FRANKFURT (dpa-AFX) - Hohe Kosten und Rückstellungen für Bonuszahlungen haben am Freitag den Aktionären von BASF die Stimmung verhagelt. Der Chemiekonzern blieb im Schlussquartal beim operativen Gewinn recht deutlich hinter den Erwartungen zurück. Nachdem der Aktienkurs am Vortag bereits um fast sechs Prozent gefallen war in Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine, büßte er am Vormittag zeitweise bis auf fast 58 Euro, zuletzt noch gut drei Prozent auf etwas über 59 Euro.

Mit einem operativen Gewinn (Ebit) von gut 1,2 Milliarden Euro liege BASF um neun Prozent unter der Markterwartung, schrieb Analyst Chris Counihan von der Investmentbank Jefferies in einer ersten Reaktion. Schwach habe der Konzern in der Sparte Materials abgeschnitten, in der das bereinigte Ebit die Konsensschätzung um mehr als ein Drittel verfehlt habe. "Höhere Fixkosten und Rückstellungen für Boni" machte der Experte als Gründe hierfür aus. Die bereinigte Ebit-Marge sei um acht Prozentpunkte zurückgegangen.

"Wir rechnen mit Druck auf den Aktienkurs nach den Ergebnissen", hatte Counihan vor Börsenbeginn prognostiziert und sollte damit richtig liegen. Noch schwächer als die Sparte Materials seien die Segmente Oberflächentechnologie (Surface Technologies) und Ernährung & Pflege (Nutrition & Care) gewesen. Ersteres sei beim operativen Gewinn um fast drei Viertel hinter der Markterwartung hergehinkt und Letzteres um nahezu zwei Drittel. Hier hätten höhere Fix-, Rohstoff- und Energiekosten an der Profitabilität gezehrt.

Ein deutliches Verfehlen der Erwartungen konstatierte auch Chetan Udeshi von der Bank JPMorgan. Das liege zum großen Teil an einer geänderten Zuordnung von Rückstellungen für Bonuszahlungen. Diese seien nicht länger im Segment "Anderes" (Other) enthalten, sondern entfielen nunmehr auf die einzelnen Segmente. "Das wurde in unseren und auch in den Konsensschätzungen so nicht vollständig berücksichtigt", schrieb der Analyst. Aber auch im rein operativen Geschäft seien die Ergebnisse "wirklich schwächer als erwartet".

Der BASF-Kurs droht nun unter das Tief von Ende November bei gut 57 Euro zu fallen. Das wäre der tiefste Stand seit November 2020. Über den Jahreswechsel 2021/2022 hatte sich der Kurs noch kräftig erholt bis auf 69 Euro. Der am Ende eskalierte Konflikt zwischen Russland und der Ukraine hat diese Erholung in den vergangenen Tagen jedoch komplett zunichte gemacht./bek/ajx/mis

Quelle: dpa-Afx