(neu: Schlusskurse, Credit Suisse, Baader Bank)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktien des Duftstoffe- und Aromenherstellers Symrise haben am Mittwoch ihre Verluste bis zum Handelsende wettmachen können. Nachrichten von Untersuchungen durch Wettbewerbsbehörden wegen des Verdachts auf Preisabsprachen in der Branche hatten zunächst die Jahresbilanz des im deutschen Leitindex Dax gelisteten Konzerns überschattet.

Am Ende dürften sich aber die die besser als von Analysten ausgefallenen Jahresziele am Markt durchgesetzt haben. Die Symrise-Papiere schlossen mit einem Kursplus von 0,6 Prozent, nachdem sie in Tagesverlauf mit zeitweise mehr als 4 Prozent Abschlag auf den tiefsten Stand seit Mai 2020 gefallen waren. Der Dax legte um 0,5 Prozent zu.

Die Aktien anderer großer Aromen- und Duftstoffhersteller in Europa blieben indes angesichts der Kartelluntersuchungen bis zum Abend unter Druck. Im schweizerischen Index SMI gaben die Anteilsscheine von Givaudan um 1,4 Prozent nach. Auch die Papiere von DSM gerieten in Mitleidenschaft und verloren rund zwei Prozent.

Die EU-Kommission sowie die schweizerische Weko und weitere Wettbewerbsbehörden aus Großbritannien und den USA gehen dem Verdacht auf Preisabsprachen in der Branche nach. Während die EU-Kommission keine Namen nannte, wurde Weko konkreter. Sie nannte als betroffene Unternehmen die größten der Branche: Symrise und Givaudan sowie das Genfer Familienunternehmen Firmenich, das mit der niederländischen DSM fusionieren will, und außerdem den US-Konzern International Flavors & Fragrances .

Symrise bestätigte, von der Europäischen Kommission im Zusammenhang mit Untersuchungen zu möglichen Preisabsprachen in der Branche kontaktiert worden zu sein. Von der Untersuchung betroffen sei zudem der Hauptsitz im niedersächsischen Holzminden. Noch gebe es aber keine Details. Symrise kooperiere vollumfänglich und werde aktuell als Zeuge gehört. Unternehmenschef Heinz-Jürgen Bertram sagte auf der Jahrespressekonferenz: "Preisabsprachen: Wir sehen uns da nicht betroffen. Wir denken heute, wir haben nichts zu verbergen."

"Die Behörden haben offenbar genügend Bedenken und glaubwürdige Hinweise auf Fehlverhalten gefunden, um koordiniert gegen den Sektor wegen Kartellverstößen vorzugehen", kommentierten die Experten der Basler Kantonalbank. Sollten sich die Hinweise bestätigen, würde dies einen "sehr großen Reputationsschaden" mit sich bringen und hätte, abgesehen von zu erwartenden Bußgeldern, auch Einfluss auf die zunehmend an Bedeutung gewinnenden ESG-Ratings (Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführung). Sie verwiesen zudem darauf, dass womöglich nun die Fusion zwischen Firmenich und der niederländischen DSM infrage stehen könnte, was DSM jedoch dementiert habe.

Die Bank Vontobel sieht dies ähnlich. Abgesehen von möglichen Geldstrafen befürchtet sie ebenfalls einen erheblichen Imageschaden für die Branche sowie eine künftig schwächere Position bei Preisverhandlungen.

Analyst Gunther Zechmann von Bernstein Research verwies darauf, dass die Untersuchungen "angesichts der Komplexität und Verflechtung der 'Big 4' der Aromen- und Duftstoffbranche" nicht einfach sein dürften. Kaufinteressierte Anleger könnten sich daher in den kommenden Monaten zurückhalten. Trotzdem sollten ihm zufolge aber eine im späteren Jahresverlauf erwartete Erholung der Absätze der Branche und sinkende Preise für Rohstoffe dem Sektor Rückenwind verleihen.

Erst einmal müsse Symrise wohl das Vertrauen der Anleger wiederherstellen, indem der Konzern mit verbesserter Profitabilität im ersten Halbjahr seine Ergebnisdynamik steigere, sagte Baader-Bank-Analyst Konstantin Wiechert. Auf lange Sicht hält der Experte aber Symrise weiterhin für ein qualitativ hochwertiges Investment - ebenso wie den gesamten Duftstoffe- und Aromensektor.

Samuel Perry von der schweizerischen Bank Credit Suisse senkte derweil sein Kursziel für die Symrise-Aktie auf 107 Franken - allerdings wegen einer gesunkenen Branchenbewertung. An seinem positiven Votum für Symrise hielt er fest und äußerte sich auch auf mittelfristige Sicht positiv zu den Geschäftsaussichten des Konzerns. Den möglichen finanziellen Schaden durch die Kartelluntersuchungen und eine etwaige Strafe hält er für gering./ck/tav/la/he

Quelle: dpa-Afx