkorea angekündigt hat. Dadurch drohen auch militärische Risiken für Südkorea und mit dem Luftangriff in Syrien hat Trump seine Handlungsbereitschaft demonstriert.
Auch bei den Ölpreisen gab es Bewegung. Syrien sei zwar kein wichtiges Förderland, aber durch den US-Angriff steige das Risiko einer Eskalation in der gesamten Region, sagte Rohstoffexperte Ric Spooner vom Handelshaus CMC Markets. Dementsprechend kletterte der Preis für ein Barrel (159 Liter) der US-Ölsorte WTI in der Nacht zwischenzeitlich um über 1,20 Dollar bis auf 52,94 Dollar und damit auf den höchsten Stand seit dem 7. März. Eine ähnliche Entwicklung zeigte sich beim Nordseeöl Brent. Hier ging es bis auf 56,08 Dollar je Barrel nach oben. Im Verlauf des Freitags erholten sich die Preise für beide Sorten aber wieder zu einem erheblichen Teil.
DROHENDE EISZEIT ZWISCHEN TRUMP UND PUTIN?
Das Regime in Damaskus ist ein Verbündeter von Russland und dem Iran. "Von deren Reaktion auf die US-Militäraktion wird es abhängen, ob sich der Preisanstieg beim Öl fortsetzt oder zumindest teilweise wieder korrigiert wird", hieß es in einer Einschätzung von Rohstoffexperten der Commerzbank.
Während die Reaktionen an den Finanzmärkten insgesamt klar dem Muster einer gestiegenen Risikoaversion entsprächen, halte sich das Ausmaß der Kursreaktionen bislang in Grenzen, sagt Lutz Karpowitz, Experte bei der Commerzbank. Aber: "Sollte der Angriff der Auftakt für eine Eiszeit zwischen Trump und Putin werden, dürfte die Risikoaversion bestehen bleiben."/tos/jkr/stb