Volkswagen hat seinen Gewinn im abgelaufenen Jahr deutlich gesteigert. Das lag neben Milliardeneinsparungen und höheren Fahrzeugpreisen auch an Sanierungserfolgen in einigen Regionen. Eine davon war etwa Südamerika, wo der Autobauer wegen einer verfehlten Modellpolitik jahrelang auf keinen grünen Zweig gekommen war und viel Geld verbrannt hatte. Dort sei die Ertragswende gelungen, wie der Dax-Konzern am Dienstag mitteilte.

In Nordamerika - also den USA, Kanada und Mexiko - sei die Hauptmarke Volkswagen nach einigen Jahren wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt. In seinem größten Markt in China sei der Konzern nach wie vor profitabel und mit einem Marktanteil von 16 Prozent in einer starken Position. Das Betriebsergebnis der Joint-Venture-Gesellschaften in China sackte jedoch um 17 Prozent ab auf 3,0 Milliarden Euro. "Der Konzern hätte 2021 deutlich mehr Fahrzeuge verkaufen können, konnte die hohe Nachfrage aufgrund der Halbleiterknappheit aber nicht bedienen", erklärte VW.

In Europa zahle sich die Elektroauto-Offensive inzwischen aus. Der Konzern komme voran mit dem Ziel profitableren Wachstums durch einheitliche Fahrzeugarchitekturen sowie Plattformen für Software und Mobilitätslösungen. "Wir sind voll auf Kurs, um künftige Profitpools zu erschließen, und fest entschlossen, die Zukunft der Mobilität zu gestalten", erklärte VW-Chef Herbert Diess. Der Gesamtkonzern hatte bereits am vorigen Freitag Eckzahlen genannt.

Volkswagen profitierte von hohen Fahrzeugpreisen


Die Kernmarke von Volkswagen konnte 2021 trotz erheblicher Probleme wegen der Chipkrise ein stark verbessertes Ergebnis einfahren. Obwohl der Autoabsatz durch den Chipmangel abrutschte, konnten die Wolfsburger ihren Gewinn im laufenden Geschäft auf rund 2,5 Milliarden Euro mehr als verfünffachen. 2021 profitierte Volkswagen von der starken Nachfrage bei gleichzeitig knappem Angebot und konnte daher höhere Preise durchsetzen. Zugleich sanken die Fixkosten deutlich. Nach dem Ende des coronageprägten Jahres 2020 hatten nur 454 Millionen Euro an operativem Gewinn in der Bilanz der Kernmarke gestanden. Der Umsatz von VW Pkw legte von etwa 71,1 Milliarden auf 76,1 Milliarden Euro zu, wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht. Der Absatz sank hingegen von 2,8 Millionen Wagen auf 2,7 Millionen Stück. Die VW-Nutzfahrzeuge aus Hannover konnten ihren Verlust von 454 Millionen Euro (2020) wieder in einen überschaubaren Betriebsgewinn von 73 Millionen Euro drehen.

Die VW-Tochter Audi befindet sich nach dem Einbruch im Coronajahr 2020 wieder auf dem deutlichen Weg der Besserung. Im vergangenen Jahr erzielte der Ingolstädter Premiumautobauer einen operativen Gewinn in Höhe von 5,55 Milliarden Euro und damit gut doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Der Umsatz bei Audi kletterte um rund sechs Prozent auf 53,1 Milliarden Euro. Die operative Rendite lag damit bei rund 10,5 Prozent. Audi hatte im vergangenen Jahr weltweit 1,68 Millionen Autos ausgeliefert und damit 0,7 Prozent weniger als 2020.

Der Sportwagenbauer Porsche hat derweil seine Position als profitabelste Marke des Volkswagen-Konzerns ausgebaut. Im vergangenen Jahr legte das Betriebsergebnis vor Sondereinflüssen um knapp ein Viertel auf fünf Milliarden Euro zu. Die operative Rendite erhöhte sich um rund einen Prozentpunkt auf 16,5 Prozent. Positive Volumen- und Mixeffekte - das heißt der Anstieg des Absatzes und der Verkauf besonders profitabler Modelle - habe höhere Kosten mehr als ausgeglichen. Nach der Premiummarke Audi ist Porsche der zweitgrößte Gewinnbringer des Wolfsburger Konzerns.

An seinen Plänen, die Sportwagentochter Porsche an die Börse zu bringen, hält VW trotz der aktuellen Marktturbulenzen fest. Finanzchef Arno Antlitz sagte am Dienstag, es werde weiterhin an einem möglichen Börsengang im vierten Quartal 2022 gearbeitet. Mit einem Erlös von schätzungsweise 20 Milliarden Euro wäre es der größte Börsengang der Geschichte in Deutschland.

Es habe nach wie vor Auswirkungen der Corona-Pandemie gegeben, teilte Europas größte Autogruppe mit. Besonders die "eingeschränkte Fahrzeugverfügbarkeit infolge des Halbleitermangels" war zuletzt aber belastend - wie bei vielen anderen Autobauern. Mit Blick auf den Ukraine-Krieg sagte Konzernchef Diess, das Unternehmen habe seine Widerstandsfähigkeit in den vergangenen Jahren verbessert und werde auch diese Krise bewältigen. Jedoch befürchtet er, dass auch die weltwirtschaftlichen Folgen im Fall einer länger dauernden militärischen Auseinandersetzung noch schwerer sein könnten als bei der Covid-19-Pandemie.

Das deutlich verbesserte Geschäftsergebnis von Volkswagen im vergangenen Jahr spielt auch Konzernchef Herbert Diess in die Karten. Rechnet man den aktuellen Stand der Aufwendungen für die spätere Altersversorgung ein, betrug die Vergütung des Topmanagers für 2021 insgesamt mehr als 10,3 Millionen Euro. Ohne die Rentenansprüche entfielen auf Diess immer noch knapp 8,6 Millionen Euro, wie dem Geschäftsbericht zu entnehmen ist. Zu den Gehaltsbestandteilen der VW-Vorstände gehören zudem ein Bonus, der sich an den drei Vorjahren orientiert, sowie das fixe Basisgehalt plus Nebenleistungen.

Einschätzung zur Volkswagen-Aktie


Die im Dax notierte Vorzugsaktie gab am Dienstag in einem schwachen Marktumfeld um 1,8 Prozent nach auf 147,46 Euro. In den vergangenen Wochen war das Papier mit dem Absturz an den Börsen deutlich unter Druck geraten. Nachdem der Autobauer am Freitag seine Zahlen veröffentlicht hatte, ging es zeitweise um 7,5 Prozent nach oben. Bei der von Investoren stark beachteten operativen Marge konnte VW überzeugen. Auch die Aussichten für das neue Jahr wurden vor dem Hintergrund von Lieferproblemen und Ukraine-Krieg überwiegend positiv gewertet.

Volkswagen habe trotz Problemen stark und weit über den Erwartungen abgeschnitten, schrieb zum Wochenauftakt JPMorgan-Analyst Jose Asumendi. Den Ausblick des Dax-Konzerns lobte der Experte als "sehr solide".

Zur Veröffentlichung des Geschäftsberichts hielten sich Anleger eher bedeckt. Wir bleiben für die Volkswagen-Aktie optimistisch und empfehlen das Papier weiterhin zum Kauf.

iw/rtr/dpa-AFX