FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Leitzinsentscheidung in den Vereinigten Staaten rückt näher und die Anleger am deutschen Aktienmarkt zeigen sich ein wenig entspannter. Nach zwei Handelstagen mit Verlusten legte der Dax am Mittwoch wieder zu. Trotzdem bleibt die Spanne, in der sich der Leitindex schon seit Wochen bewegt, unverändert eng.

Am Nachmittag stieg das deutsche Börsenbarometer um 0,63 Prozent auf 15 763,12 Punkte, während der MDax der mittelgroßen Werte um 0,94 Prozent auf 27 156,24 Zähler nach oben kletterte.

Seit Wochen schon ist der Dax wie gefangen im Bereich zwischen rund 15 500 bis etwa 16 000 Punkten, und laut Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei Robomarkets, ist zu befürchten, dass diese Lethargie auch nach den Ergebnissen der US-Notenbank-Sitzung andauern wird. Schließlich herrscht unter Volkswirten und Marktteilnehmern inzwischen große Einigkeit darüber, dass die Fed die Zinsen nicht weiter anheben wird. Für Unsicherheit sorgt hingegen der ungewisse geldpolitische Ausblick. Ist das Zinsplateau erreicht oder wird es künftig weitere Anhebungen geben, lautet die zentrale Frage.

Der Grund für die verhaltenen Ausschläge am Aktienmarkt ist laut Molnar aber nicht allein der Unsicherheit rund um die Geldpolitik geschuldet. "Vielmehr gibt es - egal, ob Zinspause oder nicht - aktuell keinen wirklichen Grund, an der Börse auf große Einkaufstour zu gehen. Die konjunkturellen Indikatoren sprechen eine eindeutige Sprache, insbesondere in Europa und Deutschland stehen die Zeichen auf Rezession."

Das haben ihm zufolge auch die Erzeugerpreise hierzulande signalisiert, die im August so stark fielen wie noch nie seit Erhebungsbeginn im Jahr 1949. Vieles davon sei zwar dem Basiseffekt geschuldet, - der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hatte die Energie- und viele Rohstoffpreise extrem hochgetrieben - dennoch bestätigen laut Molnar die "deflationären Tendenzen" bei den Erzeugerpreisen die trüben Aussichten für die deutsche Wirtschaft.

Unter den Einzelwerten hierzulande sackte die Talanx -Aktie im MDax als Schlusslicht um 8,1 Prozent ab. Der Versicherer erwischte die Anleger mit einer Kapitalerhöhung kalt. Allerdings hatte das Papier erst am Vortag ein Rekord erreicht und im bisherigen Jahresverlauf - Stand jetzt - immer noch um etwas mehr als 36 Prozent zugelegt. Im Dax hielt die Tochter Hannover Rück die rote Laterne mit minus 1,2 Prozent.

Dagegen ging die Erholung der Commerzbank -Aktie weiter mit plus 1,9 Prozent. Finanzchefin Bettina Orlopp sagte während einer Finanzkonferenz, dass es im laufenden Jahr wegen der kräftig gestiegenen Zinsen einen noch etwas größeren Zinsüberschuss als bislang in Aussicht gestellt geben dürfte.

Hugo Boss , Delivery Hero und vor allem Fraport wurden im MDax von Analystenkommentaren nach oben gezogen und legten zwischen 2,0 und 6,0 Prozent zu. Das Analysehaus Jefferies stellte sich in der Luxusgüterbranche neu auf und empfiehlt das Papier des Modeunternehmens Hugo Boss nun zum Kauf. Analyst Christian Salis von Hauck Aufhäuser rechnet nach gedämpften Erwartungen zu Jahresbeginn inzwischen wieder mit positiven Nachrichten vom Essenslieferanten Delivery Hero und rät zum Kauf. Goldman Sachs äußerte sich über die Geschäftsaussichten von Fraport positiv.

Außerhalb der großen Indizes ging es für die Papiere von Knaus Tabbert um knapp 8 Prozent nach oben, nachdem der Wohnwagenhersteller sein Margenziel nach oben geschraubt hat.

Der Euro rang mit der Marke von 1,07 US-Dollar und kostete am Nachmittag 1,0698 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Dienstag auf 1,0713 Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,75 Prozent am Vortag auf 2,77 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,09 Prozent auf 122,80 Punkte. Der Bund-Future stieg um 0,22 Prozent auf 129,71 Punkte./ck/mis

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx