Der Euro steigt, der Dollar fällt – und frisst Anlegern die Rendite weg. Ein Top-Analyst warnt: Es könnte erst der Anfang eines langen Zyklus sein.

An der Wall Street herrscht Hochstimmung: Der S&P 500 liegt seit Jahresbeginn in den USA mit satten 13 Prozent im Plus. Doch deutsche Anleger reiben sich die Augen: In Euro gerechnet bleibt davon nichts übrig. Der Index notiert umgerechnet sogar leicht im Minus – rund 0,7 Prozent. Der MSCI World bringt 2025 auf Euro-Basis gerade einmal gut zwei Prozent Wertzuwachs.

Was hier wirkt, sind die Kursbewegungen der zugrunde liegenden Aktien selbst, sondern vielmehr ein schier unsichtbarer Gegner: der Devisenmarkt. Mit einem Stand von 1,1888 Dollar erreichte der Euro gestern nämlich das höchste Niveau seit September 2021. Allein am Dienstag legte er um 0,75 Prozent zu. Für Anleger aber ist der starke Euro alles andere als ein Grund zur Freuden – nämlich pures Kursgift.

Der stille Renditekiller im Depot

Die Auswirkungen sind brutal greifbar. Big-Tech-Star Amazon etwa hat in den USA seit Jahresbeginn rund sieben Prozent zugelegt. In europäischen Depots  bleibt dagegen ein Minus von neun Prozent.

Selbst die Gewinne von Dauerläufern wie Microsoft oder von Bitcoin, die in Dollar glänzen, wurden auf Euro-Basis weitgehend entwertet. Der schwache Dollar wirkt wie ein stiller Renditekiller im Depot: Er verwandelt glänzende Gewinne in New York in trübe Verluste in Frankfurt, München oder Hamburg.

Dollar im epochalen Bruch

Noch dramatischer könnte es werden, wenn man den Blick in die Zukunft weitet und die Charttechnik zugrundelegt. Tavi Costa von Crescat Capital etwa warnt: „Das DXY-Index scheint aus einer 14-jährigen Unterstützungszone nach unten auszubrechen. Sollte sich dieser Bruch bestätigen, könnte das den Beginn eines nachhaltigen Abwärtstrends für den US-Dollar markieren.“

Costa mahnt, den Ernst der Lage nicht zu unterschätzen: „Der US-Dollar bewegt sich typischerweise in langen, mehrjährigen bis jahrzehntelangen Zyklen. Das könnte sehr wohl der Beginn einer neuen Phase sein – und zwar nach unten.“ Sollte sich diese Lesart bewahrheiten, stünde die Weltleitwährung vor einem historischen Abschwung – mit weitreichenden Folgen für internationale Märkte und globale Kapitalströme.

Handlungsoptionen für Anleger

Für deutsche Investoren bedeutet das vor allem eines: Währungsrisiken müssen stärker in den Portfolios berücksichtigt werden. Wer weiter auf US-Aktien und ETFs setzt, sollte über währungsgesicherte Produkte nachdenken. Diese kosten zwar zusätzliche Gebühren, können aber entscheidend sein, um die eigene Rendite zu schützen. 

Eine andere Möglichkeit: stärkere Diversifikation in Euro-denominierte Anlagen, sei es über europäische Blue Chips, Anleihen oder gezielte Sektor-Investments. Der Dax etwa notiert 2025 trotz der jüngsten Schwächephase weiter um knapp 17 Prozent im Plus.

Beginn eines mehrjährigen Dollar-Bärenmarktes?

Der schwache Dollar ist kein kurzfristiges Rauschen – er hat sich 2025 zum unsichtbare Renditefresser vieler deutscher Anleger entwickelt. Sollte Tavi Costas düstere Prognose eintreten, stehen wir möglicherweise erst am Anfang eines mehrjährigen Dollar-Bärenmarktes.  Für die internationale Anlagestrategie würde das einer tektonischen Verschiebung gleichkommen, die in den kommenden Jahren große Fragen in der Asset Allocation aufwirft. 

Wer international investiert, sollte also über die Währungsentwicklung so ernsthaft nachdenken wie über den Index selbst. Denn 2025 entscheidet nicht die Börse allein über Gewinne oder Verluste im Depot – sondern bei US-Aktien oftmals der Kurs des Dollar.

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Infront S&P 500 (WKN: A0AET0)