Nirgendwo sonst zeigt sich der Wiener Charme und die damit einhergehende Lebensfreude mehr als im Prater. Daher verwundert es nicht, dass das Naherholungsgebiet im Herzen der Stadt mit dem weltberühmten Riesenrad jährlich rund vier Millionen Besucher anzieht. An Attraktivität gewinnt die Alpenrepublik auch unter Investoren. Zu Recht warf der Leitindex ATX seit seiner Gründung 1991 eine Rendite von durchschnittlich 4,7 Prozent pro Jahr ab. Unter Berücksichtigung der Dividende sind es sogar rund sieben Prozent. In den vergangenen zwölf Monaten zeigt die Kurslinie ebenfalls nach oben. Während der DAX eine Nullrunde drehte, legten die österreichischen Bluechips um acht Prozent zu.

Auch wirtschaftlich hat das Nachbarland die Nase vorn. Die Konjunktur stieg im vergangenen Jahr um satte drei Prozent, Deutschland kam "nur" auf einen Wert von 2,5 Prozent. Die dynamische Entwicklung setzt sich im neuen Jahr fort. Im ersten Quartal 2018 wuchs das BIP um 0,7 Prozent zum Vorquartal oder 3,1 Prozent zum Vorjahr. In Deutschland zog das BIP lediglich um 0,3 Prozent zum Vorquartal an. "Das Wachstum ist weiterhin breit abgestützt, wobei sowohl die Inlands- als auch die Auslandsnachfrage positiv beitragen", lautet das Fazit der Bank Austria. Die Experten gehen dank des starken Jahresbeginns von einem Wirtschaftswachstum für 2018 von beachtlichen 2,8 Prozent aus.

Bau- und Immobilienboom



Unter Sektoraspekten sticht die Baubranche heraus, in der die Hochkonjunktur weiter anhält. Nach dem Plus von fünf Prozent 2017 legte die Produktion in den ersten beiden Monaten dieses Jahres sogar um mehr als ein Zehntel zu. Ein Umstand, der dem weltweit größten Ziegelhersteller, Wienerberger, entgegenkommt.

Der Konzern befindet sich gerade im Umbau. Zum einen wurden Effizienzsteigerungsmaßnahmen eingeleitet, zum andern stehen Geschäftsteile, die sich weniger gut entwickeln, zum Verkauf. Aktuell drücken die Restrukturierungen zwar noch auf den Gewinn - im ersten Quartal rutschte Wienerberger tiefer in die roten Zahlen -, doch die Ziele für das Gesamtjahr wurden bekräftigt. "Die positive Entwicklung bei Umsatz und organischem Ergebnis zeigt klar, dass wir auf Wachstumskurs sind", sagte Firmenchef Heimo Scheuch. Wir stufen die Aktie, die zuletzt positives Momentum aufgebaut hat, von "Beobachten" auf "Kaufen" hoch.

Im weitesten Sinne mit dem Bau verbandelt ist auch Immofinanz. Die Gesellschaft befindet sich derzeit in einem spannenden Umfeld: Zum einen bietet der US-Investor Starwood für das 26-Prozent-Aktienpaket von Immofinanz an CA Immo, zum anderen möchte Starwood auch noch fünf Prozent von Immofinanz selbst. Die gebotenen 2,10 Euro je Aktie hält die Firma aber für zu niedrig. Ein Blick in die aktuellen Bücher erklärt die ablehnende Haltung: Im ersten Quartal konnten die Wiener die Mieterlöse um 3,3 Prozent steigern, das operative Ergebnis verdoppelte sich sogar auf 35,5 Millionen Euro. Der Nettovermögenswert (NAV) verbesserte sich um weitere zwei Cent auf 2,88 Euro. Die unterbewertete Aktie ist eine Spekulation wert.



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Eine Wette, zwei Investments



Eher in die Kategorie "spekulativ" gehört die Aktie von Schoeller-Bleckmann. Bei dem seit Jahren defizitären Ölfeldausrüster könnte es 2018 zum Turnaround kommen. Der erste Zwischenbericht macht Mut: Dank hoher Nachfrage aus Nordamerika gelang dem Konzern ein Gewinnsprung. Bei einem um 56,6 Prozent gestiegenen Umsatz hat sich der operative Gewinn mehr als verdreifacht. Nach einem Verlust von 4,9 Millionen Euro im Vorjahr blieben unterm Strich 3,7 Millionen Euro übrig. "Erfreulich ist, dass die internationalen Märkte erste klare Anzeichen einer Belebung geben", sagt Vorstand Gerald Grohmann. Das volle Auftragsbuch liefert den Beweis. Per 31. März zählte die Firma knapp drei Viertel mehr Orders.

Zwei grundsolide Investments am österreichischen Aktienmarkt stellen Mayr-Melnhof Karton und Verbund dar. Erstgenannter ist in wachstumsstarken Nischen wie zum Beispiel bei Recyclingkartons erfolgreich tätig, und das ohne Unterbrechung: Europas führender Spezialist für Faltschachteln konnte seinen operativen Gewinn seit 2013 um 30 Prozent steigern. Die Marge verbesserte sich in diesem Fünfjahreszeitraum von 8,3 auf 9,2 Prozent. Der Start 2018 verlief ebenso blendend. Das Ergebnis kam mit einem Plus von 12,8 Prozent erneut schneller voran als der Umsatz, was zu einer weiteren Verbesserung der Rendite auf 9,6 Prozent führte.

Während wir die Kaufempfehlung für Mayr-Meinhof bekräftigen, setzen wir das Rating für Verbund herauf. Der Versorger hat derzeit operativ wie auch am Kapitalmarkt einen Lauf. Mit einem Plus von 39 Prozent ist der Titel Top-Performer im ATX 2018. Dank starker Geschäfte bei Wasserkraft hat Österreichs größter Stromkonzern nicht nur die Erwartungen im ersten Quartal übertroffen, sondern legte bei den Jahreszielen noch eine Schippe drauf. Für Macquarie-Analyst Peter Crampton sind diese Prognosen trotzdem noch zu konservativ. In dem Titel steckt positives Potenzial.



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