Eines kann man Donald Trump nicht vorwerfen: dass seine Politik langweilig ist. Der US-Präsident überrascht Freunde und Gegner gleichermaßen mit seinen Äußerungen, die oft wirken, als seien sie aus einer spontanen Laune heraus entstanden. Das kann man erfrischend finden oder amüsant. Fakt ist aber, dass die impulsive Art des Präsidenten fortlaufend für Spannungen sorgt.

Am Freitag vor einer Woche war es wieder so weit, und Trump ließ seinem Ärger über den Kurznachrichtendienst Twitter freien Lauf. "Unser Land hat dummerweise über viele Jahre hinweg Billionen Dollar an China verloren", schrieb er. "Sie haben unser geistiges ­Eigentum im Wert von Hunderten Milliarden Dollar pro Jahr gestohlen und sie wollen so weitermachen. Das werde ich nicht zulassen." Die USA wären viel besser dran ohne China, so Trump weiter.

Wenige Stunden später ließ der US-Präsident den Worten Taten folgen und verhängte neue Strafzölle auf Waren aus China. Die bereits bestehenden Zölle in Höhe von 25 Prozent sollen am 1. Oktober auf 30 Prozent steigen. Davon betroffen sind Waren im Wert von 250 Milliarden Dollar. Weitere Importe im Wert von 300 Milliarden Dollar werden ab 1. September und 15. Dezember mit einer Abgabe von 15 Prozent belegt. Ursprünglich waren zehn Prozent geplant. Von Mitte Dezember an sind damit fast alle Einfuhren aus dem Reich der Mitte mit Strafzöllen belegt.

Für die neuerliche Eskalation des Handelsstreits machte Trump China verantwortlich. Die Regierung in Peking hatte kurz zuvor verkündet, neue Strafzölle auf US-Waren erheben zu wollen. Es ging um Importe im Wert von 75 Milliarden Dollar, konkret betroffen sind Soja- und Erdölprodukte sowie Autos.

Dieses Vorgehen wiederum begründete China mit Zöllen, die Trump bereits Mitte August angekündigt hatte. Darauf hatte Peking bislang nur verbal reagiert, nun benannte die chinesische Regierung konkrete Schritte.

Auf die Entwicklungen am vorvergangenen Freitag hatten die Finanzmärkte empfindlich reagiert. Die US-Aktienindizes waren deutlich zurückgegangen, was wiederum die Börsen weltweit mitgerissen hat.

Montags drauf dann ein wenig Erholung. Der Grund: Im Gegensatz zu seiner Wut­rede in der Vorwoche sprach Trump nun davon, dass es bald zu Gesprächen mit China kommen werde, um den Handelsstreit beizulegen. Auf dem G7-Gipfel in Biarritz stellte er eine Lösung in Aussicht. "Ich glaube, wir werden eine Vereinbarung schließen." Über Twitter lobte er Chinas Präsidenten Xi Jinping als großen Führer, der ein großartiges Land repräsentiere.

Der meldete sich nicht selbst zu Wort, sondern ließ seinen Vizeministerpräsidenten Liu He sprechen. "Wir sind bereit, die Angelegenheit in Verhandlungen auf eine ruhige Art und Weise zu klären", sagte dieser. China glaube daran, dass die Eskalation des Handelskriegs weder für das eigene Land noch für die USA und die Welt von Vorteil sei.

Unter dem andauernden Konflikt leiden nicht nur die von den Zöllen betroffenen Branchen in den USA und China, sondern die gesamte globale Wirtschaft. "Die Unsicherheit durch den Handelsstreit führt dazu, dass sich die Unternehmen weltweit mit Investitionen zurückhalten", sagt Jörg Zeuner, Chefvolkswirt von Union Investment. "Es wäre sehr schlecht, wenn dieser Zustand länger anhält, weil Investitionen kontinuierlich erfolgen müssen."

Besonders betroffen von der Unsicherheit ist Deutschland. "Unsere Wirtschaft ist sehr stark international eingebunden", erklärt Zeuner. Die hohe Abhängigkeit von Exporten, die zuletzt gegenüber dem Vorjahr um acht Prozent gesunken sind, erweist sich nun als Nachteil. Erschwerend kommt hinzu, dass in Deutschland viele hochwertige Industriegüter angefertigt werden. "Gerade die Nachfrage nach solchen Industriegütern ist erheblich zurückgegangen und wird auch so schnell nicht wieder alte Höhen erreichen", sagt Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka Bank.

Entsprechend mies ist die Stimmung in den Unternehmen. Der Ifo-Geschäftsklimaindex, der die aktuelle Lage und die Erwartungen der deutschen Konzerne misst, fiel soeben auf den niedrigsten Stand seit November 2012. Die Anzeichen für eine Rezession in Deutschland verdichteten sich, so das Wirtschaftsforschungsinstitut.

Das Hin und Her zwischen einer Eskalation und der Hoffnung, eine Lösung des Handelsstreits sei möglich, wird wohl anhalten. "Mittlerweile ist es ein bizarres Schattenspiel geworden: Jede Ankündigung neuer Handelsbeschränkungen lässt die Weltbörsen nach unten zucken. Umgekehrt hat jede Äußerung des US-Präsidenten, die Hoffnung auf neue Verhandlungen zwischen den USA und China macht, eine Erholung der Kurse zur Folge", sagt Kater.

Noch sind die Anleger also phasenweise zuversichtlich, dass sich die USA und China tatsächlich irgendwann einigen und den Zollstreit beilegen werden. So wie am Donnerstag, als Chinas Handelsministerium mitteilte, die Gespräche könnten im September fortgesetzt werden. Doch andererseits rechnen immer mehr Experten damit, dass es keine echte Lösung geben wird.

"In dem Konflikt geht es nicht nur um den Handel, sondern um weitaus mehr", sagt Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. Er sieht in der Handelspolitik lediglich ein Instrument, das Trump für größere Ziele nutzt. "Im Kern geht es darum, dass eine etablierte Weltmacht den Aufstieg einer jungen Macht behindern will." Die Ankündigungen Trumps, dass es zu einer Einigung mit China kommen werde, nimmt der Ökonom nicht ernst. "Der Präsident wirft Nebelkerzen, mehr nicht."

Die Wirtschaft wird sich deshalb in einem neuen Umfeld einrichten müssen. "Es gibt keinen Zweifel daran, dass die Zeit des freien Welthandels vorbei und in eine neue Eiszeit übergegangen ist, die entfernt vergleichbar ist mit dem ­Eisernen Vorhang nach dem Zweiten Weltkrieg", sagt Deka-Experte Kater. Das klingt dramatisch, doch der Ökonom glaubt an die Flexibilität der Wirtschaft. "Darauf müssen und können sich die Unternehmen einstellen. Das benötigt aber etwas Zeit."

Unterdessen hoffen Konzerne und ­Finanzmärkte darauf, dass China ein großes Konjunkturprogramm auflegen wird. Aber die Chancen, dass Peking die Wirtschaft mehr als nur moderat unterstützt, sind gering. "China hat eingesehen und akzeptiert, dass der Handelskrieg Wachstum kosten wird", meint Krämer. "Auf diese unvermeidbare Wachs­tums­delle wird das Land nicht mit einem großen Konjunkturprogramm antworten, weil die Regierung die Gefahr einer Blase sieht."

Das alles sind keine guten Aussichten für die internationale Wirtschaft, und auch die Finanzmärkte werden unter der fortwährenden Auseinandersetzung leiden. Anleger tun somit gut daran, sich aus konjunktursensiblen Branchen etwas zurückzuziehen und die Defensive ihres Depots zu stärken.

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