In einem kleinen Büchlein las ich kürzlich von einem kleinen Experiment, das Verhaltensforscher durchgeführt haben. "Fünf Affen leben in einem Versuchsraum. Eines Morgens steht dort eine Leiter und oben auf liegen ein paar leckere Bananen. Sobald ein Affe auf die Leiter klettert, um die Bananen zu holen, werden die restlichen vier Affen von den Verhaltensforschern mit einem Gartenschlauch übel nassgespritzt. Irgendwann haben die Affen genug davon und sobald ein Affe jetzt versucht, auf die Leiter zu klettern, um die wohlriechenden Bananen zu holen, wird er heruntergerissen und verprügelt.

Im zweiten Teil des Versuchs wird ein beliebiger Affe ausgetauscht. Der neue Affe riecht sofort die Bananen und will natürlich auf die Leister klettern. Doch was passiert? Er wird von den anderen heruntergerissen und verprügelt, weil diese befürchten, nassgespritzt zu werden.

Jetzt wird ein weiterer Affe ausgetauscht. Der neue Affe will natürlich auch auf die Leiter. Schnell wird er von den anderen heruntergezogen und sogar der erste ausgetauschte Affe prügelt nun fleißig mit. Übrigens wird jetzt gar kein Wasser mehr gespritzt, da sich das Verhalten verankert hat.

Nach und nach werden alle Affen ausgetauscht. Kein Affe befindet sich mehr im Raum, der je nassgespritzt wurde und jeder neue Affe wird verprügelt, sobald er sich eine Banane holen will."

Werbung, Medien und Politik haben für viele von uns die Funktion des Wasserschlauchs übernommen. ESM, EFSF, IWF, Weltbank, EZB und irgendwelche Kommissionen, alles Institutionen, die in keiner einzigen Verfassung der seit dem 1. Januar nun 18 Euro-Staaten auch nur erwähnt werden, dominieren die Finanz- und Wirtschaftspolitik, nicht der Wähler. Und wehe, wehe, es regt sich Widerstand. Wie etwa im Papier der CSU zur gestern begonnenen Klausurtagung in Wildbad Kreuth.

Dort findet sich eine Passage, die eine "Entzugstherapie für [EU-]Kommissare im Regulierungsrausch" und eine Rückverlagerung von Kompetenzen auf die nationalen Parlamente fordert. Die kalte Dusche folgte auf dem Fuße: dpa und AFP konstatierten, dass sich die CSU "immer weiter rechts positioniert". Was "rechts" (oder auch "links") daran sein soll, wenn irgendwo in der Politik doch noch einmal kleines Banänchen der Vernunft knospt, ist schleierhaft.

Deflation, nicht Inflation

Nicht minder schleierhaft ist auch, warum bis gestern das Thema "Deflation" aus dem Sprachgebrauch der Ökonomen, Notenbanken und Politiker heraus-tabuisiert wurde. Wie Sie wissen, habe ich den Inflationsgläubigen hier seit Jahren die Aussage entgegengestellt, dass wir es (erst einmal) mit einer handfesten Deflation bis hin zu "japanischen Verhältnissen" zu tun bekommen werden.

Die gestern von Eurostat vorgelegten Vorläufigen Zahlen für die Teuerungsrate der (da noch) 17 Euro-Staaten für Dezember belief sich auf annualisiert 0,8 Prozent - nach 0,9 Prozent im November. Dazu in aller Kürze: Droht eine in den Augen der Notenbanken zu hohe Inflation, stehen ihr zur Gegensteuerung Zinserhöhungen oder eine sonst wie geartete Verknappung des Geldes zur Verfügung. Droht eine Deflation, kann sie die Zinsen herunterschleusen, die Geldmenge ausweiten und ggf. auch so etwas wie ein Quantitative Easing betreiben.

Quelle: www.markt-daten.de

Bewegt sich das Teuerungsbarometer jedoch trotz extrem lockerer, historisch beispielloser Geldpolitik, wie wir sie seit nunmehr über fünf Jahren sehen, in Richtung Deflation, bedeutet das für die Notenbanken Alarmstufe Rot. Und das garantiert uns weiter extrem niedrige Zinsen. Zumindest so lange, bis die Rentenmärkte ihr Vertrauen in die Füllhornpolitk verlieren. Und dieser Zeitpunkt naht, wenn die Wirtschaft trotz aller Liquiditätszufuhr wieder in die Rezession abgleitet. Dazu später mehr.

Wall Street: Megaphon weiter intakt

Im Chart sehen Sie es. Der weltweit meistbeachtete Aktienindex beendete den Dezember und damit das gesamte Jahr 2013 punktgenau auf der oberen Begrenzungslinie der Ihnen vertrauten Megaphon-Formation.

Der Index startete, wies heute so schön heißt, "Ergebnis-offen" in das neue Jahr. Die ersten Börsensitzungen des Jahres, so berichteten die Medien, waren weltweit umsatzschwach und damit für die Prognose nicht verwertbar. Letzteres stimmt, ersteres nicht. Denn im DAX beispielsweise lagen die Umsätze gleich am ersten (verlustreichen) Börsentag über ihrem 200 Tage-GD. Egal: Einer plappert es vor und die anderen plappern es nach. Sehen wir uns lieber an, was sich bei den beiden Ihnen bekannten Indikatoren zur Wall Street getan hat, bei der Anzahl negativ gestimmter Börsendienste und bei der Nachfrage nach Krediten zum Aktienkauf.

Erstere haben sich seit der letzten Sitzung vor Weihnachten nicht verändert, d. h. die Quote pessimistisch eingestellter Börsenbriefe verharrt unverändert auf einem 26 Jahrestief - und das ist und bleibt ein deutlicher Hinweis, in welch gefährlicher Überhitzung sich die Börse aus psychologischer Sicht befindet. Was die Timingfrage betrifft, eignet sich die Nachfrage nach Börsenkrediten als Indikator deutlich besser.

Aber auch hier bleibt die Wall Street zum Jahresauftakt in ihrem nicht ungefährlichen Schwebezustand. Denn auf dem vor Weihnachten erreichten Allzeithoch bewegt sich auch die Nachfrage nach Börsenkrediten seit zwei Wochen seitwärts. Zusammenfassend ließe sich festhalten, dass wir es mit so etwas wie einer Gratwanderung zu tun haben.

DAX: Technisch angezählt

Konstruieren wir im DAX einmal die obere Parallele zur seit Oktober 2011 etablierten Aufwärtstrendlinie, so relativiert sich der ganze Hype um die neuen Rekordmarken des DAX aus charttechnischem Blickwinkel auf schlichte Hausmannskost, die allerdings jetzt scharf gewürzt werden könnte.

Denn wie Sie im Chart erkennen, ist der Deutsche Aktienindex zum Jahresausklang punktgenau an der oberen Begrenzung seines Aufwärtstrendkorridors angestoßen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es von hier aus wieder Richtung Süden gehen könnte, ist nicht von der Hand zu weisen. Mein für den Kapitalschutz-Brief entwickelter Trendindikator befindet sich zwar noch im grünen Bereich, der RSI hingegen hat ein geradezu idealtypisches Verkaufssignal gegeben. Auf Tagesbasis zeigt sich denn auch, dass die aktuelle Ausgangslage des DAX alles andere als Hausmannskost ist. Auch hier erkennen Sie einen lupenreinen Aufwärtstrendkanal, dessen obere Begrenzung das deutsche Aktienbarometer gerade getestet hat. Aber:

Anders als vielleicht zu erwarten, bestätigen die markttechnischen Indikatoren wie Money-Flow-Indikator und Momentum das neue Allzeithoch ganz und gar nicht. Vielmehr rangieren beide in Reichweite ihrer Verkaufsschwellen, die beim MFI bei 50 und beim Momentum bei 100 liegen. Die Sorglosigkeit, mit der die Anleger bis jetzt damit umgehen, ist der an Hochpunkten üblicherweise zu beobachtenden Euphorie zuzuschreiben - was die Lage um so brisanter macht, da "im Falle des Falles" die Mehrheit der Akteure schlichtweg auf dem falschen Fuß erwischt wird.

Was ist zu tun? Nicht viel: Alle bestehenden Long-Positionen sollten durch enge Stopps abgesichert werden. In meinem Börsendienst "private profits" habe ich genau das getan. Beim Dax wurden wir mit Gewinn ausgestoppt, beim MDAX und TecDAX laufen die Calls (noch) weiter.

Gold: Weiter auf der Kippe

Fürs Erste ist der Goldpreis noch einmal davon gekommen, der Rückfall unter das Sommertief konnte abgewehrt werden.

Entschieden ist damit allerdings noch gar nichts. Hinweise auf einen weiteren Rückzug der Federal Reserve aus der ultralockeren Geldpolitik und/oder Schwächezeichen der Weltkonjunktur könnten den Unzenpreis binnen eines einzigen Handelstages unter das Tief von 2013 drücken. Was dann so gut wie sicher einen neuen, massiven Abverkauf einläuten würde.

Dass diese Option immer noch auf dem Tisch liegt, zeigt sich auch im Chart der bullish eingestellten Gold-Analysten. Deren Zahl hat sich zwar wieder über die seit Ende 1997 gültige Aufwärtstrendgerade befestigt, aber eben nur denkbar knapp.

Geldpolitik auf dem Prüfstand

Halten wir fest: Während die Anleger von der Wunderdroge des billigen Geldes geradezu euphorisiert sind und die Wahrscheinlichkeit einer Fortsetzung der Notenbankpolitik hoch bleibt, gehen die monströsen Geldspritzen an der Wirtschaft so gut wie vorbei. Die heute immer wieder totgesagte Rezession aber hat mehr Leben als eine Katze. Hierzu abschließend ein Chart. Er zeigt Ihnen die Anträge auf Hypothekenkredite in den USA. Diese Anträge, ob sie nun bewilligt werden oder nicht, sind so etwas wie ein Frühindikator für den US-Immobilienmarkt.

Quelle: www.markt-daten.de

Das spricht für sich, wie ich meine. Zinsen auf Rekordniveau, vor allem aber die Aussicht auf wieder anziehende Zinsen hätten die potentiellen Hauskäufer Anlass genug sein müssen, sich jetzt die niedrigen Zinsen zu sichern. Stattdessen ist die Nachfrage nach Hypotheken auf den niedrigsten Stand seit 2001 gefallen. Keine Rezession in Sicht? Sie können das glauben. Aber Sie müssen es nicht.

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Viel Erfolg und beste Grüße!

Axel Retz

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt das Portal www.private-profits.de.

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt das Portal www.private-profits.de.