(Schlusskurse, weitere Infos zu Volkswagen)

FRANKFURT/PARIS (dpa-AFX) - Beim jüngsten Höhenflug europäischer Automobilaktien scheint es derzeit keine Bremsen zu geben. Wie schon an den beiden Vortagen haben die Sektorwerte auch am Mittwoch ihr hohes Aufwärtstempo beibehalten. Während am Dienstag positive Nachrichten von Volkswagen und vom Batteriehersteller Varta als Kurstreiber für die Branche dienten, sorgten auch am Mittwoch die Pläne von Volkswagen hinsichtlich der Elektromobilität für anhaltend gute Laune. BMW punktete mit seinem Ausblick. Leoni indes konnten ihre teils hohen Kursgewinne nicht halten und schlossen etwas schwächer.

Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Automobiles & Parts stieg auf den höchsten Stand seit fast drei Jahren. Mit plus 3,25 Prozent war er erneut der attraktivste Sektor in Europa.

Die Aktien von BMW gewannen 6,16 Prozent. Mit in der Spitze 85,53 Euro kletterten sie auf ein Hoch seit rund zweieinhalb Jahren und reagierten damit auf den Ausblick des Autoherstellers für das laufende Jahr. Die operative Ergebnismarge im Kerngeschäft Automobilbau soll bei sechs bis acht Prozent liegen. Vergangenes Jahr war diese wichtige Kennzahl wegen Corona-Belastungen auf 2,7 Prozent abgesackt. BMW will zudem weiter sparen und die Mitarbeiterzahl um bis zu fünf Prozent senken.

Noch besser lief es am Mittwoch für die Vorzüge von Volkswagen , die an der Dax -Spitze um weitere 11,04 Prozent anzogen. Damit summiert sich ihr Kursgewinn seit Dienstag auf mehr als 18 Prozent. In puncto Marktkapitalisierung hat Volkswagen nun den Softwarekonzern SAP von der Spitzenposition im Dax verdrängt.

Der Fahrplan, den der Wolfsburger Autobauer derzeit mit Blick auf die Elektromobilität aufstellt, sorgt weiter für gute Stimmung. Volkswagen veröffentlichte endgültige Geschäftszahlen für 2020 und weitere Strategiesignale. Dem Markt gefielen vor allem der geplante Ausbau der Plattformstrategie und die ambitionierten E-Technologie-Pläne. Volkswagen bekomme immer mehr "Tesla-Charakter", schrieben die Autoren der Bernecker Börsenbriefe.

Besonders auffällig waren am Mittwoch auch wieder die Stammaktien von Volkswagen . In der Spitze rückten die mit Stimmrechten versehenen Papiere des Konzerns bis auf 310 Euro vor, zum Handelsende kosteten sie mit plus 15,83 Prozent 308,80 Euro. Über die genauen Gründe für die enorme Stärke der Stämme herrscht am Markt weiter Rätselraten. Fest steht, dass sich der Abstand zwischen Stämmen und Vorzügen seit Monatsbeginn deutlich ausgeweitet hat. Ein Grund wird in der Nachfrage der US-Anleger nach den dort handelbaren Volkswagen-Hinterlegungsscheinen (ADR) gesehen, die in Stämmen besichert seien.

Immer noch vermutet wird aber auch eine geplatzte Wette eines Spekulanten auf eine bessere Entwicklung der Vorzüge im Vergleich zu den Stämmen. "Irgendwer hat vermutlich ein Problem", sagte ein Marktteilnehmer. Hinter der Stärke der Stämme könne jedenfalls nicht nur das starke Interesse von Privatanlegern stecken.

Zur Rally der Autowerte trugen am Mittwoch zeitweise auch die Leoni-Titel bei, die zunächst um gut 14 Prozent nach oben schnellten. Der angeschlagene Kabel- und Bordnetzspezialist blickt nach einem von der Corona-Krise gebeutelten Jahr wieder zuversichtlicher nach vorne. Der angepeilte Anstieg des Konzernumsatzes im niedrigen zweistelligen Prozentbereich erscheine erreichbar, sagte ein Experte. Gleiches gelte für die avisierte Ergebnisverbesserung. Am Ende des Tages blieb von dem hohen Kurszuwachs gleichwohl nichts mehr übrig: Die Leoni-Titel schlossen 0,79 Prozent schwächer. Die Analysten der LBBW verwiesen auf den weiterhin hoch spekulativen Charakter der Aktie. Im Dax gewannen dafür die Anteile des Zulieferers Continental hinter Volkswagen und BMW 2,59 Prozent./edh/ajx/ag/mis/ajx/nas

Quelle: dpa-Afx