Der US-Aktien-Markt ist derzeit sehr teuer. Europa und die Schwellenländer haben hingegen niedrigere KGVs. Das KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) ist eine Kennziffer aus der Unternehmensbewertung. Es setzt den aktuellen Aktienkurs zum Jahresgewinn je Aktie in Relation. Ein niedriges KGV zeigt an, dass eine Aktie günstig ist.

Doch auch im US-Aktienmarkt gibt es noch Werte mit niedrigeren KGVs, die Value-Aktien. Eine Value-Aktie wird von Investoren so bezeichnet, da sie den inneren Wert ("Value") der Aktie für höher halten als den Aktienkurs. Oftmals schütten diese stabilen Unternehmen auch hohe Dividenden aus. Bei einer Value-Aktie ist der Gewinn in der Gegenwart groß.

Mit einer Wachstumsaktie setzen Investoren hingegen auf große Gewinne des Unternehmens in der Zukunft. Der aktuelle Gewinn ist dagegen niedriger, das rechtfertigt in der Regel auch ein höheres KGV. Zudem waren die sogenannten Growth-Werte in den letzten Jahren sehr beliebt. Sie sind daher höher bewertet.

Befindet man sich in einem inflationären Umfeld, haben die Value-Papiere einen Vorteil gegenüber Wachstumsaktien. Denn die zukünftigen Gewinne von Growth-Anteilen dürften stärker von der Inflation betroffen sein.

Ähnlich verhält es sich bei steigenden Zinsen. Bei der Unternehmensbewertung werden die zukünftigen Erträge, auf den Tag der Bewertung, abgezinst. Die hohen Erträge in der Zukunft werden daher stärker abgezinst als die aktuellen Erträge. Allerdings könne man davon ausgehen, dass der Zins weiterhin niedrig bleibt, erklärt Karsten Stroh, Investmentspezialist bei JP Morgan. Die Wertpapierkäufe der Fed könnten jedoch bald ein Ende haben. JP Morgan geht davon aus, dass im Dezember das Tapering, also die Drosselung der Wertpapierkäufe, beginnen könnte.

In den vergangenen Jahren haben Growth-Aktien besser als die Value-Aktien abgeschnitten. Aktuell zahle man rund das Doppelte für eine Growth-Aktie, bekomme aber auch das neun-fache des eingesetzten Kapitals zurück, so Stroh. Zudem hätten die Wachstumswerte nachhaltiges Wachstumspotenzial, erklärt er weiter.

JP Morgan bevorzugt momentan dennoch die Investition in Value-Werte. Denn die aktuelle Gewinnerholung ist angeführt von Value-Aktien. Die Korrekturen der Gewinne den letzten drei Monaten wurden durch die Sektoren Energie, Grundstoffe, Banken und Automobile angeführt. Auch die steigende Inflation spreche für eine Investition in diesem Bereich. Zudem biete sich hier ein möglicher Überraschungseffekt, denn nur vier Prozent des Vermögens weltweit befinde sich in Value-Fonds. In Growth-Werten stecke dagegen schon so viel Kapital, dass es wohl keine Überraschungen mehr geben würde, so Stroh.