Die beiden Weißmetalle Silber und Platin haben eine große Gemeinsamkeit: Im Gegensatz zu Gold notieren sie derzeit deutlich unter ihren bisherigen Rekordhochs. Welches verfügt über ein höheres Nachholpotenzial?
Gold dominiert die Aufmerksamkeit der Anleger seit Jahrzehnten eindeutig, besonders in Zeiten geopolitischer Unsicherheit und geldpolitischer Umbrüche. Doch neben dem gelben Edelmetall gibt es zwei Weißmetalle, die 2025 besser performt haben und nach wie vor über erhebliches Nachholpotenzial verfügen: Silber und Platin. Ein Blick auf Bewertungsrelationen und Marktdynamik zeigt, was Investoren vor einem Investment unbedingt beachten sollten.
Silber und Platin: Nachholpotenzial gegenüber Gold
Ein klassischer Indikator für die relative Bewertung von Silber ist das sogenannte Gold/Silber-Ratio. Diese Kennzahl zeigt an, wie viele Unzen Silber nötig sind, um eine Unze Gold zu kaufen. Historisch lag dieser Wert über lange Zeiträume im Bereich zwischen 40 und 60. In den vergangenen Jahren stieg er jedoch auf über 80, zeitweise sogar über 105. Ein so hohes Ratio signalisiert, dass Silber im Vergleich zu Gold relativ günstig ist. Zwar schwankt das Ratio auch mit konjunkturellen Zyklen und der Investorennachfrage, doch im langfristigen Kontext deutet der aktuelle Wert von 86 auf erhebliches Aufholpotenzial hin.
Ähnliches gilt für Platin im Verhältnis zu Gold. Das Gold/Platin-Ratio liegt seit Jahren deutlich über 1,0 (aktuell: 2,6). Dies bedeutet, dass Platin günstiger ist als Gold. Historisch ist dies bemerkenswert, da Platin in der Vergangenheit – etwa in den 2000er-Jahren – über längere Phasen teurer war als Gold. Die aktuelle Bewertung spiegelt also nicht nur eine Abweichung von der Norm wider, sondern rechtfertigt erhebliches Nachholpotenzial.
Silber und Platin - die wichtigsten Unterschiede
Allerdings gibt es wesentliche Unterschiede in den Fundamentaldaten. Silber hat eine breit diversifizierte Nachfragebasis: Es wird sowohl unter den Herstellern von Schmuck und Münzen nachgefragt als auch in zahlreichen industriellen Anwendungen – von Solarzellen über Elektronik bis hin zur Medizintechnik. Diese Vielseitigkeit stützt den Markt, auch wenn ein Sektor schwächeln sollte.
Platin dagegen bleibt stark abhängig von der Automobilindustrie, insbesondere bei der Produktion von Abgaskatalysatoren. Diese Abhängigkeit stellt ein Klumpenrisiko dar, zumal der Übergang zur Elektromobilität die Nachfrage nach klassischen Katalysatoren perspektivisch verringern dürfte. Zwar gibt es Zukunftsperspektiven im Bereich Wasserstoffwirtschaft, doch diese sind noch relativ unsicher und hängen von politischen wie technologischen Entwicklungen ab.
Zudem ist der Platinmarkt deutlich illiquider als der Silbermarkt. Das heißt: Preissprünge können heftiger ausfallen, die Handelbarkeit ist eingeschränkter, und Anleger tragen ein höheres Marktrisiko. Bei Silber sind die Märkte größer und liquider, was auch den Zugang über ETFs oder Terminmärkte erleichtert.
Fazit: Sowohl Silber als auch Platin erscheinen im historischen Vergleich zu Gold unterbewertet. Während Silber durch seine diversifizierte Nachfragebasis ein stabileres Fundament bietet, ist Platin spekulativer und stärker von einzelnen Industriezweigen abhängig. Wer auf Nachholpotenzial setzt, sollte diese Unterschiede im Blick behalten – und Chancen wie Risiken gleichermaßen abwägen. Gemessen am alten Rekordhoch weist der Platinpreis mit 163 Prozent ein erheblich höheres Aufwärtspotenzial auf als Silber (17,4 Prozent). Wer auf Platin setzt, benötigt allerdings erheblich stärkeres Nervenkostüm.
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