FRANKFURT/PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die jüngst noch rekordhohen deutschen Rüstungsaktien haben am Dienstag unter weiteren Gewinnmitnahmen gelitten. In einer Branchenstudie der kanadischen Bank RBC heißt es, die Stimmung gegenüber Rüstungswerten sei gegenwärtig durchwachsen. Die Analysten verwiesen auf Unsicherheit mit Blick auf die staatlichen Verteidigungsbudgets. Dies belaste vor allem die Papiere großer Hersteller. Beim nächsten Nato-Gipfeltreffen in zwei Wochen dürfte die von US-Präsident Donald Trump geforderte, massive Erhöhung der Verteidigungsausgaben der europäischen Mitglieder im Fokus stehen.

Besonders heftig kamen am Dienstag MDax -Schlusslicht Renk mit einem Kursrutsch um zuletzt noch 9,2 Prozent unter die Räder. Hier belastete vor allem, dass die Bank of America die Kaufempfehlung strich und die Aktien gleich doppelt abstufte auf "Underperform". Zur Begründung hieß es, die Aktien seien kurzfristig zu weit gelaufen. Zudem monierte das Analystenteam um Benjamin Heelan, dass es dem Panzergetriebe-Hersteller an Aktivitäten im Rüstungselektronik-Bereich mangele.

Doch auch beim Radar-Spezialisten Hensoldt mussten die Anteilseigner einen Verlust von 2,5 Prozent hinnehmen. Für die Aktien des Rheinmetall-Konzerns , der im Rüstungsbereich vor allem Rad- und Kettenfahrzeuge, Waffensysteme und Munition produziert, ging es am Dax -Ende um ebenfalls 2,5 Prozent bergab.

Vor wenigen Tagen hatten die drei Rüstungstitel allesamt noch Bestmarken aufgestellt. Von diesen sind sie inzwischen zwar recht deutlich zurückgefallen. Doch die Kursgewinne seit Jahresbeginn sind immer noch imposant und bedeuten Spitzenplätze in den jeweiligen Indizes: Auf 283 Prozent beläuft sich das Plus für Renk, auf 173 Prozent für Hensoldt und 182 Prozent für Rheinmetall. Betrachtet man die Entwicklung seit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022, fallen die Gewinne noch beeindruckender aus.

Etwas unter Druck standen am Dienstag auch einige europäische Rüstungsaktien, die unlängst Rekordstände erreicht hatten. So gaben die Papiere der Triebwerkshersteller Safran und Rolls-Royce in Paris und London um 1,1 beziehungsweise 2 Prozent nach. Thales verloren als Schlusslicht im französischen Cac 40 1,2 Prozent und Leonardo in Mailand 2,5 Prozent. Für Saab ging es um 5,4 Prozent bergab, nachdem sowohl die Bank of America als auch die schwedische Bank SEB sie abgestuft hatten. Deren Experten verwiesen auf ein bereits eingepreistes starkes Wachstum beziehungsweise fehlendes mittelfristiges Kurspotenzial.

Besser hielten sich die britischen BAE Systems mit plus 0,2 Prozent. Ihnen half, dass die Bank of America die Titel gleich doppelt hochgestuft hatte und nun zum Kauf rät. Diese profitierten ebenso wie die der norwegischen Kongsberg vom Engagement in den USA und Trumps Plänen für ein "Golden Dome" genanntes, mehrstufiges US-Raketenabwehrsystem nach dem Vorbild des israelischen "Iron Dome", heißt es zur Begründung./gl/ajx/jha/

Quelle: dpa-Afx