Am

7. Juni

läuft die Frist aus, bis zu der Aktionäre Gegenträge zu Tagesordnungspunkten der Hauptversammlung stellen können. Mehrere Aktionärsvertreter und -berater haben bereits Anträge gestellt. Sie wollen die VW-Anteilseigner über die Einsetzung eines unabhängigen Sonderprüfers abstimmen lassen. Die von Volkswagen eingesetzte US-Kanzlei Jones Day reicht ihnen nicht aus, um Licht in die Hintergründe des Dieselskandals zu bringen, der im September in den USA aufflog. Der einflussreiche Aktionärsberater Hermes EOS will, dass auch die Rolle der Hauptaktionäre unter die Lupe genommen wird. Die Mehrheit der VW-Stimmrechte liegt in den Händen der Familien Porsche und Piech.



Am

16. Juni

will Konzernchef Matthias Müller seine mit Spannung erwartete Strategie 2025 präsentieren. Mit dem Umbau will der 62-Jährige den vom Abgasskandal erschütterten Autobauer fit für die Elektromobilität und die Digitalisierung machen. Erster Baustein ist die Beteiligung an dem Uber-Konkurrenten Gett, mit dem Volkswagen den Wandel vom klassischen Autobauer zum Mobilitätsdienstleister einleiten will. Zugleich soll der Konzern flexibler und profitabler werden. Nicht mehr alle Entscheidungen sollen von der Zentrale am Mittellandkanal getroffen werden. Die einzelnen Marken und Regionen sollen mehr Verantwortung bekommen.

Die neuen Ziele sollen die Strategie 2018 von Müllers Vorgänger Martin Winterkorn ablösen, der Volkswagen mit harter Hand geführt und vieles selbst entschieden hatte. Kritiker bemängeln, der autoritäre Führungsstil habe mit dafür gesorgt, dass Missstände nicht offen angesprochen wurden. Zum Teil sei die Abgasmanipulation dadurch überhaupt erst möglich geworden, die Volkswagen in die tiefste Krise seiner Geschichte gestürzt hat.



Am

21. Juni

will in San Francisco Bezirksrichter Charles Breyer seine Entscheidung über den von Volkswagen mit der US-Regierung ausgehandelten Vergleich bekanntgeben. Damit soll der Abgasstreit mit Behörden, Kunden und Autohändlern in den USA beigelegt werden. Dann dürfte klarer werden, wie viel die Abgasmanipulation Volkswagen in den USA kosten wird. Der Konzern hat für die Reparatur der manipulierten Autos sowie für Bußgelder und Schadensersatzforderungen 16,2 Milliarden Euro zur Seite gelegt und hofft, damit den größten Teil der Risiken abgedeckt zu haben. Hinzu kommen vermutlich noch Investitionen in die Förderung der Elektromobilität, die VW als Ausgleich für Verstöße gegen US-Umweltrecht zusagen muss.



Am

22. Juni

stellen sich Aufsichtsrat und Vorstand in Hannover den aufgebrachten Aktionären. Es wird damit gerechnet, dass sich die Diskussion der einzelnen Tagesordnungspunkte und die Kritik der Aktionäre viele Stunden hinziehen wird. Sollte dies länger als bis Mitternacht dauern, müsste Volkswagen eine neue Hauptversammlung ansetzen. Kompliziert könnte es zudem werden, wenn am Tag zuvor in den USA keine Einigung erzielt wurde. Um die in diesem Fall andauernden, vertraulichen Verhandlungen nicht zu gefährden, hätten die Führungskräfte einen Maulkorb.

Für die geplante Bestätigung von Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch und der Wahl einer Vertreterin Katars in das Kontrollgremium kann sich das Top-Management auf den Rückhalt der Großaktionäre verlassen. Die Familien Porsche und Piech kontrollieren gemeinsam gut 52 Prozent der Stimmrechte von Volkswagen, das Land Niedersachsen hält weitere 20 Prozent, das Emirat Katar ist mit 17 Prozent drittgrößter VW-Eigner.

Noch im Juni könnte Volkswagen mit einer Anleihe an den Kapitalmarkt zurückkehren. Der Konzern hatte unlängst mitgeteilt, eine erste Emission sei nach der Veröffentlichung der Bilanz für das abgelaufene Jahr am 28. April möglich. Gerechnet wird damit in der ersten Jahreshälfte. Damit würde eine mehrmonatige Ausszeit am Kapitalmarkt enden, zu der VW wegen des Abgasskandals gezwungen war.

Reuters