Musik lag in der Luft, als wir vor etwas mehr als einem Jahr einen Blick auf Dänemark warfen. Damals begeisterte das kleine Land im Norden Europas mit dem Eurovision Song Contest - und einem haussierenden Kapitalmarkt. Während der Wettbewerb längst wieder in Vergessenheit geraten ist, spielt an der Börse weiterhin die Musik. Der Leitindex OMX Kopenhagen 20 hat erstmals den vierstelligen Kursbereich erreicht. Am 6.  August markierte das Barometer sein bisheriges Rekordhoch bei 1044 Punkten.

Der allein seit Silvester 36-prozentige Anstieg kommt nicht von ungefähr. Nach einer Rezession 2013 befindet sich die Nation wieder auf Kurs. Bereits sieben Quartale in Folge erzielten die Dänen ein positives Wachstum. Die Nordea-Volkswirte glauben, dass das Land nun wieder in eine stabile Erholungsphase eintreten wird: "Das bedeutet einen Zeitraum, in dem Wachstumsraten von rund zwei Prozent wieder zu einer Vollbeschäftigung führen." Sie gehen für 2015 von einer BIP-Steigerung von 1,75 Prozent und 2016 von 2,0 Prozent aus.

Auftrieb bekommt die Konjunktur von mehreren Seiten. Einmal von der günstigen Währung - die Dänische Krone ist nämlich an den Euro gebunden. So werden die Ausfuhren in den Euroraum, die rund 60 Prozent ausmachen, nicht negativ beeinflusst. Gegenüber anderen Währungen wie dem US-Dollar wertete die Krone im Einklang mit dem Euro ab. Aber auch der inländische Konsum hat sich wiederbelebt. So sind beispielsweise die Ausgaben im Dienstleistungsbereich wieder auf das Niveau von 2008 gestiegen. "Mit Blick auf die Zukunft erwarten wir, dass der private Konsum - angetrieben durch eine erhöhte Kaufkraft, ein hohes Maß an Verbrauchervertrauen, große finanzielle Einsparungen sowie einen unterstützenden Trend auf dem Wohnungsmarkt - seinen Aufwärtstrend fortsetzen wird", urteilt Nordea-Chefvolkswirt Helge J. Pedersen.

Als Favoriten für weitere Kursanstiege stellten wir Ihnen in BÖRSE ONLINE, Ausgabe 28/2014, drei dänische Aktien vor: A. P. Møller-Mærsk, Pandora und Vestas. Erstgenannte hat zwischenzeitlich unser Kursziel erreicht, musste dann aber Federn lassen. Die Zahlen zum ersten Quartal waren zwar mit einem hohen Gewinnanstieg gespickt, doch der Umsatz der Reederei sank in den ersten drei Monaten vor allem wegen eines schwächeren Geschäfts in der Ölsparte überraschend stark. Da auch die Schiffsbranche bereits seit Längerem an Überkapazitäten leidet und die Abschwächung in China für zusätzliche Unsicherheit sorgt, stufen wir den Titel auf "Beobachten" herab.

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Top-Auswahl



Weiter auf der Überholspur ist dagegen Pandora, operativ wie auch an der Börse. Die Aktie des Schmuckspezialisten hat sich seit unserer Empfehlung knapp verdoppelt. Damit muss das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht sein, denn nach einem durchschnittlichen Gewinnwachstum von zwei Dritteln zwischen 2012 und 2014 erwartet der Konsens mit einem Plus von 33 Prozent für dieses und kommendes Jahr erneut hohe Steigerungsraten. Dass die Schätzungen nicht übertrieben sind, zeigte sich zum Jahresauftakt: Der operative Gewinn schnellte um 40 Prozent empor, übertraf damit die Schätzungen und zog eine Prognoseanhebung nach sich. Insbesondere in den etablierten Märkten war Pandora erfolgreich. Zum Wachstum beigetragen haben neue Produkte wie eine Schmuckserie zum Valentinstag oder 60 zusätzliche Themen-Produkte für Walt Disney. Seit 2014 arbeiten die Dänen mit dem US-Konzern zusammen. Die Halbjahresbilanz legte Pandora am 11. August (nach Redaktionsschluss) vor. Wir trauen der Aktie weiteres Potenzial zu.



Anders beim Dritten im Bunde, Vestas. Die Aktie des Windkraftkonzerns hat unser damaliges Kursziel von 50 Euro erreicht, das entspricht einem Plus von 43 Prozent. Zwar berichtete das Unternehmen zuletzt gute Zahlen und verbuchte auch Rekordaufträge, doch könnte der Titel allmählich etwas heißgelaufen sein. Das 2016er-KGV liegt bei üppigen 20, während das erwartete Gewinnwachstum lediglich ein Zehntel beträgt. Hier könnte es sich lohnen, vorerst abzuwarten.

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Aussichtsreiche Neuzugänge



Neu bei den Topkandidaten sind derweil Bakkafrost und Novo Nordisk. Erstgenannter Fischzüchter ist zwar auf den Faröer-Inseln beheimatet, diese gehören aber als autonome Selbstverwalter zu Dänemark (siehe BÖRSE ONLINE, Ausgabe 32/2015). Der Diabetesspezialist Novo Nordisk überzeugt mit stetigem Wachstum. Der durchschnittliche Gewinnanstieg lag in den vergangenen drei Jahren bei einem Fünftel. 2015 erwarten Analysten sogar noch etwas mehr. Zu Recht: Nach einem überraschenden Gewinnsprung im zweiten Quartal hob der Konzern seine Prognose für das Gesamtjahr an - für Gewinn und Umsatz. Ein Aktienrückkaufprogramm schafft zusätzliches Vertrauen und sichert den Kurs nach unten ab.



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