Was hat außer Deutschland kein anderes Land der Welt? Richtig, Autobahnen ohne generelles Tempolimit. Sportliche Fahrer geben hierzulande deshalb gern mal etwas mehr Geld für die entsprechende Motorisierung ihres Wagens aus. Theoretisch könnte sich ja trotz der meist verstopften Straßen die Gelegenheit ergeben, mit hoher Geschwindigkeit so richtig schnell voranzukommen. Andere Pkw-Käufer wählen dagegen preislich günstigere Varianten, die es zwar nicht auf 250 oder sogar noch mehr Stundenkilometer bringen, ein schnelles Fahren - wenn es der Verkehrsfluss denn zulässt - aber in jedem Fall ermöglichen.

Zu Letzteren zählen auf anderem Gebiet auch die Käufer von Discount-Calls, einer Verbriefung zweier gleichzeitiger Optionsgeschäfte. Dabei erwirbt der Investor indirekt eine Kaufoption und verkauft gleichzeitig einen zweiten Call mit identischer Laufzeit, aber höherem Ausübungspreis, um auf diese Weise den Kapitaleinsatz insgesamt zu reduzieren. Anders als bei Standardoptionsscheinen (Plain Vanilla) ist der Gewinn dadurch zwar begrenzt, innerhalb einer bestimmten Bandbreite führt der niedrigere Preis dafür aber zu einer deutlichen Erhöhung der Gewinnchancen.

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Der Discount-Call ist günstiger

Was sich zunächst etwas abstrakt anhört, lässt sich an einem Zahlenbeispiel leicht verdeutlichen: Bei einem Indexstand von 9160 Punkten kostet ein klassischer Call auf den DAX mit einer Basis von 9200 Punkten und Bewertungstag 20. März 2015 derzeit 4,23 Euro. Ein Discount-Call mit den gleichen Parametern und einer Gewinnbegrenzung (Cap) bei 9700 Punkten ist dagegen schon für 2,40 Euro und damit um 43 Prozent günstiger zu haben.

Sollte der DAX bis zum Bewertungstag der beiden Scheine tatsächlich auf oder über den Cap hinaus ansteigen, erhalten Besitzer des Discount-Calls den maximalen Preis von fünf Euro ausbezahlt, was einem Wertzuwachs von 108 Prozent entspricht. Um mit dem reinen Kaufoptionsschein denselben prozentualen Zugewinn zu erzielen, müsste der Index in den kommenden fünfeinhalb Monaten auf 10 041 Punkte (Outperformance-Punkt) zulegen (siehe Grafik), was angesichts der aktuellen Risiken doch sehr ambitioniert erscheint.

Notiert der DAX im März 2015 unterhalb von 9200 Zählern, kommt es bei beiden Produkten zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals. Bis zu dieser Grenze fallen die Verluste des Discount-Optionsscheins allerdings jeweils geringer aus als beim klassischen Call. Der Break-even, der Punkt, ab dem sich der Kauf des Capped Warrant bei rückwirkender Betrachtung gelohnt hätte, liegt bei 9440 Punkten. Beim Call bleibt der Einsatz dagegen nur dann erhalten, wenn der DAX am 20. März 2015 bei mindestens 9623 Zählern notiert.

Grundsätzlich funktioniert das Spiel aber auch deutlich konservativer, also mit Discount-Calls, die selbst bei stagnierenden Preisen des Basiswerts noch attraktive Renditen erwirtschaften. So sind für ein entsprechendes Papier mit einem Basispreis von 8600 Punkten und einem Cap bei 9100 Zählern derzeit 3,48 Euro aufzubringen. Der maximale Gewinn liegt damit bei 43,7 Prozent. Dazu müsste der DAX seinen aktuellen Stand bis Mitte März kommenden Jahres per saldo lediglich behaupten - er könnte sogar noch leicht an Wert verlieren. In die Verlustzone geraten Anleger erst unterhalb von 8948 DAX-Punkten zum Fälligkeitstermin.

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Die Zeit spielt Anlegern in die Hände

Ein weiterer Vorteil liegt auch darin, dass bei dieser Strategie die Zeit für den Anleger spielt. Bei ansonsten unveränderten Bedingungen wird das Derivat nämlich jeden Tag an Wert gewinnen, während der Zeitwert bei klassischen Calls kontinuierlich abnimmt. So würde ein vergleichbarer Call bei gleichbleibendem Indexstand von 9160 Punkten bis zur Fälligkeit rund 30 Prozent an Wert verlieren.

Alles in allem sind gekappte Optionsscheine, die natürlich auch in der Put-Variante angeboten werden, insbesondere für erfahrene Anleger mit klaren, nicht zu euphorischen Zielvorstellungen interessant. Dabei muss ihr Einsatz keineswegs spekulativen Investoren vorbehalten bleiben. So weisen Discount-Calls mit einer Gewinnbegrenzung weit unterhalb des aktuellen Marktniveaus tendenziell eher das Kursverhalten eines Discountzertifikats auf. Liegt der Cap dagegen erheblich über dem Preis des Basiswerts, reagieren sie auf Kursänderungen ähnlich wie herkömmliche Optionsscheine.