Die Schweiz ist traditionell eines der teuersten Länder in Europa. Die Landeswährung ist zuletzt allerdings so stark angestiegen, dass zum Beispiel ein Ski-Urlaub im Nobel-Städtchen St. Moritz für Euroländler auch aus Deutschland fast unbezahlbar wird. Die Eidgenossen werden den Schweizer Franken wohl drücken wollen. Eine Chance für mutige Devisen-Spekulanten.
Aufgefrischte Spekulationen auf eine baldige Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) haben den Euro zum Franken am vergangenen Donnerstag auf den tiefsten Stand seit Aufhebung der Kursuntergrenze der Schweizer Devise gedrückt. Die Gemeinschaftswährung sackte vorübergehend bis auf 0,9404 Schweizer Franken (CHF) ab. Weniger kostete ein Euro kurzzeitig letztmals im Januar 2015, nachdem die Schweizerische Nationalbank (SNB) damals den von ihr jahrelang verteidigten Mindestkurs von 1,20 Franken aufgegeben hatte.
Das alte Umtauschverhältnis (1 Euro = 1,20 CHF) gab es zuletzt im Frühjahr 2018. Am Freitag notierte der Euro nun bei 0,9470 Franken (siehe Chart). Anders ausgedrückt: Der Schweizer Franken hat seit 2018 gut 25 Prozent auf-, der Euro entsprechend abgewertet.
Aggressive Zinssenkungen im neuen Jahr?
Befeuert wurden die jüngsten Euro-Verkäufe durch "dovishe" Kommentare von EZB-Vertretern, die zurückgehende Teuerung im Euroraum und schwachen Wirtschaftsdaten. Investoren setzen vor diesem Hintergrund auf eine baldige Zinssenkungen der EZB. "Vielleicht beginnen die Marktteilnehmer, aggressivere Zinssenkungen der EZB im nächsten Jahr einzupreisen", sagte Stefan Gerlach, Chefvolkswirt der EFG Bank in Zürich.
"Derzeit beträgt der Unterschied zwischen den kurzfristigen Zinssätzen in der Euro-Zone und in der Schweiz etwa 225 Basispunkte, aber die Märkte erwarten, dass dieser Unterschied in den kommenden zwölf Monaten auf etwa 150 Basispunkte schrumpfen wird", sagte UBS-Ökonom UBS Alessandro Bee. "Das macht den Euro gegenüber dem Schweizer Franken weniger attraktiv."
Der Anstieg des Frankens könnte die SNB dazu veranlassen, erneut Interventionen an den Devisenmärkten zu erwägen, um einer übermäßigen Aufwertung der Landeswährung entgegenzusteuern. Das hält EFG-Ökonom Gerlach jedoch für unwahrscheinlich. "Das würde eine Aufstockung der Devisenreserven bedeuten und die Bilanz weiter aufblähen", sagte er. "Ich denke, das wird man vermeiden wollen." Zudem setzen die Währungshüter seit einiger Zeit auf die inflationsdämpfende Wirkung eines starken Franken.
Schweizer Zinsentscheidung am Donnerstag
Die SNB lehnte in der vergangenen Woche eine Stellungnahme ab. Die Notenbank hat für kommenden Donnerstag ihre letzte geldpolitische Lagebeurteilung in diesem Jahr angesetzt. Gerlach erwartet, dass der Leitzins unverändert bei 1,75 Prozent belassen wird. Allerdings hatten Notenbank-Vertreter seither wiederholt betont, dass weitere Zinsschritte nötig sein könnten, um die Preisstabilität nachhaltig zu sichern. Bei der letzten Zinsentscheidung im September hatte die SNB nach fünf Zinserhöhungen in Folge überraschend von einer weiteren geldpolitischen Straffung abgesehen.
Mutige Anleger setzen nun auf einen schwächeren Franken bzw. einen steigenden Euro-Kurs. Eine Zinssenkung dürfte in der Schweiz zwar nicht mehr in diesem Jahr erfolgen. Doch mittelfristig wird sich die SNB dem allgemeinen Zinssenkungstrend nicht entziehen können. Womöglich senken die Eidgenossen ihren Leitzins bereits früher als die EZB. Interventionen der Notenbank täten ihr Übriges zur Schwächung des Franken gegenüber dem Euro.
Euro/Franken long? Nur mit engem Stopp
Das Risiko für einen weiteren Absturz des Euro zum Schweizer Franken erscheint nun kleiner als die Chance nach oben. Ein Turbo-Optionsschein long auf EUR/CHF verspricht entsprechend Potenzial. BÖRSE ONLINE hat einen endlos laufenden Turbo-Schein von Société Générale herausgesucht: WKN SN2NEN. Der Brief-Kurs stand am Freitag-Abend bei 7,20 Euro, Knock-out-Barriere bei knapp 0,89 CHF, Hebel 13,8.
Als erstes Ziel käme das November-Hoch des Euro bei 0,9680 CHF in Betracht, wo etwa auch die 200-Tage-Linie verläuft. Der Turbo-Call würde dann auf etwa 9,20 Euro anziehen. Das entspricht einem Potenzial von etwa 27 Prozent. Als Absicherung sollte eine recht enge Stop-Loss-Order bei 6,40 Euro eingezogen werden! (Mit Material von Reuters)
Lesen Sie auch: Jetzt auch ETF-Fan: Milliardär Ken Fisher schlägt bei diesen zwei besonderen ETFs zu