„Schlagartig“ sei das Geschäft eingebrochen, sagt Sparkassenpräsident Helmut Schleweis. Auch Ifo-Institut berichtet von „Stornierungswelle“ bei Baufinanzierungen. An der Börse sind die Aktien des Immoblienkreditvermittlers Hypoport bereits abgestürzt. Von Wolfgang Ehrensberger

Jahrelang haben niedrige Zinsen für einen Boom in der privaten Baufinanzierung gesorgt – trotz hoher Immobilienpreise. Mit den deutlich steigenden Notenbankzinsen kommt es zu einer abrupten Trendwende, von der auch die Sparkassen voll erfasst werden, wie Sparkassenpräsident Helmut Schleweis in einem Interview mit dem „Handelsblatt“ erläuterte. „Im ersten Halbjahr gab es noch eine hohe Nachfrage nach Immobilienkrediten“, berichtet Schleweis. „In den vergangenen Wochen hat sich das Bild schlagartig verändert. Die Nachfrage ist von einem Tag auf den anderen eingebrochen, viele Projekte im Planungsstadium werden storniert.“ Zu den Gründen sagte Schleweis, dies habe mit der allgemeinen Unsicherheit zu tun, aber auch damit, dass es durch fehlende Materialien und höhere Preise kaum noch Kalkulationssicherheit gebe.

Die gesamte Kreditwirtschaft hat bereits im Juli und August einen deutlichen Rückgang bei der Vergabe neuer Immobilienkredite verzeichnet. Laut Schleweis könnten die Zahlen für September und Oktober nochmals deutlich schlechter ausfallen.

Immer mehr Bauherren ziehen die Reißleine

Ein ähnliches Bild zeigen auch die jüngsten Umfrage-Ergebnisse des Münchner Ifo-Instituts. Demnach wird die Stornierungswelle im deutschen Wohnungsbau immer größer. Im September waren 16,7 Prozent der befragten Unternehmen davon betroffen, nach 11,6 Prozent im August. „Aufgrund explodierender Material- und Energiepreise sowie der steigenden Finanzierungszinsen ist die Planungssicherheit dahin“, sagte Ifo-Forscher Felix Leiss. „Die Baukosten steigen immer weiter. Für einige Bauherren ist das alles nicht mehr darstellbar. Sie stellen Projekte zurück oder ziehen ganz die Reißleine.“

Vom Einbruch bei den Hypothekenkrediten sind auch börsennotierte Unternehmen betroffen, etwa der Hypothekenvermittler Hypoport, der bereits Ende September seine Jahresziele kassiert hat – Analysten sprachen von einer „verheerenden Gewinnwarnung“: Die im SDAX notierende Aktie brach daraufhin um fast die Hälfte ein. Der Finanzdienstleister verdient sein Geld vor allem mit Baufinanzierungen.