Im Dezember dürfte sich die Ausrichtung für den Silberpreis im nächsten Jahr entscheiden. Diese Faktoren müssen stimmen, damit es im nächsten Jahr eine Rallye für Silber gibt. Von Johann Werther

Silber hat in diesem Jahr als Wertaufbewahrungsmittel eine klare Underperformance geliefert. Das liegt nicht nur am aktuell niedrigen Interesse von Investoren, sondern vor allem auch an starken Leerverkäufen durch US-Banken. Solange diese bestehen, dürfte es für den Silberpreis keine nachhaltige Erholung geben, sondern nur kurzfristige Rallys, wie wir sie in den letzten Tagen gesehen haben.

Dabei ist Silber als Edelmetall in einer besseren Ausgangsposition für die nächsten Jahre als der große Konkurrent und angebliche Inflationsschutz Gold. Denn während nur zehn Prozent des Goldpreises auf industrieller Nachfrage beruhen, so sind es bei Silber ca. 50 Prozent, die nicht für die Spekulation verwendet werden. Damit sollte der Preis mehr Stabilität und Entwicklungsspielraum nach oben in den nächsten Jahren haben.

Silber als Spielball der Notenbanken

Doch kurzfristig ist Silber wie auch Gold ein wahrer Spielball der Notenbanken. Wie die Rede von Powell gestern gezeigt hat, hängt das Edelmetall stark an der Zinsentwicklung und kann somit sowohl nach oben, als auch nach unten bewegt werden. Bisher sind die Inflationszahlen und Zinserwartungen für die nächste Sitzung der Notenbank noch positiv für Silber.

Laut CME FED Watch Tool gehen 80 Prozent der Marktteilnehmer davon aus, dass die Notenbank der USA im Dezember nur um 50 Basispunkte anheben wird. Dies könnte den Grundstein für ein wesentlich positiveres Jahr 2023 legen.

So kann es für den Silberpreis weitergehen

Kurzfristig wird der Silberpreis also stark abhängig von den Entscheidungen der FED-Sitzung am 13. und 14. Dezember sein. Bis zu diesem Zeitpunkt dürfte der Wert des Edelmetalls in jedem Fall kaum weiter nach oben ausbrechen, da das Short-Interesse und die Unsicherheit im Markt zu groß für eine weitere Rally sein werden.

Reagiert die FED nun auf die Inflationszahlen und hebt die Zinsen wie erwartet deutlich weniger an, so sollte vom Chart her der Weg für eine weitere Erholung bis in den Bereich der 24–25 US-Dollar frei sein. Dies könnte schneller gehen als gedacht, denn durch das hohe Short-Interesse von US-Banken bei Silber kann dieser Sprung ruckartig erfolgen.

Hält die FED allerdings weiter an Zinserhöhungen fest, so ist die nächste Unterstützung erst bei 21 US-Dollar zu finden und wenn diese nicht hält, dürfte es wieder unter die Marke von 20 US-Dollar gehen. Langfristig hat Silber allerdings durch die steigende industrielle Nachfrage ein positives Erwartungsbild für die Zukunft, anders als beispielsweise Gold.